Hi Wittgenstein,
ich bin mir selbst nicht 100%ig sicher, weil du in Vers 2 diesen Diphtong hast, und die sind immer schwierig, weil ein- oder zweisilbig lesbar. In Vers 1 und 5 hast du jedenfalls das folgende Metrumschema (x und Großschreibung stehen für betonte Silben, - und Kleinschreibung für unbetonte):
[red]
als TAR zan dem MIT tags schlaf FRÖN te,
von AF fen die HAA re sich FÖHN te.[/red]
[blue]- x - - x - - x -[/blue]
In Vers 2, so wie er natürlicherweise gelesen werden müsste, sieht es aber wie folgt aus:
[red]er WACH te er weil es laut DRÖHN te[/red]
[blue]- x - - - - - x -[/blue]
Das heißt, es fehlt eigentlich die betonte Silbe in der Mitte. Man KANN natürlich das "weil" betonen - und tut es auch automatisch beim Lesen des Gedichts, um nicht aus dem Rhytmus zu kommen:
[red]er WACH te er WEIL es laut DRÖHN te[/red]
Aber es ist sprachlich gesehen einfach unnatürlich, eine subordinierende Konjunktion stark zu betonen. In einem normalen Kontext außerhalb der Dichtung würdest du einen Satz niemals so betonen - es sei denn, du wolltest in einem ganz speziellen Kontext die Betonung auf das kausale Verhältnis zwischen den Teilsätzen legen (z.B. "Er erwachte nicht einfach ALS, sondern WEIL es laut dröhnte"). Vor allem ist es auch deswegen unnatürlich, weil das Wort "laut" dann gemäß dem Metrum unbetont bleiben muss. Es wird also ein "Funktionswort" (Konjunktion "weil") betont, während ein "Inhaltswort" (Adverb "laut") unbetont bleibt - das wird in der Alltagssprache genau umgekehrt gehandhabt, deshalb fällts auf. In den Versen 1 und 5 hingegen hast du ganz natürliche betonungsverhältnisse: Alle "Funktionswörter" (z.B. "als", "dem", "sich") sind unbetont, die betonten Silben sind die natürlichen Wortakzente der "Inhaltswörter".
Ich schlage deshalb vor:
[red]er WACHT' er, weil LA ut es DRÖHN te[/red]
[blue]- x - - x - - x -[/blue]
Damit wird der Akzent auf das "laut" verschoben und das "weil" wird davon erlöst
. Allerdings muss man den Diphtong zweisilbig lesen, was vielleicht etwas unnatürlich sein könnte, diese Lösung ist also nicht perfekt - aber ich finde, sie ist eine Verbesserung.
Aber das ist wirklich nur meine persönliche Ansicht! Ich habe in letzter Zeit bei den Diskussionen in der Lupe immer mehr gemerkt, dass Flüssigkeit oder Brüchigkeit des Metrums sehr individuell beurteilt wird, das ist alles eine Sache des Lesestils etc. Ich häng mich manchmal an Sachen auf, die für Andere völlig natürlich klingen - und umgekehrt. Nimm's also nur als eine mögliche Variante und quäle dein Gewissen nicht
.
Lg Julia