Peter I.

L

lapuce

Gast
Eines Nachts ging ich durch eine dunkle Strasse und traf einen Mann.
«Guten Tag», sagte er.
Ich sagte: «Guten Tag.»
«Eigentlich heisst es ja gute Nacht», sagte er, «aber das tönt so, als wenn Sie jetzt nach Hause gehen würden ins Bett. Und das wollen Sie ja nicht -- »
Er hatte recht. In der Tat wollte ich nicht nach Hause ins Bett. Wie denn? Ich hatte
weder ein Zuhause noch ein Bett, ich brauchte weder das eine noch das andere.
«Woher wissen Sie das?» fragte ich.
«Ich kenne Sie», antwortete er, «Sie sind der Freund von Peter.»
Wieder hatte er recht.
«Kennen Sie Peter?» fragte ich.
«Nein, das heisst, eigentlich doch, denn ich kenne ja Sie, und da Sie der Freund von Peter sind, kenne ich auch ihn.»
Er hatte schon wieder recht.
«Sie haben schon wieder recht», sagte ich.
«Ich weiss, und tatsächlich habe ich immer recht. Ich bin sozusagen allwissend -- »
«Guten Tag», sagte ich und ging weiter. Ich hasste allwissende Männer in dunklen Strassen, sie regten mich auf.
«Bleiben Sie da», rief er, «ich muss Ihnen etwas erzählen!»
Ich blieb nicht da, sondern beschleunigte meinen Schritt. Er lief hinter mir her.
«Haben Sie keine Angst, ich tue Ihnen nicht weh!»
Er hatte recht, und deshalb blieb ich stehen.
«Es geht um Peter», sagte er, «er hat keine Lust mehr.»
«Ich verstehe Sie nicht, wozu hat er keine Lust mehr?»
«Er möchte ein Zuhause und ein Bett haben. Er möchte am Abend schlafen gehen und am Morgen aufwachen, dann möchte er frühstücken und die Zeitung lesen.»
Der Mann sah verängstigt aus.
«Was reden Sie da für einen Unsinn? Peter würde niemals alles aufgeben wollen», sagte ich.
«Diesmal ist es ernst», sagte er, «er will sogar heiraten!»
Ich sah ihn entgeistert an.
«Wen denn?»
«Er weiss es noch nicht», sagte er, «aber er hat gesagt, dass er unbedingt heiraten wolle.»
Ich wollte dem Mann einen Haufen Fragen stellen, aber ich tat es nicht, denn die Antwort war immer die gleiche und ziemlich einfach. Peter war wahnsinnig geworden, der Dunst des Morgens oder die allwissenden Männer in den dunklen Strassen hatten ihn umgehauen.
«Knock out», sagte ich.
«Wie bitte?»
«Ist nicht so wichtig, das war ein Ausdruck aus dem Sport», sagte ich.
«Ach so.»
«Nun», sagte ich, «ich werde mich um Peter kümmern. Gehen Sie nach Hause und schlafen Sie.»
«Ich habe kein Zuhause, und ich schlafe niemals», sagte er.
«Sie haben recht. Guten Tag», sagte ich.
«Guten Tag.»
 



 
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