Nur-Mann!

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tastifix

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Wir Krone der Schöpfung... und doch lediglich Nur-Männer? Das kann nicht sein, das darf nicht sein, das widerspricht unserem Status durch sämtliche Jahrtausende hindurch von Anfang an. Und auch dem von noch früher.

Schon die Affenmännchen hatten von jeher das Sagen. Sie und nicht etwa ihre schwächlichen Weibchen verteidigten mutig ihre Meute auf Biegen und Brechen. Notfalls sogar mit dem eigenen Leben. Also fußen wir auf unsere Überlegenheit ja wohl völlig zu Recht. Denn das ist der Beweis: Gott hatte die männliche Vorrangstellung bereits lange vor unserer Existenz bestimmt. Urvater Adam gab er noch ein ganzes End zusätzlicher grauer Zellen mit auf den Weg, auf dass sein hervorragendstes Wesen für die späteren Aufgaben gewappnet war. Welche er ihm da aber zugedacht hatte, verriet er ihm erst später. Damit der Mann als zukünftige Beherrscher der Welt es für alle Zeiten auch bliebe, schuf Gott Gefährtin Eva nicht etwa aus Adams erster, sondern aus einer x-beliebigen, höchstwahrscheinlich sogar der allerletzten Rippe. Mehr der Ehre für das Weib erschien dem Herrn zu Recht als nun wirklich unpassend . Viel Gehirn plus überragende Fähigkeiten stand diesem Geschöpf nach seinem Dafürhalten ohnehin nicht zu. All das schenkte er in seiner göttlichen Weisheit lieber dem Adam.

Doch leider reichte Evas Grips dennoch(wie gemein!) dafür aus, den ersten Mann der Welt fein um den Finger zu wickeln und ihn mittels eines unter die Nase gehaltenen süßen Apfels zur Ursünde zu verführen. Liebe ging schon im Paradies durch den Magen. Der männliche Magen widerstand nicht und sagte trotz des strikten Verbotes seines Schöpfers jubelnd ja. Adam genoss dieses Werkzeug der Sünde ungeachtet der zu erwartenden negativen Folgen. Gottes Strafe fiel fürchterlich aus. Er warf die Beiden einfach aus dem Garten Eden raus.

Eva und Adam plagten sich fortan auf der Erde. Frau büßte hart für ihren Frevel, der Menschheit die ewige Glückseligkeit des Paradieses gestohlen zu haben, hatte ihrem Manne untertan zu sein, musste von morgens bis abends erbärmlich schuften und auch noch so ganz nebenbei unter Schmerzen Kinder gebären. So was kommt von so was!

Eingedenk Gottes Befehl, sich über die Erde zu verbreiten, um sie dann letztendlich zu beherrschen, erwiesen sich diese Ureltern der Menschheit in einer ganz bestimmten Hinsicht als alles andere als faul. Jene Order befolgten sie nur zu gerne, vorrangig Adam war da mit Freude bei der Sache. So kriegten sie denn auch rasch Nachwuchs. Usw. ... usw. ...

Die Menschheit wuchs und wuchs.
In der Steinzeit jedoch war das Leben eher ziemlich ungemütlich. Hinter jedem Felsbrocken lauerten Gefahren, zum Beispiel wilde Tiere jeder Größe überall. Aber wir Männer behaupteten uns als Keulen-, Steine- und Pfeile schwingende Helden, die auch da schon auf Grund der überragenden Denkleistungen unserer grauen Zellen mit allen Unflätigkeiten des Alltags prima fertig wurden. Um unser Image zu bewahren, jagten wir Mammuts und ähnlich reizende tierische Mitbewohnern der Mutter Erde klugerweise besser als Gruppe. Einer allein wäre sonst in den sicheren Tod gerannt. Doch das war ein sorgsam vor den Weibern gehütetes Geheimnis. Nicht, dass die sich noch bestärkt fühlten und infolge glatt ihre Verpflichtung vergaßen, uns absolute Bewunderung und daraus resultierenden Gehorsam zu leisten. Das hätte uns gerade noch gefehlt!

