Oh schlechte Welt

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Anklage:
Die Welt sie war gemein zu mir
Gebissen hat mich da ein Tier
Dort hat gestochen eine Mücke
Die Welt ist voller List und Tücke.

Ein jeder will mir immer Mieses
Niemand verhilft mir je zum Recht
Man verwehrt mir das und dieses
Langsam find ich's scheisse, echt.

Hab mich stets bemüht zu leisten
Hab nie versucht mich zu erdreisten
Mich ungerecht wo zu bedienen
Ich wollt mir meinen Lohn verdienen.

Dann hat man mir ganz schlecht gemacht
Was ich versucht hab zu erringen
Es hat die Welt mich ausgelacht
Und sich geweigert Recht zu bringen.

Jetzt endlich hab ich mich entschieden
Lasse alles stehn und liegen
Hau den Hut drauf, lass es sein
Niemand pisst mir mehr ans Bein.

Könnt alle mich am Hintern küssen
Laßt es Euch schmecken, ich bin weg
Will nichts mehr hörn und sehen müssen
Vom ew'gen Ungerechtheitsdreck.
 
O

ollrich

Gast
Für den ersten Teil, würd ich glatt Zehn Punkte geben,
doch wie so oft im Leben, folgt auf Sonnenschein der Regen.
Die Verteidigung könnte man, denke ich, einfach
weglassen und das Ganze als ausgesprochen gelungene Ironie darstellen.
 
Verteidigung

Danke für Deine Anregung, ich hab sie gleich mal umgesetzt. Vielleicht wirkt's dann besser, bin ja noch relativ neu (überhaupt im Lyrik-Forum).

L.C.
 

Udogi-Sela

Mitglied
Oh schlechte Kritiker!

Ein paar Gedanken über diese „Oh schlechte Welt“

Titel: „Anklage“: Eine Anklage müsste jemanden oder etwas anklagen, aber wie man liest handelt es sich um eine Klage.

1. Strophe:
Die „Welt“ wird beklagt, doch was ist mit „Welt“ gemeint?
Erst mal ein Tier. Aber welches?
Dann stach eine Mücke, gefolgt von der Behauptung: „Die Welt ist voller List und Tücke.“

Ein Tier biss, eine Mücke stach und schon ist die ganze „Welt“ gemein und „voller List und Tücke.“ Nicht umsonst gibt es den Spruch von der Mücke, aus der man einen Elefanten macht.

2. Strophe:
„Ein jeder will mir immer Mieses“
ist eine Behauptung, die sich nur aus der Ansicht des Klagenden begründet. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass irgendein indischer Tagelöhner oder eine Putzfrau in New York dem Protagonisten „Mieses will“.

„Niemand verhilft mir je zum Recht“
d.h., der Schreiber dieser Zeile steckt ständig in der Klemme, indem man ihm Unrecht angedeihen lässt. Keiner verhilft ihm zu seinem Recht, aber wozu auch? Da kann er lange warten. Wer hilft ihm, wenn nicht er sich selbst?

„Man“ (Wer ist „man“?) verwehrt mir das und dieses (Was ist das und dieses?)

„Langsam find ich’s scheiße, echt.“
Na, endlich!

Aber wenn man meint, es ist genug, bricht sich die Klage noch durch zwei weitere Strophen Bahn.

In den letzten zwei Strophen wird dem Leser klargemacht, dass der Protagonist sich entschieden hat, aber wofür?
Er flüchtet! Lässt alles stehn und liegen! Lässt „es“ (Was?) sein! Ist weg! Will nichts mehr hören und sehen! „Oh schlechte Welt!“

Fazit: Ich, in dem Fall der Protagonist, empfinde die Welt in allen Bereichen negativ und deshalb haue ich ab.

Aber wohin?

IN DIE WELT!

Lupus Corridor, ich hoffe, Du verstehst das nicht falsch; ich schreibe hier nur meine Gedanken auf, und wenn Du die Wirkung Deines Gedichtes so beabsichtigt hast, ist es Dir gelungen!

Herzlichst
Udo
 
Erklärung

Ich hab das ganze nicht aus meiner negativen Sicht geschrieben sondern aus der Sicht mancher ewigen Jammerer in meiner nächsten Umgebung, die ständig alles negativ sehen, die eben immer glauben man, die Welt, einfach alle tun ihnen unrecht.

Mit Deiner Interpretation der "Mücke" hast Du völlig recht.

Das ganze soll auch verdeutlichen, daß diese Leute, auch wenn sie schon hundertmal gesagt haben, daß sie etwas Scheiße finden, nicht aufhören den Grund wieder und wieder und wieder durch immer neue Argumente, die schon keiner mehr hören will, zu untermauern, es wird zur ewigen Litanei.

Und trotzdem wird durch das Jammern nichts besser, weshalb die Betreffenden weiterjammern, anstatt etwas zu unternehmen, nämlich von der bösen Welt in die Welt zu flüchten, die sie ist, eine die derjenige sich selbst bereitet.

Im großen und ganzen also hast Du das schon ganz gut durchschaut :))

Liebe Grüße und danke sagt
L.C.
 

Haget

Mitglied
MoinMoin Lupus Corridor,
mancher sieht sich als Mittelpunkt der Welt und nimmt krumm, wenn diese ihn nicht so sieht. Und ihn ärgert ,,die Fliege an der Wand".
Dieses kommt für mich gut rüber.
 



 
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