Orphische Phänomene

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Ralf Langer

Mitglied
HAllo Herbert,
dies kurze Stück gefällt mir sehr.
Zum einen bin ich ein großer Fan der griechischen Mythologie
zum anderen gefällt mir hier besonders, wie du - einfach in dem du den Fährmann in den Bus setzt - die antiken Personen
in die Moderne ziehst.

Bleibt nur die Frage nach den toten Augen!
müssten da nicht eigentlich Geldstücke drauf liegen?

Und was kostet bei Charon eine Kurzstrecke?

machst mir interessante Gedanken

lg ralf
 

HerbertH

Mitglied
Orpheus zahlt heute nicht?

Hallo Ralf,

auch Du machst mir interessante Gedanken. Charon bekommt natürlich Fährgeld. In welcher Währung? Ausserdem durfte er Orpheus bei dessen Hades-Trip begleiten, das ist natürlich nicht eingebaut ...
Und ob da eine Zehner-/Monats-/Schüler-Karte Gültigkeit hätte?

Bei den toten Augen musste man das Fährgeld mitgeben/auflegen. Die Frage ist auch, ob Orpheus nicht in tote Gesichter blickt von denen, die ihr Fährgeld schon längst einmal entrichtet haben.

Ausserdem ist natürlich zu beachten, dass ein realer Busreisender bei vielen Mitreisenden besonders morgens tote (todmüde) Gesichter erblickt...

Danke für den anregenden Kommentar. Ich freue mich natürlich, dass Dir dieses Gedicht gut gefällt, und auch über die Wertung.

Liebe Grüße

Herbert
 
P

penelope

Gast
folge hier rhea: die letzte zeile erwürgt das gedicht...

ansonsten fahr ich im moment lieber
mit dem bus :)

lg penelope
 

HerbertH

Mitglied
als ich Charon
morgens im Bus
am Steuer erblickte

schaute ich mich
nach Eurydike um
doch ich sah

nur tote Gesichter
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Rhea, hallo Penelope,

ich war mir von Anfang an nicht sicher, ob diese Zeile hinein genommen werden sollte oder nicht.

Da sie Euch beiden nicht gefällt, habe ich sie herausgenommen.

Danke für die Anregung.

lG

Herbert
 

JackoF

Mitglied
Hallo Herbert,

Deine Transformation dieser Mythologie in die Neuzeut hat echt was :)

Der Busfahrer Charon(Spezialist für besondere Touren) fährt auf der Landstraße Acheron B61 zu seinem Zielort „die Stadt Obertal“, kommend von der Stadt „Totenbach“.
An einer dazwischen liegenden Haltestelle steigt ein Fahrgast(tatsächlich der berühmte Orpheus) zu, und entrichtet sein Fahrgeld für Obertal.

Was ist sein Anliegen, hier dazu zu steigen ?
ER, der Opersänger, der normal auf den größten Bühnen dieser Welt singt - und üblich mit seinem Jet fliegt.

Sein einziges Ziel ist, hier im Bus seine Eurydike anzutreffen.
Die ja schon sehnsuchtvoll ihn erwartet haben müsste - angedacht, dass sich beide in Obertal aufs Nochmalige ihr Ja zueinander sagen wollen,
mit der Absicht, wohl fortan in Obertal auch ihr Leben verbringen zu wollen.

Er blickt sich suchend um, sie in Erwartung zu sehen - und stellt erschreckend fest, dass seine Eurydike keinerlei strahlende Augen für ihn hat - umsomehr, dass sie händehaltend mit ihren Sitznachbarn wie starr dort sitzt,
und alle dort,
in Schwarz bekleidet Sitzenden, starren ihn, Orpheus, ebenso unbeweglich und gleichermaßen an.

Verstört eilt er zum Busfahrer Charon, um hierfür ein Erklärung zu bekommen.
Dieser sagt nur monoton, aber freundlich :
„Mein Freund, Deine Fahrt endet in Obertal - und die Fahrt der anderen Gäste endet wieder in Totenbach.
Ein letzter Ausflug dieser Reisenden, denn sie wissen, wohin sie gehören.“


Herbert,
mal so meine wehenden Inspirationen zu/aus Deiner Transformation. :))

Echt gerne hier gelesen, und mitgereist :)
und wieder ein Tschüss, Jacko

---
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Jacko,

das ist eine fast filmreife Übersetzung. Orfeu negro läßt grüßen.

Es gibt natürlich noch die Nebenbedeutung: Im Bus sitzen morgens generell nur Leute mit toten (todmüden) Gesichtern. Die ist natürlich nicht so Orpheus-bezogen, schillert aber im Hintergrund.

Danke für den ausführlichen und positiven Kommentar

lG

Herbert
 

Meral Vurgun

Mitglied
ja. nach dem Tod ist nix.

lieber HerbertH,

du hast mit ein paar wöretern eine grosse geschichte gescrieben.
mir gefällt sehr gut.

liebe grüsse.
 



 
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