Pfiff, die Pfeife

4,00 Stern(e) 3 Bewertungen

Fallanda

Mitglied
Pfiff, die Pfeife

In Tautlingen, gleich hinter Betzdorf, gab es eine ganz besondere Schule. Die Hempel – Pauk – Schule für Mädchen und Jungen. Das Besondere an ihr war nicht die neue Turnhalle mit dem großen Trampolin und auch nicht das Schulessen, bei dem es jede Woche einmal Pizza gab. Auch an dem kugelrunden Direktor Stratz gab es nichts Besonderes. Aber das, was er einmal von einer langen Reise in den Sommerferien mitgebracht hatte, das war etwas Besonderes.
Er hatte es auf einem Markt im fernen Matumba gefunden und für ganz wenig Geld gekauft. Der Verkäufer war froh gewesen, es loszuwerden, aber die Kinder an der Hempel – Pauk – Schule liebten es.
Nachdem es der Direktor Stratz in der Mitte des Schulhofes aufgestellt hatte, hatte er es den Namen Pfiff gegeben. Das passte auch sehr gut, denn Pfiff war eine Pfeife. Eine große Pfeife mit einem runden, aber schlanken Körper. In der Mitte besaß sie ein Loch, das wie ein geöffneter Mund aussah. Und ganz oben trug Pfiff eine Zipfelmütze, die sie auf und ab bewegen konnte. Dadurch strömte je nachdem Luft rein oder raus und es entstanden Töne.
So konnte Pfiff die Kinder lautstark zum Beginn des Unterrichts rufen und auch in die Pausen, was sie am liebsten tat. Denn dann kamen alle Kinder zu ihr gelaufen, setzten sich um sie herum und lauschten ihren Tönen. Aber es war nicht so, dass die Kinder die ganze Zeit Pfeiftöne hörten. Nein, sie hörten spannende Geschichten und lernten viele interessante Dinge über die Welt kennen. Denn die größte Besonderheit an Pfiff der Pfeife war, dass sie sprechen und alles erzählen konnte, was sie erlebt und gesehen hatte.
Pfiff war viel in der Welt herum gekommen. Deswegen hatte sie auch immer viel zu erzählen. Und wenn ihr die Kinder zuhörten, dann redete und redete sie, bis der Direktor Stratz kam und ihr das Mützchen zuhielt. Denn die Kinder mussten auch einmal rechnen und schreiben lernen, was ihnen Pfiff nicht beibringen konnte.
Gerade gestern noch hatte Pfiff den Kindern von Afrika erzählt. Vor allem von den vielen Tieren, die es dort gab. Von den großen majestätischen Giraffen, die bestimmt über die Hempel – Pauk –Schule hinweg gucken konnten und von den wilden Löwen, die aber meistens gar nicht so wild waren und lieber faul in der Sonne lagen. Als Pfiff begonnen hatte, etwas über die Elefanten und ihre langen Nasen zu erzählen, war aber der Direktor Stratz gekommen und Pfiff musste laut zur letzten Unterrichtsstunde pfeifen.
Danach hatten die Kinder nach Hause gemusst. Umso mehr freuten sie sich heute, Pfiff in der ersten Pause wieder zu sehen und mehr über die Elefanten zu erfahren.
Aber heute war alles anders. Schon morgens hatte Pfiff nicht wie üblich zum Unterrichtsbeginn gepfiffen. Alle Kinder machten sich große Sorgen und konnten sich gar nicht richtig auf die Aufgaben im Rechenunterricht konzentrieren. Als dann Zeit für die Pause war, musste die Lehrerin die Kinder auf den Schulhof schicken, denn auch dann war von Pfiff nichts zu hören.
Die Kinder stürmten auf den Schulhof und drängelten sich um Pfiff die Pfeife, die gar nicht glücklich aussah.
