Otto Normal

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Walther

Mitglied
Otto Normal
- Kreuzgereimtes für Heidun D. und alle, denen es (k)ein Kreuz ist, gereimt zu werden -


Es glaubt der Mensch, dass er wohl weiß,
Was wichtig ist und auch was nicht.
Er mag sehr gern Vanilleeis
Und investiert auf lange Sicht.

Die Bank ist eine sichre Bank
Die Aktie gilt als gutes Stück.
Wer wenig isst, der bleibt recht schlank.
Auch Dicke haben manchmal Glück.

Die Frauen mag er lieber rund,
Das Feste feiern liebt er schon.
Er schläft bis in die Morgenstund,
Vergreift sich öfter mal im Ton.

Er ist normal und auch nicht reich,
Nicht wirklich klug und doch nicht dumm.
Statt hart zu sein erscheint er weich.
Dem Lauten widersteht er stumm.

Doch ohne ihn wäre die Welt
So ziemlich leer und unbewohnt.
Schlecht wär’ es um die VIPs bestellt.
Besonderheit wird nur belohnt,

Wenn sie sich zeigt auf ebnem Grund.
Der Schatten eilt der Sonne nach.
Wieviele Künste sind nur Schund,
Was hocherhaben kommt, oft flach.

Er hat Familie, einen Hund,
Ein Kind, ein Mädchen, hat er auch.
Die Zimmer tapeziert er bunt.
In Urlaub gehen wird zum Brauch.

So bleibt er immer, was er ist:
Ein Durchschnittsbürger, eher grau.
Er stirbt und wird dann nicht vermisst.
Es kennt ihn niemand ganz genau.
 
H

Heidrun D.

Gast
Witzig, witzig,

Wer wenig isst, der bleibt recht schlank.
Auch Dicke haben manchmal Glück.
finde ich geradezu herrlich blödelnd. - Zunächst dachte ich ja, es handele sich beim Werk um etwas Selbstkritisches, doch:
Dem Lauten widersteht er stumm.
enspricht vielleicht nicht dem ganzen Kern deiner Persönlichkeit ...? :D

Auf jeden Fall finde ich dein Gedicht erfrischend (anders) und danke dir herzlich für die süüüüße Widmung!

Heidrun
 

Gerd Geiser

Mitglied
Jaaa - Wenn ein Kunstwerk als gelungen gilt, wenn es sich aus 80% Banalität und 20% Originalität zusammen setzt, dann ist es hier wohl gelungen. Der Titel/das Thema ist zu 80% banal abgehandelt und doch zu 20% originell aufgegriffen, von daher gut umgesetzt.
("Doch ohne ihn wäre die Welt..., da holpert es, glaube ich.)
Ansonsten nix zu meckern.
Lieben Gruß dir, Walther,
Gerd
 
H

Heidrun D.

Gast
Nun seid mal nicht so streng, Jungs!

Es ist doch lobenswert, wenn sich Walther mal einer anderen Form bedient ...

Und zum Normalverbraucher passt doch das Banale gut. - Ich denke, Walther hat sich das schon genau überlegt (oder etwas nicht :D)?

Treuherzige Grüße
Heidrun
 
H

Heidrun D.

Gast
Dat bewidmete Heidrun schreibt sich übrigens mit rrrr *grins
 

Walther

Mitglied
Otto Normal
- Kreuzgereimtes für Heidun D. und alle, denen es (k)ein Kreuz ist, gereimt zu werden -


Es glaubt der Mensch, dass er wohl weiß,
Was wichtig ist und auch was nicht.
Er mag sehr gern Vanilleeis
Und investiert auf lange Sicht.

Die Bank ist eine sichre Bank
Die Aktie gilt als gutes Stück.
Wer wenig isst, der bleibt recht schlank.
Auch Dicke haben manchmal Glück.

Die Frauen mag er lieber rund,
Das Feste feiern liebt er schon.
Er schläft bis in die Morgenstund,
Vergreift sich öfter mal im Ton.

Er ist normal und auch nicht reich,
Nicht wirklich klug und doch nicht dumm.
Statt hart zu sein erscheint er weich.
Dem Lauten widersteht er stumm.

Doch wäre ohne ihn die Welt
So ziemlich leer und unbewohnt.
Schlecht wär’ es um die VIPs bestellt.
Besonderheit wird nur belohnt,

Wenn sie sich zeigt auf ebnem Grund.
Der Schatten eilt der Sonne nach.
Wieviele Künste sind nur Schund,
Was hocherhaben kommt, oft flach.

Er hat Familie, einen Hund,
Ein Kind, ein Mädchen, hat er auch.
Die Zimmer tapeziert er bunt.
In Urlaub gehen wird zum Brauch.

