Pals

micl

Mitglied
Pals


__Immer wenn ich uns abgrenze, bin ich Pals, die mittelalterliche Felsenstadt, deren mörtellose Mauern seit Urzeiten die Welt haben vorbei fließen sehen, als existiere weder Zeit noch Wind noch Wetter. Du aber bist das karge katalanische Land, die Straßen umarmen und die wenigen Flüsse umspielen Dich, Du Muttererde, die Du das Volk und deren Felder von Anbeginn gesegnet und getragen hast.
__Auf meinen Zinnen kann ich die Wolken vom Meer herauf ziehen sehen, die am zeitlosen Pyrenäenhang mit düsterem Donner hernieder gehen, um, durch Deine Adern dienend, sanft ihre Gewalt in den wogenden Schäften der Sonnenblumenmeere zu zerstreuen. Dich durchwalkt und durchwirkt der Gezeiten Fluss, dass, von Zeit zu Zeit, wenn die Wasser, die Dich vor Menschenaltern nährten, in Deine Flussläufe wiederkehren, in dir die Ewigkeit ein Muster ihres Segens bietet.
__Der seltene Regen, der sich zu meinen Hügeln verirrt, um an meinen Hängen zu fallen, rinnt durch meine steinernen Gassen und lässt mir wenig mehr zurück als das sichtbare Fehlen meines Schmutzes und meines Unrats. Es bleibt nur die schmale Schneise im Gestein, die das schwindende Wasser geschlagen hat, um mich auf ewig zu vernarben, mir Wunden zuzufügen, die auch in Tausend Jahren kaum tiefer werden.
__Niemand sieht sie, und doch machen mich mehr diese Risse aus als alle meine Wälle, denn in den Spalten sehe ich, wenn auch nur ich allein, die Moose wachsen, die, vielleicht in undenkbar ferner Zeit, aber doch sicher irgendwann, meine Mauern sprengen. Vor meinem Geist steht immer dieses Wachsen, und in meinen Augen ist schon alles was mich ausmacht, jede Strasse, jeder Schutzwall, vom Zerren der Zeit geschliffen und schlussendlich in Scherben geschlagen.
__Der Prunk Pals, mein Stolz, liegt für die Wissenden, denen die Zeit keine Rolle spielt, längst im Staub jener Ewigkeit, der er trotzen wollte. Diesen Staub aber trägt der Wind in die Winkel aller Weiten, und, letztendlich, ich kann mich gegen den Strom stellen, so lange ich vermag, aber am Ende bin ich doch Teil Deiner Erde, durchdränge Dich und Deinen Körper für alle Ewigkeiten ; Du aber durchströmst mich zu gleichen Teilen.
__Wenn ich die Tore meiner Wehre öffnete, was könnte mir mehr entgehen als ein paar Tage Sturm. Der Wind würde lindernd samtene Sonnenblumen-Blütenblätter durch meine Strassen treiben, und mich mit jedem Hauch tiefer im Sein versenken. Doch dieses Sein wäre namenlos, mein Name, Pals, dann erodiert, und auf, davon mit allen Winden, und nur sein leises Säuseln singt von meinem letzten Sterbestündchen.
__Die Lösung ist sich zu entschließen aufzubrechen, um mich zu öffnen, und ewig minus einen Tag zu den Toren hin zu trödeln, immer maßvoller im Schreiten, dass jeden Tag der Weg ein bisschen weiter wird, das Ziel ein bisschen ferner rückt. Das aber ist unmenschlich und von niemandem zu verlangen.
 



 
Oben Unten