So aber hockten unsere schwachen Frauen derweil furchtbibbernd ums Höhlenfeuer herum und widmeten sich lieber der lächerlich leichten Hausarbeit wie Nachwuchs-in-den-Schlaf-Wiegen und Knochennadel-Schneiderarbeiten. Kehrten wir als Sieger aus dem ungleichen Kampf Mensch-Tier heim, umgarnten sie uns mit schmachtenden Blicken. Das wiederum werteten wir unbezweifelbar als Evas Erbgut!

Ab und an stürzten wir mutigen Männer uns in kriegerische Auseinandersetzungen mit umliegend wohnhaften, fremden Sippen. Eindringlinge dezimierten wir rigoros und entführten, wenn möglich, zur Strafe deren Frauen. Manchmal erklärten die sich mit Wonne damit einverstanden und ergriffen die Gelegenheit zu einem leidenschaftlichen Flirt hocherfreut beim Schopfe. Rache ihrer besseren Hälfte brauchten sie da nicht zu fürchten. Die lag in der heimatlichen Höhle und pflegte tapfer ihre Wunden, falls sie dazu überhaupt noch in der Lage war.
Alles folgte unserem Kommando, den Befehlen muskelbepackter und überaus schlagfertiger Männer, den Steinzeitkapitänen. Welch` Balsam für unsere Seele!

Millionen Jahre zogen ins Land. Mann spürte es förmlich: Sein Gehirn wuchs und wuchs. Wir strotzen nur so von steigender Intelligenz, daraus resultierender Einsichtig- und Tüchtigkeit. Die Seele triumphierte: Ja, dies und das hatten wir in der Steinzeit noch nicht gewusst, noch nicht gekonnt. Einfach toll, so eine gewichtige Hirnmasse. Dieser Erkenntnis wegen erfuhr unser stolzes männliches Ego einen Adrenalinstoß nicht unerheblichen Ausmaßes. Dessen Auswirkung war famos. Wir schlugen uns hoch erhobenen Hauptes in bester King Kong Manier mit beiden Armen gegen die Brust und ließen auch den entsprechenden Schrei ertönen. Damit die ganze Welt und besonders unsere weiblichen Hälfte ja nie daran zu zweifeln begann, welch tolle Kerle wir doch waren. Es funktionierte bestens. Zumindest noch für eine ganze Weile.

Jedoch arbeitete die fortschreitende Evolution gegen uns. Unser inzwischen weit übersteigertes Selbstbewusstsein verhinderte, dass wir es rechtzeitig bemerkten. Doch selbst dann hätten wir es nicht mehr stoppen können. Da tat sich im Geheimen etwas, was uns auf Dauer so gar nicht gefiel, uns im Laufe der Zeit vom selbst erstellten Sockel der Ich-Gefälligkeit herunter schubsen sollte.

Bis aufs Mark erschüttert hatten wir einzusehen: Die weibliche Hälfte der Menschheit war zwar nur aus einem verschwindend kleinen Teil des männlichen, fast überirdisch vollkommenen Körpers geformt worden. Aber zum Pech für uns Männer hatte der Schöpfer allen Lebens auch ihr die Fähigkeit geistig-seelischer Weiterentwicklung verliehen sowie noch obendrein die für Frauen so sehr charakteristische Wesenszüge. Genau die sollten uns durch sämtliche Jahrtausende hindurch echtes andauerndes und stets wachsendes Kopfzerbrechen bescheren.

Bereits in der Antike fing das Theater an. Wir wähnten uns noch als Spitze allen Seins, fast unbesiegbar und beinahe auch noch unfehlbar. Weit gefehlt! Das Unheil nahte in Gestalt eben dieser doch nur zweitrangigen Geschöpfe. So zweitrangig, wie wir die ganze Zeit geglaubt hatten, waren die leider nicht mehr. Die für Frauen typischen Eigenschaften hatten sich unmerklich für uns verstärkt, gepaart mit einer uns männlichen Wesen fremden stetig ausgeklügelteren Raffinesse. Und mit eben dieser erzogen sie uns zu ihrem mehr als willigen Werkzeug.

