Pan sang und es wurde Illyrien

Zarathustra

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Pan sang
und es wurde Illyrien



Aufblauende Augen spiegeln Liebesweisen
zärtlich verspielt
von rauschenden Meereswogen zum Himmelszelt empor.
Zu der Stunde
als die Flötentöne hoch schwammen
wurden sie mit den grauen Wolken eins -
Regentage werden so.


Man braucht nicht sagen:
Der Wind straft;
er peitscht gekrümmte Bäume bis sie brechen,
denn Pan sang sein Lied
an diesem späten Sommertag.
Und so wurde was ist:
Es wurde das Land,
das Meer und die Menschen -
und so wurdest Du.

Neugierig schielt seit dieser Nacht
ein magerer Neumond von Osten her.
Sein Nacktblick hakt kalte Angst in mein Herz.
Er hat mich erkannt,
er als Einziger!
Dafür aber,
dass er quälende Blicke in mein Innerstes bohrte,
prügelte ich ihn mit dem Stock;
schlug ihn, bis dunkles Blut zur Erde tropfte
um mit einem schaurigen Morgenrot
die Tage des Sommers herbeizuweinen.

Vernarbt ist seitdem sein Antlitz,
und fast blind die Lichter seiner Lampe.
Sein goldenes Haar,
das den Nachthimmel durchfunkelte,
ist taubengrau geworden,
hängt nun matt und glanzlos
in ockerfarbenen Ästen der Pinien.

Wehe dir,
blasses, quittengelbes Nachtgestirn!
Wandere weiter von Ost nach West,
aber bleib am Himmel kleben
denn wir brauchen deine Worte nicht.

Pans Lied,
vom Fluss her, klingt es wider
von den wiegenden Halmen des Schilfs wird es getragen
auch wenn Dieselmotoren grollend brummen,
müde Schlepper qualmend
schwere Lasten über die Hügel hin zum Meer schnaufen,
vom Ufersaum her klagt es
- das traurige, slawische Lied
der Gesang
über die Wunden des Mondes.


Illyrisches Meer,
aufgetaucht aus römisch antiken Zeiten
heraufgetaucht von dort;
wohin mein Ich,
das schwer beladen, zurücksinkt,
erstickt vom Gewicht der Sinne.
Aber anderswo
tönerne Amphoren, salziger Tränen;
- tausende herausgeweint,
salzige Kristalle, leuchtend vom Bitterlicht
heraufgespiegelt aus der Arena in Pula;
wo scharfe Zähne, der gierige Fang,
Schreie in Gurgeln verwandeln,
Knochen zerbrechen, zermalmen,
Stöhnen erwecken.

Weltabwärts stürzt deshalb die Zeit;
blutiger Sand, getrunkenes Blut
Euphemias kampfloser Tod,
singendes Leid –
zeugt vom Unvergänglichen,
leichte Seelen schweben fort;
enteilen mir, unerreichbar hoch,
weit und fern.
Zu fein gesponnen für mein gieriges Ich.

Mir aber flüstert Pan.


Blauweiße Segel träumen
sanfte Wellen,
Wurzeln der Pinien brechen den Stein,
schaukelndes Meer formt Küste und Bucht,
schroff, unzugänglich,
graubraun – wie am Schöpfungsmorgen.
am ersten Tag.

Polare Fallwinde –
herbeigerufen vom Geschrei der Möwen,
die von Böen geschaukelt –
hinauf in den Morgendunst Kroatiens steigen
treiben Boote fort; -
lassen Ulysses stranden.

Sein Lied hört er aus der rauen Kehle Pans.

Im Sand vergrabene Silben,
zu Asche verbranntes Flüstern
erzählt vom Ende der Welt –
wenn von Silberfäden gewobene Wellen
an schroffen Felsen zerschneiden; -
zu rauschender Gischt.

Runde Kiesel kriechen dann zum Ufer,
aus schwarzer Tiefe
hinauf in sonnengetauchtes Licht.
Tausende Jahre reiben sie glatt und rund,
wie deine Augen so hell, - so hart wie Stein.

Darum lies von meinen Liedern ab,
meine Gebete
denn mein Herz ist unbewohnt wie das Meer
nur Pan singt hinein.

Schnellfüßig,
und wie Grünschlangen sich winden –
so laufen Salamander über den glühenden,
vor Hitze gleißenden Stein,
verlorene Augen,
müde, träge, sonnenbetrunken -
- verlieren sie schnell
in kühle Spalten hinein.

Backbordseits rollen die Wasser an,
stürmen an,
Wogen schlagen die Küsten hoch,
heben das Boot näher zum Himmel,
bieten es den kreischenden Möwen
die wenig Rast finden auf springenden Wellen.

Unachtsame Schiffe treiben bis nach Italien
Serenissima wird sie nicht willkommen heißen.

Hörst du Pans Lied? Er singt mit dem Bora – Bora.

ICHTYS
Fisch aus Steinen
grünes Gold von den Schwingen der Engel
IESUS CHRISTUS THEOS HYOS SOTER
singen die Heiligen,
die Lichtgleichen,
die für die Welt blinden.

Sie waren es doch, die sie gebaut haben:
die Welt,
den Himmel,
das Zelt aus Zeit
und die Basilika des Euphrasius.
Gezeugt und erschaffen
aus Stein,
hellem Stein, hoch in den Himmel Illyriens.
Ein goldgewobener Himmel
spannt sich in der Apsis
spannt sich weit wie Flügel der Cherubim.

Sie alle werden niemals fallen -
hinunter auf die Erde.

Auf dem Thron:
die Gottesmutter; -
schlichtes braunes Kleid
darüber Wolken aus Gold.
Heilige in weißen Kleidern
rechts und links von ihr;
Sanktus Maurus.
Hirte Istriens.

Es sind nur Steine, -
funkelnde blühende Steine,
wie Heckenrosen, so tun sie sich auf
Ewighelles, Gutes schwebt über uns.
Über uns, die wir stolpern,
blind für das Wahre
durch die Zeit zurück –
tasten mit unseren Händen,
an denen Blut klebt,
wir tasten Wunder -
mit nackten Fingern tasten wir.

Pan schweigt, als er dies sieht.


28 August – 08. September 2005
© Hans Feil
 



 
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