Ich tu' antworten
Hallo Maskeso!
Vielen Dank für deine Kritik, bin immer erfreut, berührt eines meiner Werke den Leser, sei’s nun posi- oder negativ. Ich finde es gut, wenn es zu Gedichten etwas zu sagen gibt und sie nicht einfach am Leser vorüberziehen.
Konkret zu Deiner Kritik ist zu sagen:
Die sprachliche Übersteigerung einzelner Begriffe, Handlungen oder Stimmungen deuten auf die innerliche Zerrüttung des Autors (in diesem Falles ich ‚meine Zerrüttung’ klang nur nicht so elegant) hin. ‚Gedanken bleiben ungedacht’ bezieht sich in diesem Falle auf die Gedanken allgemein, soll die momentane Unfähigkeit aufzeigen, sich mit rationalen Gedanken an den Alltag, das Sein, das Morgen, Heute und Gestern zu beschäftigen, gleichermaßen sind aber auch die Gedanken an die vergangene bzw. vorbeigegangene Liebe.
Die Schritte auf den Steinen ‚donnern’, da die zu diesem Reim inspirierende Situation sich auf in einer Stadt auf einer kleinen, malerischen Nordseeinsel zutrug, ich im Begriff war, mein Nachtquartier aufzusuchen und mit Ledersohlen über glattes Kopfsteinpflaster ging. Da das einzige zu diesem späten Zeitpunkt vernehmbare Umgebungsgeräusch der Wind in den Bäumen war, erfreuten sich die zu Tönen emporgestiegenen Schallwellen, ausgelöst durch meine Schuhe einer –relativ zur Umgebung- großen Lautstärke. Setzte man diese Relation zwischen Umgebungsgeräusch und Einzelton vor die Kulisse einer –sagen wir- belebten Innenstadt, würde ich mich donnernden Schrittes durch die Einkaufspassage bewegen.
Die Zeile ‚Denk an Dich, was ich auch tu’’ gefällt mir selber nicht so 100%ig. Irgendwie verstößt -tu’- auch gegen meine ganz persönlichen ‚dichterischen’ Regeln. Andererseits ist es schwer ein Synonym (außer ‚machen’) für ‚tun’ zu finden, ohne sich dabei auf weitere Konkretisierungen einzulassen. Diese Konkretisierungen nämlich sollten vermieden werden, da die totale gedankliche Beanspruchung des Autors (s.o.) (über)deutlich gemacht werden sollte.
Strophe vier soll positiv klingen. ‚flieht’ ist ein absichtlich gesetzter paradoxer Kontrast. Eigentlich müsste der Autor glücklich sein über die endende dunkle Nacht, scheint aber dem Mond etwas hinterher zu trauern, doch nur bis zur Mitte des Verses. ‚Der Sonne Macht’ erfüllt den Protagonisten mit neuem Mut, lässt ihn Hoffnung schöpfen, mit dieser Macht auch über den Schicksalsschlag dieser Nacht hinwegzukommen. Er sieht den neuen Tag vor Augen, fällt dann noch einmal etwas zurück, jedoch nicht so tief wie zuvor, um einen letzten Wehmutstropfen auf dieses Gedicht fallen zu lassen, ‚doch wird der Tag... ’. Als dramaturgischer Höhe- und Endpunkt dient diese vierte Strophe, die ein auf und ab der Gefühle inszeniert und den Leser so bis zur letzten Zeile im Unklaren darüber lässt, ob der Autor am Ende des Gedichtes glücklicher oder unglücklicher ist als eingangs.
Die Bilder sind in dem Sinne keine Bilder sondern nur Kulisse. Das Gedicht spielt sich auf zwei Ebenen ab. Es sind zwei Schilderungen, die miteinander verknüpft sind. Ebene 1 beschreibt die optisch-akustische Wahrnehmung der Umgebung, Ebene 2 die Gefühle die sich im Inneren des Autors abspielen. Als dem tatsächlichen Empfinden, dem Wechsel zwischen Betrachtung der Umgebung und Betrachtung des Inneren nachgestellt wurde diese Verknüpfung benutzt.
So, genug der Worte.
Ich beantworte nicht jede Kritik so ausgiebig und habe das nicht getan, weil mein Dichter-Ego verletzt wurde, ich hatte gerade mal Lust, ein bisschen zu schreiben. Also: Ich freue mich (s.o.) über Kritik also mach ruhig weiter, dazu ist diese Seite ja irgendwie auch da.
Viele Grüße
David