So bleibt er immer, was er ist:
Ein Durchschnittsbürger, eher grau.
Er stirbt und wird dann nicht vermisst.
Es kennt ihn niemand ganz genau.
 

Walther

Mitglied
Hallo Herbert und Anbas,

vielen Dank für die Hinweise. Ich habe den Vers wie oben geändert.

Hallo Heidrun,

LyrIch und Autor sind nicht immer identisch. ;) Aber, in der Tat, stumm leide ich eher weniger. Das will ich wirklich nicht bestreiten.

Hallo Gerd,

es gibt Leser, die glauben, man könne solche Gedichte ohne Hintergedanken schreiben. Wer das nicht als lakonisch-ironisch aufnimmt, der kann nichts dafür.

Natürlich ist "Otto Normal" eine Aneinanderreihung von "Banalitäten". Das Leben ist eine solche. Zur wirklichen Größe reicht es uns meistens nicht. Unsere Einbildung (= Selbstsicht) verführt uns oft zu der Fehleinschätzung, wir hätten Besseres verdient gehabt und seien nur durch eine mißliebige Umwelt daran gehindert worden. Weit gefehlt: Der Verkannte steht sich eigentlich immer selbst im Weg.

Der Durchschnitt ist übrigens ein Schnitt, der erstmal erreicht werden muß. Die Hälfte drunter ist schon schlechter dran.

Am Ende ist alles eine Frage des Blickwinkels. Aber so ist/war das immer. :)

Danke für's Lesen, die Kommentare und Hinweise Euch allen!

Liebe Grüße W.
 

Gerd Geiser

Mitglied
Hallo Walther und auch Heidrun,

wenn mein Kommentar irgendwie verquer rüber gekommen ist, dann noch einmal: Mir gefällt Walthers Gedicht, was ich ja auch durch meine "Wertung" ausgedrückt habe.

Sagen wir es mal mit Klaus Zehrer: Der unauflösliche Grundwiderspruch der menschlichen Existenz, das Fehlen eines übergeordneten Sinns nämlich, zwingt zu immanenter Sinnstiftung, um das Leben im Bewusstsein seiner Hinfälligkeit überhaupt erträglich zu machen. Dieses Dilemma kann (muß aber nicht) als komisch aufgefasst werden - alles ist eitel, man mags zum Lachen oder zum Weinen finden. Ob die lebensnotwendige Selbstüberlistung, die jede Sinnstiftung ist, nun gerade von einem Reimschema gelenkt oder auf beliebige andere Weise (Religiosität , Narzissmus u.v.a.) künstlich erzeugt wird, ist nachrangig.

Gut, die drei FFFs, (fressen, ficken, fernsehen) erachte ich auch für zu wenig, sich aber über Otto Normalverbraucher zu mokieren (nur weil er vielleicht nicht dichtet) steht uns nicht zu.

Auch Walther scheint mir immer wieder anzuschreiben gegen den Sog, das Dasein als gefährlich banal akzeptieren zu müssen.

In Walthers "Otto Normalverbraucher" steckt keine Wertung, das Gedicht zeigt auf, wie er ist. Es reiht das Banale aneinander und ist doch ausreichend originell. Eine eingetippte 5 (für mich geht der Text so, macht aber keine Lust auf mehr) würde ich eher interpretieren als: Für mich geht das Leben so, macht aber keine Lust auf mehr.

Genug gesabbelt.

Lieben Gruß,
Gerd
 
H

Heidrun D.

Gast
Eine nette Idee!

Bewerten Sie bitte Ihr Leben:

[blue]misslungen | | | | | | | | | | perfekt[/blue]

misslungen = Ich finde es grauenvoll

perfekt = Für mich zählt dieses Leben zu den besten, die jemals gelebt worden sind


usw.
Vieleicht möchtest du eine Eingabe bei Zeder machen?
Das wäre eine interessante Erhebung, vor allem mithilfe des für mich völlig undurchschaubaren lupeneigenen Rechnungssystems ...

:D

Grüßle
Heidrun
 

Walther

Mitglied
Hallo Gerd,

Dich meinte ich nicht. Du verstehst. :) Aber andere, die verstehen nicht und halten den Rest für ziemlich unverständig. Das ist in Ordnung so. Ich versteh mich ja auch nicht immer. :D

Das Leben an sich ist banal: Daher auch der Drang an die Öffentlichkeit, um sich herauszuheben. Man(n)/frau will nicht Otto/Ottilie Normal sein. Nein, das niemals und gar nie nicht. Das Tragikomische ist: alle wettern gegen das Banale und leben banal bis zum Abwinken, bis einer das Licht ausknipst.

Ich schreibe gegen das Durchschnittliche an, weil ich mir selbst meiner "Sucht", nicht durchschnittlich sein zu wollen, dem Banalen einen Rest an Originalität abzuringen, durchaus bewußt bin. Sonst würde ich mich hier nicht tummeln.

