Pflegling

3,50 Stern(e) 2 Bewertungen
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Inge Anna,

ein sehr gelungenes Gedicht mit Albtraumcharakter (8).

Ich lese den Einzug / die Einweisung in ein Altenpflegeheim - mit welcher Pflegestufe auch immer. Es ist ja tatsächlich so, dass der zukünftige Pflegling seine Verantwortung bei der Heimleitung abgibt - eine Situation, die ebenso für andere Situationen unseres Lebens gilt.

Denkbar ist ein Krankenhausaufenthalt oder die strenge Herrschaft eines Vorgesetzten, die zwar mit vordergründiger Fürsorge, sekundär aber mit Machtmissbrauch zu tun hat ... Auch ein staatliches Terrorregime ist herauslesbar, wenn man denn will (Demokratie als Patient).

Das Altenpflegeheim erscheint mir allerdings am einleuchtendsten, weil der Pflegling dort nur noch in geringem Maße die Möglichkeit des Entkommens innehat (Andeutung des Grabmals).

Herzliche Grüße
Heidrun
 

Inge Anna

Mitglied
Liebe Heidrun,

Worte eines Pflegebedürftigen, den ich dieser Tage im Altenheim besuchte:
"Hier pflegt man mich krank - und die Zeit ist mir nur noch Last."
Dies veranlasste mich zu vorstehendem Textbeitrag.
Nachdenklich
Inge Anna
 
B

Beba

Gast
Das Altern an sich ist in unserer Gesellschaft ein Problem. Wenn man das Problem auf die Altenheime fokussiert, so ignoriert man hier die tatsächliche Ursache des Übels. Ich behaupte, dass im Pflegebereich größtenteils das Bestmögliche getan wird. Immer im Rahmen der Möglichkeiten, und die sind begrenzt, das erfahre ich beinahe täglich, denn meine Frau arbeitet in der Altenpflege. Altenheime haben in unserer Gesellschaft häufig eine Alibifunktion, denn man kann da so schön sein eigenes schlechtes Gewissen entladen (= die tun ihre Pflicht nicht).

Aber trotzdem ist dein Text, Inge Anna, ein sehr packender. Es hat in der Tat Albtraumcharakter, wie Heidrun sagt. Und in eine solche Situation gerät man in der Regel erst dann, wenn man sich nicht mehr wehren kann. Und doch: dahin bringt die Betroffenen weder die Heimleitung noch das Pflegepersonal.

LG
BeBa
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es gibt aber genug Pfleglinge, welche demenzkrank sind und die von dir beschriebenen Gefühle nicht mehr wahrnehmen. Sie sind in ihrer Welt glücklich.
Allen anderen wird es so ergehen, wie du eindrucksvoll beschreibst.
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Inge, lieber Bernd,

mein Kommentar richtet sich in keiner Weise gegen die Mitarbeiter der Altenheime, die unter sehr schwierigen Umständen arbeiten müssen, häufig auf 400 €-Basis.

Der eigentliche Skandal ist, wie wenig unsere Gesellschaft für Alte letztendlich übrig hat, natürlich begünstigt durch die Veränderung der Altersstruktur. - Die Zuwendungen für Kinder sind gleichfalls nicht zureichend.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Schwache gelost haben, und das nicht erst seit gestern.

In deinem Gedicht, liebe Inge, klingt auch genau das für mich durch.

Herzliche Grüße
Heidrun
 

Inge Anna

Mitglied
Hallo zusammen,

während eines längeren stationären Krankenhausaufenthaltes im vergangenen Jahr habe ich, was die Pflege angeht - ich war fast 3 Wochen auf intensive Hilfe angewiesen -einiges erlebt und irgendwie durchgestanden. Ist man hier noch ein Mensch? Das fragte ich wohl ins Leere. Personalabbau etc.? Was da ablie, platziere ich auf schiene [harte Willkür].
Mit dieser Erfahrung bin ich gewiss nicht allein.
Danke für Eure Kommentare.
Beste Grüße
Inge Anna
 



 
Oben Unten