Nummer 2154.

pleistoneun

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"Guten Morgen", begrüßte Kollege Schweißbart seinen Kollegen Elmar und steckte sich sein Identifizierungsschildchen mit der Nummer 2154 an. "Du weißt, heute machen wir den Südteil der Stadt." Kollege Schweißbart war, wie Elmar auch, vom sogenannten städtischen Haarsammeldienst. Nachdem es unter den Einwohnern schon viele epidemieartige Krankheitsfälle gab, die durch mangelnde Reinigung der Haare ausgelöst wurden, hatte das Zentralamt für Gesundheit kurzum ein Haarverbotsgesetz, demzufolge der Besitz von Fremd- oder Eigenhaar unerlaubt war und weiters mit dem Tod bestraft werden würde.

"Tag Schweißbart", entgegnete Elmar und steckte dabei sein Schildchen an. Nummer 8113. Die beiden Exekutivbeamten waren auch heute wieder im Auftrag der Stadt auf der Suche nach illegalen Haaren. Bevor es losging, überprüfte Elmar noch schnell seine Werkzeuge: Kleinkalibermesser, Reißzange, Haaranalysator, Ätzer und der fürchterliche Herzschocker für den Ernstfall.

Schweißbart parkte vor dem großen Einkaufszentrum. Sie stiegen aus. Eine große Ansammlung Einkaufslustiger und potenzieller illegaler Haarträger befand sich am Haupteingang. Das war ihr Ziel. Elmar und Kollege Schweißbart mischten sich unter die Leute und konnten so ungehindert und aus nächster Nähe die Köpfe kontrollieren. Aber nein. Kein einziges kleines Haar hatten sie entdeckt, schöne Pleite. Im Gewühl von Einkaufstüten und schlechtem Atem verbrachten sie den ganzen Vormittag ohne Ertrag. So aufregend und spannend ihre Arbeit auch war, so ernüchternd konnte sie sein, wenn der Erfolg ausblieb.

Niedergeschlagen kehrten sie zum Wagen zurück. Sie öffneten ihre Türen und wollten sich grade reinsetzen, als dieses kleine Haar durch den Windzug vor den Augen der Inspektoren in die Luft gewirbelt wurde. Entsetzt blickten sie sich an. Verdammt, ein Haar im Einsatzwagen. Verdammt, von wem konnte dieses Haar denn nur stammen? Mit großer Behutsamkeit griff Elmar nach dem Haar, öffnete den Haaranalysator, schloss den Deckel vorsichtig und drückte auf "analyse". Nach wenigen Sekunden druckte das Gerät einen Zettel mit einer Identifiaktionsnummer aus. Die verheerende Nummer war: zwei eins fünf vier. 2154! Kollege Schweißbarts Nummer! Es gab keinen Zweifel, der Haaranalysator irrte sich nie. Elmar zeigte ihm das Ergebnis. Angst packte Schweißbart. Elmar ging rüber zu Schweißbart und wusste was jetzt zu tun war. Er tat es und fuhr alleine zurück zum Revier.

Ein paar Tage später wurden vom Zentralamt alle Haaranalysatoren der Inspektoren eingezogen, weil sie angeblich falsche Nummern auswarfen.
 

verkalkt

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eine interessante Idee, die du sprachlich sehr gut
umsetzt
empfehlenswert für alle haarphobiker und wissenschaftsgläubigen
 



 
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