Paul sucht ein Zuhause

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Pauline

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Es war einmal, vor vielen, vielen Jahren da trug sich in einem Wald folgende Geschichte zu.
Der Wald, in dem die Geschichte passierte war ein schöner Wald. Er bestand aus vielen sehr alten und hohen Bäumen und wenn der Wind durch die Blätter wehte, gab das ein wunderschönes Rauschen, wie man es nur in Wäldern dieser Art hören kann. In diesem Wald gab es eine Lichtung und auf dieser Lichtung war ein Teich. Der Teich lag halb im Schatten und halb in der Sonne und so waren die Lebensbedingungen für die Tiere die dort lebten sehr gut. Das Wasser wurde im Sommer nicht zu warm und im Winter war der Teich durch den nahen Wald vor dem eiskalten Wind geschützt. Es war schön auf der Lichtung, es war ruhig, und man hörte nur das Summen der Bienen, die auf der großen Wiese von einer Blume zur nächsten flogen. Die Vögel zwitscherten und die Sonne schien.

In diesem Teich lebte ein Frosch, der den Namen Paul trug.

Paul war schon etwas älter und gesetzter. Er hatte in seinem Leben schon einiges erlebt, er war in diesem Teich aufgewachsen, er hatte hier auch seine Frau geheiratet und mit ihr viele Kinder bekommen. Die Kinder waren inzwischen aus dem Haus, oder vielmehr aus dem Teich, und lebten nun ihr eigenes Leben. Seine Frau war vor einigen Jahren an einer schweren Krankheit gestorben. Paul hatte sich im Laufe der Zeit daran gewöhnt, dass er alleine mit den Fischen im Teich lebte. Sicher fehlte ihm seine Frau, aber an dem Tod seiner Frau konnte er nun mal nichts ändern. Und so hatte sich Paul angewöhnt mit den Fischen seine Tage zu verbringen. Er spielte mit den Fischen regelmäßig Schach und auch Verstecken. Das Schachspiel hatte Paul erst lernen müssen. Fische spielen Schach nun mal anders als Frösche und Menschen. Aber beim Versteckenspielen war Paul der Beste. Das er der Beste war, lag an dem Vorteil den Paul hatte. Paul konnte als Frosch ja das Wasser verlassen und sich im Schilf am Ufer des Teiches verstecken und die Fische hatten das Nachsehen. Aber die Fische nahmen das Paul nicht übel.

Eines Tages, es war mitten im Sommer, kam ein Reh zum Teich um Wasser zu trinken. Und da Paul in der Sonne lag und seine alten Knochen von der Sonne wärmen ließ, unterhielten sich die beiden. Das Reh erzählte Paul, dass es ein Gespräch des Försters belauscht hätte. Der Förster hatte einem Wanderer erzählt, dass der Teich verschwinden solle, weil auf der Wiese des Teiches ein Parkplatz entsehen sollte. Der Förster fand das auch nicht gut, da die Wiese und der Teich ja der Lebensraum für viele Tiere waren. Aber der Graf, dem die Wiese gehörte, hatte dies so beschlossen.

Paul erschrak sehr, als er die Geschichte hörte. Er erzählte die Sache seinen Freunden den Fischen. Aber die Fische nahmen die Sache ganz locker und erklärten Paul, dass der Graf schon oft davon gesprochen hatte hier einen Parkplatz zu bauen und er hätte es bis jetzt noch nie umgesetzt. Paul hatte aber trotzdem Bedenken, was er nun machen sollte. Für die Fische würde gesorgt werden. Man würde die Fische fangen und in einem anderen Teich einsetzten. Aber was würde mit ihm geschehen? Würde man ihn auch umsetzten? Paul wollte nicht umgesetzt werden. Er war in dem Teich aufgewachsen und hatte hier seine Kinder erzogen und seine Frau beerdigt.
Nein, er wollte nicht fort von hier!

Wochenlang konnte Paul wegen dieser Geschichte kaum schlafen, er hatte einfach Angst, dass die Zeit in diesem schönen Teich bald vorbei sein würde.
Die Fische aber spielten weiterhin jeden Tag Schach und Verstecken. Paul kam es bald so vor, als hätten die Fische nie etwas von der Sache mit dem Parkplatz gehört. Nach einiger Zeit beruhigte sich auch Paul wieder. Er spielte Schach und fing seine Fliegen und Mücken für sein Abendessen.

