Personalpronomen

Alo Isius

Mitglied
04.09.2008 21:35
Die kecke Frage des berühmten Fernseh-Schweizers „Wär hat’s errfunden?“ verführt mich (unhöflich, ich weiß) fast jedes mal zur plumpen Gegenfrage „Was?“
Und, was soll ich sagen – es war wie im Traum –: einmal stellte er, leicht verlegen, gleich zwei Gegenfragen:
„Wie? Wär hat waas errfunden?“.
Nachdem ich ihm, mein schier unlösbares Problem – wer wohl die Personalpronomina erfunden und in die weltweit übliche Reihenfolge geordnet habe – kurz geschildert hatte, kratzte er sich, wie ein nachdenklicher Papagei, geziert am Köpfchen und krächzte im schönsten Schwyzrdytsch:
„Icch niccht! Aucch wir, wir Schweyzrr niccht! Wir erfinden viel: Kräutli-Bonbönli, pünktlicche Uhren, Bankgeheimnisse, Kühli-Stiftli und andere gut verkäuflicche Sacchen... aber so etwas docch niccht. Etwas, das jeder umsonst haben und benutzen kann, erfinde icch docch niccht, wir docch niccht. Wir sind docch niccht blöd? Odr?“
Aber so billig sollte er mir nicht davonkommen. Ich kann auch recht penetrant sein, beim Bohren nach der ’richtigen’ Antwort:
„Ich auch nicht! Wer dann? Probiern wir’s mal, großzügig, mit dem Ausschlussverfahren: Ich, du, wir und ihr sind also erledigt. Bleiben Singular noch er, sie, es und Plural nur noch Sie. Wer war’s also von denen? Womit, nebbich, Sie auch schon abgehakt werden könnte.“
„Na, Sie haben’s doch grade, hinterm Apostroph verstecckt, gesagt: ’s war es! Denn er, mein Vater und sie, meine Mutter, waren’s auch nicht, dafür lege ich auf der St.-Rüttli-Alm meine Hand in ’s Feuer.“
Kurz: wir, also er und ich, einigten uns auf ES als ’richtige’ Antwort, feierten unseren Sieg mit ungezählten Kräuterschnäpsli, -baquettli, -bongbönli und Tabakstängli... aber, wie’s so geht, wenn so ein Fragemaschinli erst mal auf Touren gekommen ist, kann’s richtig absurd werden, wenn da plötzlich ganz neue Fragen im Raum stehen:
Wer oder was ist es? Woher kam es? Was kann es? Was soll es? Was will es? Von mir und dir, von ihm und ihr, von sich, uns, euch und Ihnen?
... bin dann aufgewacht, hab gelacht, doch die Fragen sind geblieben.

04.09.2008 23:55
Irgend wie ist’s ja sowieso immer so oder so... oder so ähnlich:
Alle reden am liebsten über sich und ihre sowie ihrer Freunde Freuden und Leiden, ihre Kostbarkeiten und Krankheiten, Pannen und Pleiten... nur ich, ich rede immer nur über mich. Sag man.
Nun bin ich alter Egomane mal ganz allein zu Haus – rede über mich und meine Freuden und Leiden, Kostbarkeiten und Träume, Pannen und Pleiten.
Hab an den traumhaften Eidgenossen gedacht und mich fröhlich (vielleicht merkt man’s?) ans Werk gemacht. Da waren ja noch so viele Fragen offen...

Nun war’s also da. Zunächst mal war’s ein einziges nichts. Doch strebend sich auch ein nichts bemüht, etwas zu werden, um etwas zu sein, es teilte sich und wurde zu nichtsplus und nichtsminus. Nun waren sie schon zwei, zwei nichtse, die zogen sich an und vereinten sich. Aus der naturgesetzlichen Spannung zwischen plusnichts und minusnichts kam’s zum großen Knall, dem bekannten Urknall.
Und aus dem wurde endlich – das dauerte freilich ein Weilchen. Experten streiten sich über Zeiträume zwischen 900 Milliarden Jahren und 9 Monaten (sie wissen ’s halt auch nicht besser) – das es geboren, und es nannte sich ich. Warum? Das weiß es oder ich doch selber nicht.
Jedenfalls war das aller erste ich ziemlich universal, doch sehr allein in einem großen dunklen Raum, und fürchtete sich, hat als erstes Licht und später den ganzen Rest gemacht... na und den, den kannst du, kann er und sie, könnt ihr und können auch Sie in der Bibel nachlesen.

Und nun: Vorhang zu und viele Fragen offen
Um exakt zu bleiben: hier sind’s nur noch elf. Hier müssen Sie nur das ’richtige’ Personalpronomen einsetzen und die Frage(n) stellen, damit ich die – vielleicht – beantworten kann.

Was kann es? Was soll es? Was will es? Von mir und dir, von ihm und ihr, von sich, uns, euch und Ihnen?
 

Odilo Plank

Mitglied
Ach Alo Isius,
bei Deinem Text fällt mir nur die Mariann ein. Sie war aus der Gegend von Luzern und arbeitete in Badde (Baden) im Aargau auf einer Bank.
Zuerst verliebte ich mich in ihre Sprache. Sie redete so bezaubernd schwyzerdytsch, französisch und italienisch. Und dann verliebte ich mich in ihre Unnahbarkeit.
Wir liebten uns drei Jahre lang, leidenschaftlich platonisch.
Dann verkroch ich mich in meinen Kleinmut.
Als sie ging, nahm sie mir meine Persalpronomina mit.
Ich glaube daran, dass sie bei ihr gut aufgehoben sind.
Liebe Grüße! Odilo
 

Alo Isius

Mitglied
Ach, armer Odilo.
gleich alle hat sie mitgenommen? Gegen Deinen Willen?
Aber Hauptsache, 's geht ihnen gut bei ihr, dem ...hm... Teufelsweib (?) Mariann. Und wenn sie groß sind, die kleinen pps, und nicht so im Kleinmut versinken wie Du, besuchen sie Dich ja eines schönen Tages mal. Dann hast Du entweder großes Glück oder erst recht den 'Dreck im Schachterl'. Sonst wüsst ich Dir kaum was Tröstliches zu sagen.
Und zwengs dem (Wo er selbst nix genaues nicht weiß, halt auch der Narr sein Maul) habe ich hiermit fertig.
Grüßlein
AI
 



 
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