„Warum hast du nicht gepfiffen?“, fragte ein Junge mit lockigen Haaren.
„Erzählst du uns jetzt von den Elefanten?“, wollte ein Mädchen mit Sommersprossen wissen.
Alle Kinder fragten und redeten durcheinander, aber Pfiff antwortete keinem.
„Seid still!“, rief eines der größeren Kinder, damit Pfiff auch zu Wort kommen konnte. „Was hast du?“, fragte es dann.
Pfiff bewegte das Mützchen, aber es wollte kein richtiger Ton heraus kommen. Nur ein dumpfes ‚Pffmmm‘ und ein rasselndes ‚Trrrr‘ waren zu hören.
„Pfiff ist kaputt!“, riefen einige Kinder erschrocken und manche weinten sogar.
Auch der Direktor Stratz hatte sich gewundert, warum von Pfiff heute noch nichts zu hören war und kam nun hinzu. Er musste erst ein paar Kinder trösten und auch ein wenig schimpfen, dass man ihm Platz machte, bis er Pfiff endlich erreichte. Dann bat er um Ruhe, um heraus zu finden, was mit Pfiff nicht stimmte.
Alle Kinder hielten den Atem an und warteten gespannt auf seine Meinung.
Zuerst hörte sich der Direktor Stratz ganz genau die Geräusche an, die Pfiff nur noch von sich geben konnte. Dabei sagte er immer wieder: „Oha“ und „Hm, soso.“ Dann guckte er in Pfiffs Mund, doch er konnte nichts erkennen. „Oje, oje.“, murmelte er.
Die Kinder bekamen angst, dass Pfiff vielleicht nie wieder sprechen und pfeifen konnte und einige hielten sich an den Händen fest und schluchzten.
Zum Schluss öffnete Direktor Stratz Pfiffs Mützchen und guckte von oben in Pfiff hinein. Erst hatte er wohl nichts gesehen, denn es dauerte eine Weile und er guckte und guckte. Aber dann endlich rief er lachend aus: „Ach so! Da haben wir ja das Problem.“
Einige Kinder hatten sich erschrocken und waren zusammengezuckt, aber die meisten stellten sich nun auf die Zehenspitzen. Denn sie wollten auch sehen, was der Direktor sah.
Der griff jetzt mit einem breiten Grinsen in Pfiff hinein und holte vorsichtig etwas heraus. Und damit es auch alle Kinder sehen konnten, hielt er es dann in die Luft.
Die Kinder erkannten es sofort und erleichtert lachten sie. Ein Vogelnest war in Pfiffs Bauch gewesen. Über Nacht, als Pfiff geschlafen hatte, hatte ein Vogelpärchen sein Nest in Pfiff gebaut. Und deswegen war Pfiff verstopft gewesen und konnte weder richtig pfeifen noch sprechen.
Aber jetzt, wo Pfiff wieder leer war, klappte alles wieder. Zuerst versuchte Pfiff ein Lied zu pfeifen und es klang ganz hell und klar. Dann redete sie wie ein Wasserfall, probierte alle möglichen Wörter und Töne. Alles klappte wieder.
Die Kinder und der Direktor Stratz waren sehr froh darüber. So froh, dass der Direktor die nächste Stunde ausfallen ließ und alle Pfiffs Geschichten über Elefanten zu Ende hören konnten.
Und für das Vogelpärchen hatten sie auch eine Idee. Gleich neben Pfiff stellte der Direktor Stratz ein Vogelhäuschen auf und setzte das Nest hinein. Als das Vogelpärchen zurück kam, nahm es ihre neue Wohnung dankbar an. Und ab jetzt hatte Pfiff auch immer dann Gesellschaft, wenn die Kinder nicht Pause hatten und ihr nicht zuhören konnten. Dann sang Pfiff zusammen mit ihren neuen Vogelfreunden wunderschöne Lieder. Und manchmal bis spät in die Nacht hinein.
 

