November

November

Flo ist unruhig. Er wartet auf Flora. Sie wollte mit Flo gemeinsam einen Waldspaziergang machen. Aber Flo hatte dazu keine Lust, weil das Wetter schon seit Tagen so abscheulich ist. Draußen ist es nass und kalt. Flo will lieber in seiner warmen Biberburg bleiben. An seinem Holzofen ist es sehr gemütlich. So ist Flora alleine aufgebrochen. Sie hatte Flo aber fest versprochen, ihn gleich nach ihrer Rückkehr zu besuchen. Flo hat nämlich einen köstlichen heißen Früchtepunsch gekocht, den Flora sich nicht entgehen lassen wollte. Inzwischen ist der Punsch schon wieder kalt geworden. Da Flora nicht zurückgekommen ist, macht sich Flo nun große Sorgen. Immer wieder geht er vor die Türe und hält Ausschau nach Flora.

Da beschließt Flo, seine Freundin zu suchen. Schnell zieht er sich seine Matschhose, Matschjacke und die Gummistiefel an und denkt sogar noch an seinen gelben Regenhut. Er zieht die Schnüre unter seinem Kinn fest zu, damit ihm der Hut bei dem Wind nicht davon fliegt, und macht sich auf die Suche. Zuerst läuft Flo zu Floras Mausbau.

„Vielleicht ist sie ja schon von ihrem Spaziergang zurück und hat einfach nur unsere Verabredung vergessen,“, versucht sich Flo zu beruhigen.

Doch in Floras Mausbau ist kein Licht zu sehen. Trotzdem klopft Flo an ihre Türe und ruft laut: „Flora, bist du schon wieder zurück?“

Aber im Mausbau rührt sich nichts. Nur das Heulen des Windes ist zu hören.

„Zu dumm!“, denkt sich Flo, „dann muss ich sie wohl im Wald suchen.“

Flo dreht um. Er muss mit aller Kraft gegen den Sturm ankämpfen, um vorwärts zu kommen. Auf der Brücke wirft ihn beinahe eine heftige Windböe in den Waldbach. Er kann sich gerade noch am Geländer festhalten. Flo ist erleichtert, als er den Waldrand erreicht. Dort weht der Wind wegen der schützenden Bäume nicht mehr so stark. Der Weg führt nun nach rechts zu den Weihern. Immer wieder bleibt er stehen, sieht sich suchend um und ruft laut: „Flora, Floooora!“ Keine Antwort! Dann erreicht Flo den ersten Weiher. Im Sommer blühen hier die Seerosen, aber davon ist heute nichts zu sehen. Dafür entdeckt er Flora, die winkend am hinteren Schilfufer steht und irgendetwas ruft. Aber Flo kann sie wegen des heulenden Windes nicht hören. Schnell läuft er auf Flora zu. Jetzt kann er sie verstehen, sie ruft um Hilfe.

„Hilfe Flo, ich stecke im Schlamm fest“, heult Flora verzweifelt, „bleib lieber stehen, damit du nicht auch noch stecken bleibst.“

Flo bleibt sofort stehen. Da sieht er das Unglück. Flora ist bis zu den Knien im Ufermorast versunken. Ihre Gummistiefel sind nicht mehr zu sehen. Normalerweise ist das Ufer an dieser Stelle fest, aber der viele Regen in den letzten Tagen hat die Erde aufgeweicht. Flora hat das erst bemerkt, als es schon zu spät war und sie im Schlamm stecken blieb. Gut, dass Flora ihren Freund vorgewarnt hat, damit ihm das nicht auch passiert. Flo überlegt fieberhaft, wie er Flora aus dem Schlamm befreien kann, ohne selbst darin zu versinken. Da hat er einen Idee.

„Flora, nicht bewegen!“, ermuntert er sie, „hab keine Angst, ich komme gleich wieder.“

Flo saust sofort los. So schnell er kann rennt er zurück zur Biberburg. Das ist bei dem starken Wind und dem Regen gar nicht so einfach. An der Biberburg ankommen, läuft er direkt zu seiner Werkstatt und schnappt sich zwei leere Eimer, mit denen er im Sommer seine Johannisbeersträucher gießt. Damit macht er sich im strömenden Regen auf den Weg zurück zu Flora, die immer noch im Schlamm feststeckt.

Als Flora Flo mit den Eimern sieht, ruft sie verzweifelt: „Willst du mich jetzt auch noch gießen? Flo, ich bin schon klatschnass!“

„Nein, natürlich nicht!“, beruhigt sie Flo lachend, „warte Flora, ich bin gleich wieder bei dir und befreie Dich!“

Er rast wieder zu seiner Werkstatt. Diesmal greift er nach seiner längsten Leiter und rennt damit zurück zu Flora, die immer noch an der selben Stelle im Regen steht.

„Pass auf, Flora!“, erklärt Flo, „ich werfe dir jetzt einen Eimer zu. Du musst ihn fangen und dann vor dich auf den Boden stellen!“

Flora tut, was Flo von ihr will. Jetzt wirft er ihr den Eimer zu und sie stellt ihn vor sich ab. Dann bewegt sich Flo langsam auf Flora zu. Mit den Füßen ertastet er vorsichtig, ob ihn der Boden trägt. Da wo der Boden zu weich wird, stellt er den zweiten Eimer ab. Dann holt er die Leiter und schiebt das eine Ende zu Flora.

„Flora, wir bauen jetzt eine Brücke“, ruft Flo aufgeregt, „nimm die Leiter und lege dein Leiterende auf deinen Eimer. Ich mache das gleiche bei mir.“

Stolz betrachtet Flo die Leiterbrücke. Dann steigt er auf die Leiter und klettert darauf zu Flora.

„Da bin ich Flora“, sagt Flo beruhigend, „gib mir deine Hand, dann ziehe ich Dich heraus.“

Glücklicherweise ist Flo ziemlich stark und kann Flora mit einem Ruck aus dem Schlamm auf die Leiter ziehen. Nur Floras Gummistiefel bleiben im Morast stecken.

„Vielen Dank, Flo!“, sagt Flora erleichtert, „ich bin so glücklich, dass du mich gerettet hast. Ich bin pitschnass und mir ist schrecklich kalt. Ich will nur noch nach Hause.“

„Komm Flora“, antwortet Flo „ich trage dich nach Hause. Ohne Schuhe kannst du nicht laufen. Der Boden ist viel zu kalt. Die Eimer, die Leiter und deine Gummistiefel holen wir, wenn es aufhört zu regnen.“

Flo nimmt Flora huckepack und trägt sie zu ihrem Mausbau. Flora ist völlig durchgefroren und zittert am ganzen Leib. Während sich Flora umzieht, feuert Flo ihren Ofen an.

„Du Flora“, sagt Flo als sich Flora in ihre warme Decke kuschelt, „jetzt haben wir doch in der Aufregung glatt meinen leckeren Früchtepunsch vergessen. Ich mache ihn schnell noch einmal heiß und bringe dir eine Kanne rüber, dann wird es dir sofort wieder richtig warm.“
 



 
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