Eines Tages, es war inzwischen Spätsommer geworden, wurden die Fische und Paul durch lautes Autogetöse am frühen Morgen geweckt.
Der Förster kam mit einigen Männern, die große Netze trugen, zum See. Paul und die Fische erschraken schrecklich als sie begriffen, was die Leute wollten. Die Fische versteckten sich schnell im Schilf und Paul kletterte an Land, um unter einem großen Blatt Schutz zu suchen.

Die Männer fingen alle Fische aus dem Teich. Sie fanden sogar die Fische, die sich im Schilf versteckt hielten. Paul, der noch immer unter dem Blatt hockte, überlegte. Alle seine Freunde wurden weggefischt! Was sollte er tun? Sollte er in eins der Netze hüpfen und hoffen, dass er mit seinen Freunden in einen Teich kam, indem auch er leben konnte? Was wäre aber, wenn er in dem neuen Teich nicht leben konnte? Paul überlegte hin und her! Und Paul überlegte solange, bis alle seine Freunde von den Männern gefangen und weggetragen waren.
Nun war Paul alleine.
Er hatte solange überlegt, bis es zu spät gewesen war. Er hockte unter dem Blatt und weinte bitterliche Tränen. Seine Freunde waren fort und er hatte sich nicht mal verabschieden und ihnen Glück wünschen können. Ach, hätte er sich doch nur dazu entschlossen mit den Fische zu gehen!

Paul weinte den ganzen Tag und die halbe Nacht. Als der Morgen graute krabbelte Paul aus seinem Versteck. Er hatte keine Wahl, er musste sich ein neues Zuhause suchen.

Paul hüpfte in Richtung Wald. Paul lief und lief. Den ganzen Tag war er unterwegs. Wenn er Hunger bekam aß er einige Blätter von Büschen und als es wieder dunkel wurde, verkroch er sich unter einem Blatt und wartete darauf, das der nächste Morgen kam.

Am nächsten Tag krabbelte Paul aus seinem Versteck. Da er die ganze Nacht geschlafen hatte und sich am Morgen an Blättern etwas gestärkt hatte sah er sich seine Umgebung genauer an. Er stellte fest, dass er mitten in einem sehr großen Wald war. Der Wald war sehr dunkel und deswegen auch ein bisschen unheimlich. Aber es half ja nichts, er konnte ja nicht hier hocken bleiben. Also nahm Paul seinen ganzen Mut zusammen und lief los.

Er orientierte sich immer wieder am Stand der Sonne, die ab und zu durch die Baumwipfel schimmerte, damit er nicht im Kreis laufen würde. Er lief wieder den ganzen Tag und auch die Nacht verbrachte er wie die vorherige.

Am nächsten Morgen, es wurde gerade hell, wurde er durch ein Knacken und Knistern geweckt. Paul erstarrte vor Schreck! Was war das? War da ein Tier unterwegs, was ihn fressen wollte? Paul traute sich kaum zu atmen. Das Knistern und Knacken kam immer näher! Er musste wissen, was sich da vor seinem Versteck rumtrieb. Paul nahm wieder seinen ganzen Mut zusammen und lugte unter dem Blatt vor. Er sah etwas rotes, es war lang und ganz buschig. Mit einemmal begriff Paul! Er hatte den Schwanz eines Eichhörnchens vor der Nase! Das Knacken war entstanden, weil das Eichhörnchen Nüsse für den Wintervorrat knackte. Paul war sehr erleichtert. Vielleicht konnte ihm das Eichhörnchen sogar helfen.
Er krabbelte nun vollends aus seinem Versteck und sprach das Eichhörnchen leise an. "Hallo Eichhörnchen!". Das Eichhörnchen schaute ihn ganz verwundert an und fragte: " Wer bist du? Was machst du hier überhaupt?". Paul stellte sich vor und erzählte dem Eichhörnchen seine Geschichte. Das Eichhörnchen bedauerte den Frosch sehr um den Verlust seiner Freunde und seines Zuhauses. "Weißt du, wo es hier einen Teich gibt in dem ich wohnen kann?" fragte Paul das Eichhörnchen. Das Eichhörnchen überlegte lange und schließlich viel ihm ein Teich ein. Es sagte: "Es gibt einen Teich in einem Dorf in der Nähe. Du musst durch den Wald durch." Das Eichhörnchen zeigte in die Richtung in die Paul laufen sollte. Paul bedankte sich bei dem Eichhörnchen und hüpfte los.