Fallanda

Mitglied
Pfiff, die Pfeife

In Tautlingen, gleich hinter Betzdorf, gab es eine ganz besondere Schule. Die Hempel – Pauk – Schule für Mädchen und Jungen. Das Besondere an ihr war nicht die neue Turnhalle mit dem großen Trampolin und auch nicht das Schulessen, bei dem es jede Woche einmal Pizza gab. Auch an dem kugelrunden Direktor Stratz gab es nichts Besonderes. Aber das, was er einmal von einer langen Reise in den Sommerferien mitgebracht hatte, das war etwas Besonderes.
Er hatte es auf einem Markt im fernen Matumba gefunden und für ganz wenig Geld gekauft. Der Verkäufer war froh gewesen, es loszuwerden, aber die Kinder an der Hempel – Pauk – Schule liebten es.

Nachdem es der Direktor Stratz in der Mitte des Schulhofes aufgestellt hatte, hatte er es den Namen Pfiff gegeben. Das passte auch sehr gut, denn Pfiff war eine Pfeife. Eine große Pfeife mit einem runden, aber schlanken Körper. In der Mitte besaß sie ein Loch, das wie ein geöffneter Mund aussah. Und ganz oben trug Pfiff eine Zipfelmütze, die sie auf und ab bewegen konnte. Dadurch strömte je nachdem Luft rein oder raus und es entstanden Töne.

So konnte Pfiff die Kinder lautstark zum Beginn des Unterrichts rufen und auch in die Pausen, was sie am liebsten tat. Denn dann kamen alle Kinder zu ihr gelaufen, setzten sich um sie herum und lauschten ihren Tönen. Aber es war nicht so, dass die Kinder die ganze Zeit Pfeiftöne hörten. Nein, sie hörten spannende Geschichten und lernten viele interessante Dinge über die Welt kennen. Denn die größte Besonderheit an Pfiff der Pfeife war, dass sie sprechen und alles erzählen konnte, was sie erlebt und gesehen hatte.
Pfiff war viel in der Welt herum gekommen. Deswegen hatte sie auch immer viel zu erzählen. Und wenn ihr die Kinder zuhörten, dann redete und redete sie, bis der Direktor Stratz kam und ihr das Mützchen zuhielt. Denn die Kinder mussten auch einmal Rechnen und Schreiben lernen, was ihnen Pfiff nicht beibringen konnte.

Gerade gestern noch hatte Pfiff den Kindern von Afrika erzählt. Vor allem von den vielen Tieren, die es dort gab. Von den großen majestätischen Giraffen, die bestimmt über die Hempel – Pauk –Schule hinweg gucken konnten und von den wilden Löwen, die aber meistens gar nicht so wild waren und lieber faul in der Sonne lagen. Als Pfiff begonnen hatte, etwas über die Elefanten und ihre langen Nasen zu erzählen, war aber der Direktor Stratz gekommen und Pfiff musste laut zur letzten Unterrichtsstunde pfeifen.
Danach hatten die Kinder nach Hause gemusst. Umso mehr freuten sie sich heute, Pfiff in der ersten Pause wieder zu sehen und mehr über die Elefanten zu erfahren.

Aber heute war alles anders. Schon morgens hatte Pfiff nicht wie üblich zum Unterrichtsbeginn gepfiffen. Alle Kinder machten sich große Sorgen und konnten sich gar nicht richtig auf die Aufgaben im Rechenunterricht konzentrieren. Als dann Zeit für die Pause war, musste die Lehrerin die Kinder auf den Schulhof schicken, denn auch dann war von Pfiff nichts zu hören.
Die Kinder stürmten auf den Schulhof und drängelten sich um Pfiff die Pfeife, die gar nicht glücklich aussah.
„Warum hast du nicht gepfiffen?“, fragte ein Junge mit lockigen Haaren.
„Erzählst du uns jetzt von den Elefanten?“, wollte ein Mädchen mit Sommersprossen wissen.
Alle Kinder fragten und redeten durcheinander, aber Pfiff antwortete keinem.
„Seid still!“, rief eines der größeren Kinder, damit Pfiff auch zu Wort kommen konnte. „Was hast du?“, fragte es dann.
Pfiff bewegte das Mützchen, aber es wollte kein richtiger Ton heraus kommen. Nur ein dumpfes ‚Pffmmm‘ und ein rasselndes ‚Trrrr‘ waren zu hören.
„Pfiff ist kaputt!“, riefen einige Kinder erschrocken und manche weinten sogar.