Ob als Sklavin, Geliebte, Freundin oder auch Ehefrau... Sie alle wurden zu Meisterinnen in der Kunst des Umgarnens, des Spinnens. Jede entwickelte ihre eigene Taktik. Die Spule der Schmeichelei verhalf ihnen fast immer zum Erfolg. Unsere männlichen Eitelkeit ließ sich nur zu gerne einwickeln, wir uns gebauchpinselt um 180 Grad den Kopf verdrehen.
In all den folgenden Jahrhunderten, Mittelalter bis in die Gegenwart, trugen wir Armen dieses nicht ganz unwichtige Körperteil falsch herum, ohne jede Chance, aus jenem ver-rückten Taumel zu fliehen. Die holde Weiblichkeit hielt uns bestens im Griff.

Offiziell waren zwar wir die Kriegsherren, die Fürsten, Könige und Kaiser, doch in unserem Rücken stand das nur scheinbar so hilflose schwache Geschlecht, hypnotisierte uns mit seinen weiblichen Reizen. Je nach Notwendigkeit und Lage der Dinge fielen sie uns auch in denselbigen, dirigierten, manipulierten und intrigierten sich triumphierend durch sämtliche Jahrtausende des Weltgeschehens.

Wehrlos ihnen ausgeliefert, waren wir Wachs in ihren Händen, brannten lichterloh und verbrannten uns oftmals ihretwegen ganz gehörig die Finger. Die Krone der Schöpfung verlor mehr und mehr ihre Zacken bzw. den Durchblick. Derweil besiegte die Weiblichkeit so gar nicht mehr unterwürfig den letzten Rest Schüchternheit und infolge dann uns. Die Frauen trieben es immer dreister. Waren wir bisher diejenigen gewesen, die bei Nichtgefallen Geliebte, Freundin oder auch sogar Ehefrau von sich stießen, verstießen oder im Extremfall sogar zu Boden stießen, drehten diese Emanzen doch tatsächlich den Spieß um und erhoben sich in unerhörter Keckheit gegen ihren Herrn und Meister. Per oralem Nudelholz fügten sie unserem Prestige gröbste Kratzer zu, setzten nicht allein die bekannten weiblichen, sondern sogar herkömmliche Waffen ein und erwiesen sich, wurden dann wir ihnen als Geliebte, Freunde bzw. Ehemann zu lästig, als mordlüsterne Bestien.

Demzufolge lagen die Beherrscher der Welt oftmals fast zermatscht vor ihnen auf dem Boden. Die da gar nicht mehr so charmante, holde Weiblichkeit frohlockte. Frohlockte allerdings nur relativ kurze Zeit. Bis dato hatten sie unsere Ratschläge nur zu gerne genutzt, unseren Schutz fleißig in Anspruch genommen. Doch all das fehlte jetzt, wie sie entsetzt und ernüchtert feststellten. Denn unser Gehirn lag in den letzten Zuckungen. Mittlerweile der alleinigen Verantwortung für alles und jedes mehr als überdrüssig, ereilte sie gerade noch rechtzeitig die schockierende Erkenntnis, taktisch einen gravierenden Fehler gemacht zu haben.

Reuevoll leisteten sie hastig Erste Hilfe, kleisterten uns mit Charme-Komplimente-Kleber wieder zusammen und verdrehten uns ein zweites Mal den Kopf um 180 Grad.. Da sie ja inzwischen immens an Klugheit zugelegt hatten, sogar in der richtigen Richtung. Wir hatten unser Gesicht wieder und sie konnten erneut in dasselbige aufschauen. Was sie dann auch strahlend taten. Wir waren ja wieder zu etwas nutze.

Und ein drittes Mal verdrehten sie uns den Kopf...
Sind wirklich wir Männer die Herrscher dieser Welt...??
 
P

Pete

Gast
Gute Argumentation.

Da wird mir nun einiges klar ...

Die Pointe kriegst Du noch besser hin, wenn ich mir so Deine anderen Texte ansehe (z.B. Bett ... put!).

Eine Möglichkeit: Die Klammer zum Anfang/Einstieg besser schließen, d.h. auf eine Behauptung/These/Feststellung zurückkommen.

Wenn Du das noch hinkriegst, hat das Essayqualität.
 



 
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