Gegen Abend kam er in dem Dorf an. Er war ganz müde vom vielen Laufen und schrecklichen Hunger hatte er auch. Paul hocke an einer Straßenecke und sah sich um. Er sah Häuser, die aus grauen Steinen gebaut waren, Bäume die ganz mickerig gewachsen waren, viel Asphalt und laute, stinkende Autos die oft laut hupten.
Paul war unglücklich. Hier am diesem Ort sollte sein neuer Teich liegen? Paul schlich zu einem dieser mickerigen Bäume und wartete darauf das es dunkel wurde und das weniger Autos unterwegs sein würden.
Als der Kirchturm Mitternacht schlug war es soweit! Paul hüpfte die Straßen entlang und sucht seinen neuen Teich. Das Eichhörnchen hatte Recht gehabt, der Teich war da. Aber wie sah der Teich denn aus? Er hatte überhaupt keine Ähnlichkeit mit Pauls altem Teich. Die Ufer des Teiches waren aus Beton und auch das Wasser war komisch braun. So was hatte Paul noch nie gesehen.
Paul hüpfte an den Rand des Teiches und steckte die Nase ins Wasser. "Ihhh" dachte Paul, "das Wasser riecht aber seltsam". Er entdeckte eine Ente die auf dem Teich umherschwamm. " Hallo Ente" rief Paul, "ich bin neu hier. Ist hier noch Platz für mich? Ich suche ein Zuhause." Die Ente antwortete: "Ja, sicher komm ins Wasser, hier ist genug Platz." Paul war froh, dass die Suche ein Ende hatte, er sprang ins Wasser und tauchte ausgiebig. Nach seinem Bad sucht er sich einen Platz im Schilf, wo er die Nacht verbringen konnte. Paul schlief in dieser Nacht so gut wie schon lange nicht mehr.

Am nächsten Morgen erwachte Paul vom Geschnatter der Enten. Die Enten hatten sich in der Nähe des Ufers versammelt, weil dort Kinder Brotstückchen ins Wasser warfen. Paul schwamm zu den Enten und fragte. " Ist das hier immer so?" "Na klar", antwortete eine der Enten, "jeden Morgen kommen die Kinder und geben uns ihre Pausenbrote." Paul wurde klar, dass das Wasser deshalb so eigenartig gerochen hatte und das daher auch die bräunliche Farbe des Wassers kam. Es kam im Sommer schon mal vor, das Menschen an seinem alten Teich Picknick gemacht hatten und den Fischen Brot zugeworfen hatten und Paul wusste, dass er von Brot Bauchschmerzen bekam.
Paul schwamm zurück zu seinem Platz im Schilf und fraß einige Blätter und gegen Mittag schlief er wieder ein. Er träumte von seinem alten Teich, von der Sonne, von den Mückenlarven und Fliegen, die er dort immer gefressen hatte und von seinen Freunden mit denen er Schach spielte.

Als er am späten Nachmittag erwachte, strecke und reckte er seine steifen Knochen und schwamm zu den Enten herüber. "Hallo Enten könnt ihr Schach spielen?" fragte er sie. Die Enten verneinten. Paul frage auch, ob sie Lust hätten Verstecken zu spielen, aber auch das verneinte die Enten. "Ja, was macht ihr denn den ganzen Tag?" fragte Paul. "Nichts" sagten die Enten, "wir fressen, sonst machen wir nichts."
Paul konnte es nicht fassen! Die Enten mussten doch irgendetwas machen. Sie konnten doch nicht den ganzen Tag nur fressen und sich auf dem Teich treiben lassen? Er dachte nach. "Habe ich mir so einen neuen Teich vorgestellt? Möchte ich zwischen klebrigem, matschigem Brot slalomschwimmen und mich bei den Enten langweilen?" Nein, das alles wollte Paul nicht!