Auch der Direktor Stratz hatte sich gewundert, warum von Pfiff heute noch nichts zu hören war und kam nun hinzu. Er musste erst ein paar Kinder trösten und auch ein wenig schimpfen, dass man ihm Platz machte, bis er Pfiff endlich erreichte. Dann bat er um Ruhe, um heraus zu finden, was mit Pfiff nicht stimmte.
Alle Kinder hielten den Atem an und warteten gespannt auf seine Meinung.
Zuerst hörte sich der Direktor Stratz ganz genau die Geräusche an, die Pfiff nur noch von sich geben konnte. Dabei sagte er immer wieder: „Oha“ und „Hm, soso.“ Dann guckte er in Pfiffs Mund, doch er konnte nichts erkennen. „Oje, oje“, murmelte er.
Die Kinder bekamen angst, dass Pfiff vielleicht nie wieder sprechen und pfeifen konnte und einige hielten sich an den Händen fest und schluchzten.
Zum Schluss öffnete Direktor Stratz Pfiffs Mützchen und guckte von oben in Pfiff hinein. Erst hatte er wohl nichts gesehen, denn es dauerte eine Weile und er guckte und guckte. Aber dann endlich rief er lachend aus: „Ach so! Da haben wir ja das Problem.“
Einige Kinder hatten sich erschrocken und waren zusammengezuckt, aber die meisten stellten sich nun auf die Zehenspitzen. Denn sie wollten auch sehen, was der Direktor sah.
Der griff jetzt mit einem breiten Grinsen in Pfiff hinein und holte vorsichtig etwas heraus. Und damit es auch alle Kinder sehen konnten, hielt er es in die Luft.

Die Kinder erkannten es sofort und erleichtert lachten sie. Ein Vogelnest war in Pfiffs Bauch gewesen. Über Nacht, als Pfiff geschlafen hatte, hatte ein Vogelpärchen sein Nest in Pfiff gebaut. Und deswegen war Pfiff verstopft gewesen und konnte weder richtig pfeifen noch sprechen.
Aber jetzt, wo Pfiff wieder leer war, klappte alles wieder. Zuerst versuchte Pfiff ein Lied zu pfeifen und es klang ganz hell und klar. Dann redete sie wie ein Wasserfall, probierte alle möglichen Wörter und Töne. Alles klappte wieder.
Die Kinder und der Direktor Stratz waren sehr froh darüber. So froh, dass der Direktor die nächste Stunde ausfallen ließ und alle Pfiffs Geschichten über Elefanten zu Ende hören konnten.

Und für das Vogelpärchen hatten sie auch eine Idee. Gleich neben Pfiff stellte der Direktor Stratz ein Vogelhäuschen auf und setzte das Nest hinein. Als das Vogelpärchen zurück kam, nahm es ihre neue Wohnung dankbar an. Und ab jetzt hatte Pfiff auch immer dann Gesellschaft, wenn die Kinder nicht Pause hatten und ihr nicht zuhören konnten. Dann sang Pfiff zusammen mit ihren neuen Vogelfreunden wunderschöne Lieder. Und manchmal bis spät in die Nacht hinein.
 

Josi

Mitglied
Hallo Fallanda,

mir hat Deine Geschichte gut gefallen und ich könnte mir auch gut einen 2. Teil vorstellen.

Viele liebe Grüße
von Josi
 

Fallanda

Mitglied
Hallo Josi,

freue mich, dass es dir gefallen hat und werde dann wirklich mal bei Gelegenheit über eine Fortsetzung nachdenken.
Glaube auch, dass aus Pfiff noch etwas mehr rauszuholen ist.
:)

Viele Grüße
Fallanda
 
Hallo Fallanda,

eine schöne Kindergeschichte! Ich kam schon ins Zweifeln, als das Vogelnest entfernt wurde. Aber dann hattest du die tolle Lösung. Sehr gut!

Lieben Pfingsmontaggruß,
Estrella
 

Fallanda

Mitglied
Hallo Estrella,

freut mich, dass dir die Geschichte so gut gefallen hat.
Bei dem Ende hab ich ehrlich gesagt auch gezweifelt, ob das mit dem Vogelnest passt bzw. ob es nicht besser gewesen wäre, vorher Andeutungen dazu einzubauen.
Aber wenn dir die Lösung so gefällt, bin ich auf jeden Fall auch zufrieden damit. :)

Viele Grüße
Fallanda
 

domino

Mitglied
Hallo, Fallanda,
auch mir gefällt die Geschichte sehr gut.
Nur wundert mich der Name der Schule. Sie ist ja keine Pauk-Schule, sondern eine mit Freude.
Liebe Grüße
domino
 



 
Oben Unten