Orpheus und Eurydike

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Singen, Orpheus, konntest du, jubeln, klagen,
dir hörten alle Menschen zu.
Mit deinen Liedern, vom Zauber getragen,
jedes Tier und jeden Stein bewegtest du.

Du hattest mit den Göttern Streit,
als Eurydike dir war ergeben.
Der Liebsten Tod, das war dein größtes Leid.
Der Olymp verwehrte euch den Segen.

Doch, was kümmerte dich der Götter Neid.
Singend, mit der Lyra in der Hand
warst du zu steigen in der Toten Reich bereit,
drangst durch des Orkens Wand.

Oh, Orpheus, welches Lied hast du ersonnen,
mit dem du die Unterwelt gebracht um ihre Ruh?
Mit deiner Stimme hast du alle eingenommen,
sogar den Totengott in deinen Bann schlugst du!

Du wolltest deine Liebste locken aus der Schattenwelt.
Doch dann hast du des Nachtgottes Nachsicht nicht getraut.
Voll Ungeduld, ob sie dir folgt, hast du dich umgeschaut.
Da war das Glück, so greifbar nah, zerschellt.

Ach, Orpheus, dein Lied vergebens ward von dir gesungen.
Dein eigenes Misstrauen hat dich bezwungen.
Was nützen im entscheidenden Momente Können, Einfluss, Macht,
wenn an Zuversicht es mangelt und der Zweifel plagt.
 



 
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