Paul Newmans Rückkehr

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Am Billardtisch stand ganz allein
jung Rosalind und lochte ein.
Sie spielte ein höchst heißes Spiel,
ganz nah der Heizung und erst fiel
die Jacke, dann das Hemd,
vom Schweiße schwer.
Jung Rosalind war nicht verklemmt,
im Gegenteil. Sie schwitzte sehr.

Und wie ein Gockel anspaziert
kam da der rausgeputzte Hagen,
schaute sie an, ganz ungeniert.
„Woll´n wir zwei ein Spielchen wagen?“,
fragte er mit kessem Blick
und streichelte den Queue, sein eigen.
„Wenn du zu stoßen weißt, mit recht Geschick.“,
sprach Rosalind, sich zu ihm neigend

und zeigte ihm der Früchte reich
dass Hagens Kinn fiel ihm zur Brust.
Der stellte auf die Kugeln gleich,
drehte die Acht mit rechter Lust.

Erst als das Dreieck schon vom Tische war,
tat Rosalind dem Hagen kund:
„Wir spielen doch wohl nicht allein?
Der alte Sack da, an der Bar.
soll mit von der Partien sein.“

Und Hagen, schon vom Dreier überzeugt,
rennt hin zum Alten, der dreht den Blick,
sieht Rosalind, leicht vorgebeugt,
sieht ihr Talent, ihr Spielgeschick.

Und er steht auf, nimmt seinen Hut.
Und kommt zum Tisch, ein Auge schielt.
Und wankt auch schon. Der Wein war gut.
Er fragt noch mal, worum man spielt.

Der Hagen hebt schon weis´ den Finger.
Zum Spaße wolle man heut Abend stoßen.
Er schaut auf Rosalindes Dinger
und nimmt nen Queue und zwar nen großen.

„Bei einem Spiel sollt man auch setzen.
Denn ohne einen rechten Lohn
täts einen Mann nicht recht ergetzen.
Denn wer zum Spasse schwingt den Stab,
den bringt die Armut schon
beizeiten in sein frühes Grab.“

Erst ist es still, die Jukebox streikt.
Der Hagen lacht.
Die Rosi schweigt
und dreht die Acht.
Der Queue gebogen,
ein Knall, die Weiße fliegt
über den Tisch, mit Stoff bezogen,
und Hagen lächelt noch,
da liegt
die erste Kugel schon im Loch.

Das wichtigste bei diesem Spiele,
sagt der Alte mit Bedacht,
sei, dass die erste Kugel fiele
und hinterher dann alle acht.

Er sagt, die Kreide sei wie Lippenstift,
dem Queue so nötig, wie dem Kuss.
Zur Sicherheit, dass man auch trifft,
man diesen Spitze wetzen muss.

Er zielt genau, erhebt sich wieder.
„Wirtschaft!“, ruft er. „Noch ein Wein!“
Und beugt sich nieder
und locht ins Eck die nächste ein.

„Entschuldigung!“, ruft Hagen, unser Beau.
Der Alte schaut ihn wissend an.
Er sagt, er müsse mal aufs Klo,
ob man wohl noch warten kann?

Durch Hagens Hand die Zeit verrinnt.
Er schüttelt ab, verklemmt den Lauf.
Er denkt nur noch an Rosalind
und er rennt los, die Tür fliegt auf.
Die Hoffnung sich an Hagen schmiegt.
Mit etwas Glück besiegt er noch den Alten.

Er kommt zurück, am Tische liegt
die Acht im Loch, der Queue gespalten.
 

Mike S.

Mitglied
Hallo Marcus,
ich bin begeistert! Einfach klasse! Ich finde es sehr flüssig und voller Rhythmus, es ist locker, leicht und umschreibt die Situation bis zu einem Punkt, um dann auf einen anderen zu kommen, was ( wie schon erwähnt) ich klasse finde.
Mike
 
Hi Mike, danke, daß es dir gefallen hat.
Hab nur leider ein Problem, nämlich einen Zeitensprung, ich glaube nach der dritten Strophe. Liegt daran, daß ich diese Zeilen an der Bar geschrieben habe. Den Rest habe ich geschrieben, als ich nüchtern war.
Ich fühle mich fast wie eine gespaltene Persönlichkeit.

Gruss
Marcus
 



 
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