Ordne Dich

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Walther

Mitglied
Ordne Dich


Geh heute mit mir und lass Dich bejubeln:
Narren und Clowns nur, die lassen sich doubeln.
Leute, die weinen, sind Originale.
Trinke den Wein, den ich Dir bezahle.

Und wag es ja nicht, noch Fragen zu stellen!
Andernfalls würd’s Dich zu jenen gesellen,
Die stets am Rand sind und nicht in der Mitte:
Lohn gibt’s da keinen, nur Schläge und Tritte.

Wir sind so vorne und reiten die Wellen,
Surfen die Täler und deckeln die Dellen.
Denk dran, die Spitze ist Ziel alles Strebens:
Nur unter Siegern lebt’s sich nicht vergebens.

Schluss mit den Zweifeln, wer zögert, geht unter.
Oben ist’s schöner, viel besser und bunter.
Ordne Dich ein, höre auf, Dich zu quälen:
Skrupel sind etwas für schwächliche Seelen.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

inhaltlich hast Du es gut getroffen, wie man sich heute durchs Leben schleust immer in der Hoffnung, der Schleusenwärter zu sein und nicht der Geschleuste. So gibt es dann viele Ratschläge: Fall nicht auf! Benutze nicht Deinen eigenen Kopf, denn auf die Art kommst Du nie nach oben! usw

Formal würde ich zwei Kleinigkeiten in der dritten Strophe verändern. Ich weiß zwar, dass Du mit "so" = auf diese Art und Weise meinst, aber es klingt nicht gut, finde ich.

Wir sind [blue]hier[/blue] vorne

Die Verbindung zum Vohergesagten stellt man trotzdem her, glaube ich jedenfalls.

Und dann:

Nur unter Siegern lebst [blue]du[/blue] nicht vergebens.

Dann ersparst Du Dir das Apostroph und Du hattest vorher ja auch schon ein Du angesprochen. Den Text liest man auf jeden Fall als etwas Allgemeingültiges, auch wenn das du an dieser Stelle steht.

Die Schlusszeile in der letzten Strophe ist die Krönung. Wer es bis hier noch nicht verstanden haben sollte, worum es geht, wird an dieser Stelle aber doch den ironischen Ton nicht überhören können.

Ein wunderbar zeitnaher Text, über den man auch weinen könnte, wenn man es wollte.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Walther

Mitglied
Ordne Dich


Geh heute mit mir und lass Dich bejubeln:
Narren und Clowns nur, die lassen sich doubeln.
Leute, die weinen, sind Originale.
Trinke den Wein, den ich Dir bezahle.

Und wag es ja nicht, noch Fragen zu stellen!
Andernfalls würd’s Dich zu jenen gesellen,
Die stets am Rand sind und nicht in der Mitte:
Lohn gibt’s da keinen, nur Schläge und Tritte.

Wir sind ganz vorne und reiten die Wellen,
Surfen die Täler und deckeln die Dellen.
Denk dran, die Spitze ist Ziel alles Strebens:
Nur unter Siegern lebt man nicht vergebens.

Schluss mit den Zweifeln, wer zögert, geht unter.
Oben ist’s schöner, viel besser und bunter.
Ordne Dich ein, höre auf, Dich zu quälen:
Skrupel sind etwas für schwächliche Seelen.
 

Walther

Mitglied
Hallo Vera-Lena,

danke für Hinweise und Gedanken. Es geht mir gegen den Strich, in welcher Uniformität, Rechthaberei und Persistenz die Gier nolens volens gesellschaftsfähig gemacht wird. Als ob sich Marktwirtschaft nicht mit redlichem und fairen Verhalten in Übereinstimmung bringen ließe!

Erschreckend ist, daß die, die uns in den Orkus haben schauen lassen, so weiter machen wie gehabt. Es ist, darüber müssen wir uns klar werden, bei weitem nicht nur das Recht, das das regeln soll. Hier braucht es eine Änderung der Werte der Handelnden. Und dieses Änderung geht nur über den sozialen Diskurs und die Ächtung bestimmter Verhaltensmaxime.

Ich habe Deine Vorschläge nach bestem Wissen und Gewissen geprüft und leicht abgewandelt übernommen. Hoffentlich ist das zu Deiner Zufriedenheit ausgefallen.

Lieben Dank und lieben Gruß

W.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

danke für Deine Erläuterung zum Text!

Ich hatte ihn in meinen Gedanken auf junge Menschen bezogen, die für ihr Berufsleben ausgebildet werden.

Nun sehe ich, dass Dir eine andere Sphäre vorschwebte. Wie gut, dass der Text so breit anwendbar ist. Das spricht für seine Qualität.

Eine Änderung der Mentalität!!! Oh, ja, wie wünschenswert!!!!
Aber wie unbeweglich ist der Mensch, besonders wenn er das Übel nicht am eigenen Leibe spüren muss. Bescheidenheit, Lauterkeit, schöpferische Phantasie sind jetzt angesagt in den obersten Etagen. Das Teilenwollen sollte auch wie ein Deus ex machina jeden Morgen zur Tür hereingebraust kommen.

Dein Text ist jedenfalls ein Anschubser in die richtige Richtung!