Als die Kirchturmuhr wieder Mitternacht schlug machte Paul sich auf den Weg. Er versuchte den quietschenden Reifen der Autos zu entkommen und auch vor schnüffelnden Hunde nahm er sich sehr in Acht.
Nach einiger Zeit erreichte er wieder einen Wald. Er lief die ganze Nacht. Er wollte nicht ruhig sitzen bleiben, da die Nächte langsam kalt wurden und so war er froh, als der Morgen graute und die Sonne aufging. Er konnte schon das Morgenlied der Meisen hören. Paul hockte sich hin und überlegte. Und während er überlegte landete neben ihm eine Meise. "Hallo Frosch, was treibt dich denn in meinen Wald?" Paul antwortete: " Ich suche ein Zuhause für mich und ich habe schrecklichen Hunger. Ich habe seit zwei Tagen nur Blätter gefressen und keine einzige Mücke oder Fliege mehr gefangen." Die Meise machte ihm Zeichen das er ihr folgen solle. Die Meise flog voraus zu einem Futterplatz und gab Paul einen Mehlwurm. Der Mehlwurm schmeckte köstlich.
Die Meise erzählte Paul, dass der Förster der für diesen Wald zuständig sei, im Spätsommer diese Futterplätze einrichten würde. Paul dachte, das dies ein netter Förster sein müsse, wenn er sich so um die Tiere des Waldes kümmern würde. Paul fragte die Meise hoffnungsvoll, ob es in diesem Wald denn auch einen Teich geben würde. "Na sicher!" sagte die Meise, "komm mit mir, ich zeige dir den Teich." Die Meise flog voraus und Paul hüpfte so schnell er konnte hinter ihr her.

Nach einigen Stunden lichtete sich der Wald. Es wurde immer heller und die Sonne kam immer öfter zum Vorschein. Und dann sah Paul den Teich! Er war wunderschön, fast so schön wie sein alter Teich. Es gab eine Wiese die den Teich umgab, es gab hohes Gras und blühende Blumen.

Paul hüpfte an den Rand des Teiches und sah sich das Wasser an. Auch das Wasser war klar, er konnte auf dem Grund des Teiches einige Fische sehen. Paul freute sich, dass die Meise ihm ihren Teich gezeigt hatte.

Übermütig sprang Paul ins Wasser und wäre fast mit einem anderen Frosch zusammengeprallt. Beide erschreckten sich und schwammen an die Oberfläche. "Oh, Entschuldigung! Ich habe mich so über diesen Teich gefreut, dass ich nicht darauf geachtet habe wo ich lande." sagte Paul. Der Frosch lächelte ihn an und wollte wissen, woher er denn käme. Paul erzählte dem Frosch seine Geschichte, von der Vertreibung aus seinem Teich, von der langen Wanderschaft, von dem ekeligen Teich im Dorf und von seiner Begegnung mit der Meise. Der Frosch hörte aufmerksam zu und als Paul endete, fragte er: "Möchtest du bei uns bleiben?" Paul konnte sein Glück nicht fassen, er hatte endlich einen Teich gefunden in dem es sich Leben ließ.
Paul bedankte sich herzlich bei dem Frosch und nahm das Angebot an.

Im Laufe des Tages zeigte der Frosch Paul wo er die besten Mückenlaven fangen konnte und wo die besten Schlafplätze waren. Da Paul von den Wanderungen der letzten Tage sehr müde war, fragte er den Frosch, ob er den Schlafplatz direkt ausprobieren dürfte. Der Frosch hatte nichts dagegen. Paul schlief viele Stunden wunderbar.

Am Abend als Paul aufgewacht war und einige Fliegen und Mücken gefressen hatte, wurde er den anderen Fröschen des Teiches vorgestellt. Es waren viele Frösche, Familien mit ihren Kindern, aber auch ältere, gesetztere Frösche in Pauls Alter waren dabei. Die Frösche saßen im flachen Wasser am Ufer des Teiches und unterhielten sich. Als langsam die Sonne unterging, fragte Paul die älteren Frösche: "Spielt ihr Schach und Verstecken?" Die Frösche bejahten dies.

Paul war der glücklichste Frosch der Welt und wenn er nicht gestorben ist so lebt Paul noch heute.
 

anemone

Mitglied
nett, deine Geschichte

Da hat Paul doch endlich gefunden, was er so lange gesucht hat. Gesucht hat er ja wirklich lange genug für sich.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
also,

mir ist die geschichte auch zu lang. manches würde ich auch anders formulieren. aber schlecht ist die geschichte durchaus nicht, sie bekommt einen platz in meiner sammlung. ganz lieb grüßt
 

Pauline

Mitglied
Hallo zusammen!

Vielen lieben Dank für Eure Meinungen. Es war erst meine zweite Geschichte und die Folgenden können davon nur besser werden. Die Zeichensetzung werde ich mir anschauen.

Liebe Grüße

Pauline
 



 
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