apokabraxas
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Sie schlägt die Zeitung auf und gleich wieder zu, diese Schlagzeile reicht ihr: Jazzband aus New Orleans Gastiert bei den städtischen Jazztagen.
Warum darüber lesen, wenn sie doch nichts miterleben kann. Sie betrachtet voller Selbstmitleid ihre gebeugte Gestalt im Spiegel und seufzt tief. Kranke Menschen haben nun mal ein eingeschränktes Leben, das ist eben so, man muss halt verzichten. Obwohl auf dem Rathausplatz zu stehen und einer Jazzband zuzuhören auch nicht gerade den Gipfel an Ausschreitung bedeutet.
Sie liebt den Blues, seit sie vor vielen Jahren das erste Mal eine Live-Band erleben dürfte.
En chronisch kranker, älterer Mensch mit Stock sollte sich nichts ins Gewühl und somit in Gefahr begeben.
Den ganzen Tag spielt sie mit dem Gedanken, am Abend in die Stadt zu fahren und sich unter die Zuhörer zu mischen und wägt Pro und Kontra gegeneinander ab. Am Nachmittag haben die Pros gesiegt und nun muss sie noch ihren Partner überzeugen, dass ein Open Air Konzert die richtige Medizin für schwerkranke Menschen ist.
An diesem Tag summte sie, randvoll mit Vorfreude, einen Ohrwurm nach dem anderen vor sich hin, und fühlte sich gar nicht krank.
Überzeugungsarbeit war nicht nötig, ihr Partner freute sich über ihren Vorschlag.
An diesem Abend steht sie mit ihrem Liebsten und vielen anderen netten Menschen vor dem Rathaus und lauscht der herrlichen Musik.
Vor allem der Sänger der Gruppe hat es ihr angetan, ein Koloss von einem Mann, der viele, viele Kilos mit sich herumträgt, jedoch mühelos mit seiner gewaltigen Stimme die höchsten Höhen erklimmt und in die tiefsten Tiefen der Notenskala hinabgleitet.
Als das Publikum dann zum Abschluss „Oh, when the saints go marching in“ anstimmt, hält es sie nicht mehr auf ihrem Platz.
Sie kämpft sich bis zur Absperrung durch, dorthin, wo die aktivsten Zuschauer stehen. Erst zögert sie, dann singt sie mit, erst vorsichtig, dann immer lauter, weil die schöne alte Melodie sie mitreißt; ihr Stock, gedacht als Gehilfe, wird zum Taktstock.
Da zupft einkleiner Junge sie mehrmals am Ärmel. Sie bemerkt ihn erst, als die Band eine Pause einlegt. „Sag mal“, fragt der kleine Junge, „sag mal, bist Du alt?“
„Oh, nein“, meint sie, und strahlt ihn an.
Warum darüber lesen, wenn sie doch nichts miterleben kann. Sie betrachtet voller Selbstmitleid ihre gebeugte Gestalt im Spiegel und seufzt tief. Kranke Menschen haben nun mal ein eingeschränktes Leben, das ist eben so, man muss halt verzichten. Obwohl auf dem Rathausplatz zu stehen und einer Jazzband zuzuhören auch nicht gerade den Gipfel an Ausschreitung bedeutet.
Sie liebt den Blues, seit sie vor vielen Jahren das erste Mal eine Live-Band erleben dürfte.
En chronisch kranker, älterer Mensch mit Stock sollte sich nichts ins Gewühl und somit in Gefahr begeben.
Den ganzen Tag spielt sie mit dem Gedanken, am Abend in die Stadt zu fahren und sich unter die Zuhörer zu mischen und wägt Pro und Kontra gegeneinander ab. Am Nachmittag haben die Pros gesiegt und nun muss sie noch ihren Partner überzeugen, dass ein Open Air Konzert die richtige Medizin für schwerkranke Menschen ist.
An diesem Tag summte sie, randvoll mit Vorfreude, einen Ohrwurm nach dem anderen vor sich hin, und fühlte sich gar nicht krank.
Überzeugungsarbeit war nicht nötig, ihr Partner freute sich über ihren Vorschlag.
An diesem Abend steht sie mit ihrem Liebsten und vielen anderen netten Menschen vor dem Rathaus und lauscht der herrlichen Musik.
Vor allem der Sänger der Gruppe hat es ihr angetan, ein Koloss von einem Mann, der viele, viele Kilos mit sich herumträgt, jedoch mühelos mit seiner gewaltigen Stimme die höchsten Höhen erklimmt und in die tiefsten Tiefen der Notenskala hinabgleitet.
Als das Publikum dann zum Abschluss „Oh, when the saints go marching in“ anstimmt, hält es sie nicht mehr auf ihrem Platz.
Sie kämpft sich bis zur Absperrung durch, dorthin, wo die aktivsten Zuschauer stehen. Erst zögert sie, dann singt sie mit, erst vorsichtig, dann immer lauter, weil die schöne alte Melodie sie mitreißt; ihr Stock, gedacht als Gehilfe, wird zum Taktstock.
Da zupft einkleiner Junge sie mehrmals am Ärmel. Sie bemerkt ihn erst, als die Band eine Pause einlegt. „Sag mal“, fragt der kleine Junge, „sag mal, bist Du alt?“
„Oh, nein“, meint sie, und strahlt ihn an.