Dir alles Liebe!
Vera-Lena
 

MarenS

Mitglied
Ein nicht nur interessanter sondern auch aktueller Beitrag von dir, Walter.
Nein, ändern wird sich per Gesetz nichts, ändern müssen wir. Allerdings sehe cih zu viele jammern und sich ducken mit den Worten: Was soll ich schon ändern? ...während andere wieder bereit sind den Gipfel zu stürmen ohne Eispickel und Steigschuhe, dabei hemmungslos Steine und Geröll lostretend. Was machts schon, das trifft ja die weiter unten. Deshalb heißt das Motto: Oben sein ist alles!
Das hast du sehr gut ausgearbeitet.

Grüße von Maren
 

Walther

Mitglied
Hallo Vera-Lena,

der Text ist bewußt allgemein gehalten. Er sollte die aktuelle Lage ansprechen, aber auch über die Zeit Gültigkeit haben.

Dank Deines Eintrags glaube ich, daß dieser Spagat ein wenig gelungen ist.

LG W.
 
I

Ivor Joseph

Gast
>> Ein wunderbar zeitnaher Text ...
Oh ja, ein schöner Text, aber eher zeitlos.
Könnte auch schon an den Mauern von Pompeji gestanden haben.
In diesem Punkt ändert sich nichts.
LG; Ivor
 

Walther

Mitglied
Hallo Maren,

danke für Deine lobenden Worte. Manches kann man nur poetisch verarbeiten, sonst bekommt man noch die Krätze. Und dann hofft man in seinem dummen Kopf, daß es jemand lesen möge. Und evtl. drüber nachdenken.

Gruß W.
 

MarenS

Mitglied
...ich las und dachte. Vera-Lena auch. Sind also schon zwei. Du hast dein Hoffen also schon zu 200%abgedeckt. *grinst
es gibt ein interessantes Interview vom 13.07.09 im Handelsblatt mit Fredmund F. Malik. Lies es mal, wenn du Zeit und Lust dazu hast.

Grüße von Maren
 
I

Ivor Joseph

Gast
>> ... Interview vom 13.07.09 ...
Nett und bekannt, aber das betrifft das Wirtschaftssystem.
Das Verhalten der Menschen aber ist auch ein biologische Erbe; bis sich hier etwas ändert, das dürfte dauern (obwohl ich auch daran glaube). Wie gesagt, die Geschichte ist voll mit solcher Kritik.
Auf jeden Fall gerne gelesen; schreiben muss man darüber - aber zu hoffen, dass sich etwas ändert? Nö.
LG, Ivor
 

Walther

Mitglied
Hallo Maren,

mit Ivor und Vikor und ... sind's ein paar mehr. :)

Gruß W.

Lb. Ivor,

habe Dich nicht vergessen. ;) Ich weiß, daß man Änderungen hier nicht "erwarten" kann. Aber indem wir den sozialen Diskurs einmal anwerfen, und bitte viele, läßt sich vielleicht doch etwas tun. Und wenn es nur bessere Vorschriften für die Weltfinanzordnung wären ...

Gruß W.
 
I

Ivor Joseph

Gast
Hallo Walther.
Ich weiß, sicher. Wahrscheinlich ist es nur eine Art mit der Enttäuschung umzugehen, sich zynisch zu geben ...
LG, Ivor
 

anbas

Mitglied
Hallo Walter,

gerne und mehrfach gelesen.

Zwei Anmerkungen hätte ich noch:
Denk dran, die Spitze ist Ziel alles Strebens:
Nur unter Siegern lebt man nicht vergebens.
Nach meiner Meinung müsste es "allen Strebens" heißen, bin mir aber nicht 100% sicher.

Bei der Zeile "Nur unter Siegern..." bin ich anfangs immer wieder aus dem Rhythmus gekommen, da ich vom Lesegefühl her "lebt" betonen möchte, anstatt "man".

Liebe Grüße

Andreas
 

Walther

Mitglied
Ordne Dich


Geh heute mit mir und lass Dich bejubeln:
Narren und Clowns nur, die lassen sich doubeln.
Leute, die weinen, sind Originale.
Trinke den Wein, den ich Dir bezahle.

Und wag es ja nicht, noch Fragen zu stellen!
Andernfalls würd’s Dich zu jenen gesellen,
Die stets am Rand sind und nicht in der Mitte:
Lohn gibt’s da keinen, nur Schläge und Tritte.

Wir sind ganz vorne und reiten die Wellen,
Surfen die Täler und deckeln die Dellen.
Denk dran, die Spitze ist Ziel allen Strebens:
Nur unter Siegern lebst Du nicht vergebens.

Schluss mit den Zweifeln, wer zögert, geht unter.
Oben ist’s schöner, viel besser und bunter.
Ordne Dich ein, höre auf, Dich zu quälen:
Skrupel sind etwas für schwächliche Seelen.
 

Walther

Mitglied
Hallo Ivor,

was Du sagst, ist mehr als berechtigt. Zynismus erleichtert manchmal die Seele, wenn auch nur die eigene.

Gruß W.

Hi Anbas,

ich habe versucht, Deine Hinweise umzusetzen. Vielen Dank dafür!

Gruß W.
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Walther,

ein Text, der dir durch & durch gelungen ist: intelligenter Inhalt und - nach Beseitigung der kleinen Mängel - auch formal ein Hit.

Dieses las ich mit Freude.
:)
 



 
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