Dieses Spannungsfeld habe ich "be-/verdichtet". Das hat nicht allen gefallen. Damit lerne ich gerade besser umzugehen. ;) Irgendwann sagt man sich: Ich weiß, was ich kann. Und wenn das der eine oder die andere anders sieht, dann ist das ihr gutes Recht und mir egal.

Hallo Heidrun,

die Lupe-Regeln sind uns bekannt, meine Ansichten dazu auch. Ändern werde ich sie nicht können. Du auch nicht. Laß Dich nicht dazu verführen, mit mir in einen Topf geworfen zu werden. Es könnte Dir schaden. ;)

Liebe Grüße

W.
 
H

Heidrun D.

Gast
Da haben wir uns diesmal aber gründlich missverstanden, Walther ... :D Ich glaube, dass du einfach nicht richtig gelesen hast.

Ich bin doch nur auf Gerd`s witzigen Gedanken angesprungen, mehr nicht. Und Zeder kenne ich durchaus als recht humorvolle Frau. :) Gerade neulich ist mir das wieder klar geworden.
 

Walther

Mitglied
Otto Normal
- Kreuzgereimtes für Heidrun D. und alle, denen es (k)ein Kreuz ist, gereimt zu werden -


Es glaubt der Mensch, dass er wohl weiß,
Was wichtig ist und auch was nicht.
Er mag sehr gern Vanilleeis
Und investiert auf lange Sicht.

Die Bank ist eine sichre Bank
Die Aktie gilt als gutes Stück.
Wer wenig isst, der bleibt recht schlank.
Auch Dicke haben manchmal Glück.

Die Frauen mag er lieber rund,
Das Feste feiern liebt er schon.
Er schläft bis in die Morgenstund,
Vergreift sich öfter mal im Ton.

Er ist normal und auch nicht reich,
Nicht wirklich klug und doch nicht dumm.
Statt hart zu sein erscheint er weich.
Dem Lauten widersteht er stumm.

Doch wäre ohne ihn die Welt
So ziemlich leer und unbewohnt.
Schlecht wär’ es um die VIPs bestellt.
Besonderheit wird nur belohnt,

Wenn sie sich zeigt auf ebnem Grund.
Der Schatten eilt der Sonne nach.
Wieviele Künste sind nur Schund,
Was hocherhaben kommt, oft flach.

Er hat Familie, einen Hund,
Ein Kind, ein Mädchen, hat er auch.
Die Zimmer tapeziert er bunt.
In Urlaub gehen wird zum Brauch.

So bleibt er immer, was er ist:
Ein Durchschnittsbürger, eher grau.
Er stirbt und wird dann nicht vermisst.
Es kennt ihn niemand ganz genau.
 

Walther

Mitglied
Hallo Heidrun,

das "rrrrr" ist drin. Ich habe übrigens nicht gesagt, daß Zeder nicht humorvoll sein kann. Kann sie durchaus.

Ich hab mir natürlich nichts dabei gedacht, weil ich immer Ung/bedachtes schreibe. Ich war schon immer zu viel zu blöd für diese Welt. Erkannte Dummheit hat einen entscheidenden Vorteil: Man hält sich nicht mehr für schlauer als den Rest. :)

In diesem Sinne frohes Dichten und Werken!

Gruß W.
 

Gerd Geiser

Mitglied
Ja, liebe Heidrun, das wäre bestimmt ganz nett und Zeder ist auch ´ne ganz Nette.
Nur, das Aufgreifen des Vorschlages würde wahrscheinlich nichts an deinem für dich völlig undurchschaubaren lupeneigenen Rechnungssystem ändern.
Du gibst ein die 8: Das Leben gefällt mir gut. Für einen Spitzenplatz reicht es aber noch nicht.
Und dann liest du maximal die 6: Das Leben hat was. Da ist aber noch mehr rauszuholen.
Und du denkst, das habe ich doch garnicht eingegeben. Hast du aber doch. Macht aber nix. Nur bei der Eingabe 1, da würde ich vorsichtig sein, denn die erscheint dann bei -1, und was das heißt, mag ich mir garnicht ausmahlen. (mit h, wegen Sensenmann und so)

Einen ganz lieben Gruß dir,
Gerd
 

Walther

Mitglied
Hallo Gerd,

die Selbstbewertung meines Daseins ist durchaus schwankend. Daher schwanken wohl auch meine Bewertungen. :)

Hallo Heidrun,

ich will diesen Vorschlag nicht bewerten, sondern wertfrei sagen: recht hast Du. ;)

Hallo Herbert,

sag jetzt nichts gegen Eintopf. Da ist immer viel drin, und manchmal ist er echt gesund. :D

Gruß W.
 



 
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