Perfekt

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Oh Träume kommt,
gebt mir Illusionen ein,
denn der Jugend frommt
argloses Gläubigsein.

Sobald irgendetwas perfekt ist, ist es gleichzeitig immer auch tot. Das gilt für alle Bestandteile der Welt, auch für Menschen.
 

Venus159

Mitglied
Hast du das noch nie erlebt, dass etwas für dich perfekt war, auch wenn es, objektiv betrachtet, gar nicht perfekt ist? Genau das meine ich. Natürlich ist es eine Illusion (unabhängig welchen Alters), aber kann es nicht auch eine schöne Illusion sein, weil dieses "Perfekte" ALLES für einen ist? Tot ist es erst, wenn man merkt, dass das Perfekte doch nicht perfekt ist.

LG,
Venus
 
@ venus159

(1) Du hast völlig recht, insofern das scheinbar "Perfekte" immer im Auge des Betrachters entsteht. Es ist eine wahrnehmungsbedingte Hypostasierung, eine "Einfrierung".

(Wobei es höchst unwahrscheinlich ist, daß irgendwer in den Augen von irgendwem jemals "perfekt" sein könnte, denn damit täte der Perfektionist seinem Gegenüber und sich selbst auch Unrecht: s.u.)

"Tot ist es erst, wenn man merkt, dass das Perfekte doch nicht perfekt ist."
(2) Das funktioniert genau anders herum:
Imperfektes ist noch entwicklungsfähig, enthält also die Potenz zur Dynamik = Leben, während völlig Perfektes statisch, entwicklungsunfähig, und damit tot wäre.

Zudem ist "Perfektsein" oder "Imperfektsein" immer etwas, was sich nur im Hinblick auf die Umgebung/Umwelt des betrachteten Objektes bestimmen läßt.
Heißt: Etwas Perfektes/Imperfektes ist nicht eo ipso perfekt, sondern nur in Bezug auf seine Wechselwirkung mit seiner Umgebung.
Die Hypostase eines Perfektseins setzte also auch die Hypostase einer Umwelt voraus, welche mit diesem Perfektsein in einem "eingefrorenen" Zustand verharrt.

Da nun Dynamischsein, Wechselwirken usw. nur andere Ausdrücke für "existieren" sind, wäre etwas Perfektes samt seiner ihm diese Perfektion als Einfrierung verleihenden Umwelt nicht existenzfähig, d.h. nicht-existent.
Dies gilt lustigerweise von den kleinsten Bestandteilen der Welt bis zu den größten kosmischen Systemen. "Keine-Wechselwirkung-machen-können"/keinerlei Effekte und "Nicht-Existieren" ist dasselbe.
Existenz ist sich-dynamisch-verändern-können, und Perfektsein, die Unfähigkeit zu weiterer Veränderung, wäre Totsein, oder richtiger: Nichtexistentsein.

Nichtsdestotrotz hast Du mich überredet: Per schöner Illusion gibt es natürlich jene glückliche Gewissheit des Perfektseins eines Wahrnehmungsobjektes. (aber: Illusion!)
 

Venus159

Mitglied
*räusper*.......... Gut, dann hätten wir das auch geklärt.

Übrigens: Glückwunsch zu deinem Profil! Ist mehr als nur ne Biographie.

LG,
Venus
 
S

Stoffel

Gast
Hallo Venus,

ok, besonders viel Aussage hat das nun nicht, aber es ist ein gutes Diskussionsthema, finde ich..
Ganz Unrecht hast ja nicht..

Perfekt..
für mich ist etwas perfekt, wenn es meinen eigenen Ansprüchen entspricht, sich dekct mit ihnen.Wobei..wenn ich lang genug suche, finde ich eine Stele stets, die der Überarbeitung bedarf.
Ansonsten sage ich perfekt,
wenn ich meine..besser kanns nicht gehen/sein.
Manche sagen ja gerne:
DIE sieht perfekt aus..
(gerade bei Schiffer,Feldbusch und so..diesen Models)
wobei ich aber glaube, wenn die sie erstmal richtig und näher kennenlernen würden, dann stelt sich eventuell raus:
Die is ja gar nicht so perfekt, wie ich dachte.
(beide können nich kochen*g*)
Ich mag perfektes eigentlich nicht so..
manchmal denke ich..
die NATUR ist irgendwie perfekt..die nämlich verstezt mich immer wieder ins Staunen..

lG
Stoffel

(Waldemar, nettes Foto von Dir da in Deinem Profil*lach*)
 

Tirec5000

Mitglied
Hallo Venus159
Ich finde, dass du den Punkt des Perfektseins genau getroffen hast. Denn wenn man verliebt ist, dann ist der Partner immer Perfekt.
Aber ich glaube auch, dass man wenn man mehr Erfahrung hat nicht mehr an das Perfektsein glaubt, denn mit der Zeit wird man von einigen, oder mehreren Menschen im innern verletzt und man glaubt einfach nicht mehr, dass einer auf Erden Perfekt sein kann.
Vielleicht ist Perfekt nur der Ausdruck kindlicher Phantasien, die Erwachsene nicht mehr verstehen können.
Deine Gedichte solltest du in zukunft vielleicht ein bißchen ausführlicher formulieren, damit der Leser weiß, wie es gemeint ist und unklarheiten beiseite geschafft werden können.
 

Venus159

Mitglied
@ Tirec & Co.:
Normalerweise sehen meine Gedichte auch anders aus und ich formuliere auch gerne mehr als nur ein paar Zeilen. Aber in diesem Fall wollte ich, dass jeder, der das Gedicht liest, sich seinen eigenen Teil denken kann, z.B., worauf er diese Zeilen bezieht. Ich wollte dem Leser nicht vorgeben, dabei an etwas bestimmtes zu denken. So kann man zum Beidpiel an Liebe denken aber auch an die Natur (Stoffel) oder was einem auch immer perfekt erscheinen kann. Das ist der Grund, warum ich es auf ein paar Zeilen habe beruhen lassen.
Ja, das Perfektsein (oder der Glaube daran) ist eine kindliche Phantasie, aber gerade deswegen sollte jeder versuchen, sich dieses Gefühl zu bewahren und nicht an allem ein Haar in der Suppe zu finden, welches eine Sache nicht perfekt macht. Klar, es gibt keinen Perfekten. Aber es ist eine kleine Illusion, eine schöne Illusion, die ein Ausdruck starker Gefühle sein soll. Und derjenige, der fest glaubt, dass etwas, was er mehr liebt als sich selbst, perfekt ist, der liebt das Leben. Und das wollen wir doch alle, oder?
Ich hoffe, dass euch diese paar Zeilen zum Nachdenken und Diskutieren anregen.

LG,
Verena
 



 
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