Phoenix

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Phoenix




Der IC „Arthur Schnitzler“
trägt mich durch die Nacht.
Von Großstadt zu Großstadt
entferne ich mich von dir.
Dein Duft umgibt mich wie ein Meer,
in dem ich geschwommen bin,
intensiv und ungewaschen,
als säßest du neben mir,
und ich bräuchte nur den Kopf zu heben,
um in deine dunklen Augen zu tauchen.
Doch auf dem Platz liegt nur meine Tasche
und ein ungelesener Roman.
Deine Lippen kann ich jetzt nicht küssen.
Die Erinnerung muss reichen,
um mich durch die Woche zu begleiten.
Eine Woche, in der mir nichts fehlen würde,
wenn ich nicht um dich wüsste.
Den Geschmack der Liebe
hatte ich lange Zeit vergessen,
diese Mischung aus Glück und Traurigkeit,
denn jeder Abschied bedeutet sterben,
nachdem deine Nähe mich geboren hat.
Ich sterbe, damit ich mich brennend
aus der Asche erhebe.

Du bist ein Wunder.
Du gibst dich hin wie Medizin,
doch das Leid sitzt tief
in meinen Knochen.
Zeig mir,
dass Liebe Glück bedeuten kann,
ein Licht, das den Tag erschafft,
und Tote zur Erlösung ruft,
denn in mir leben viele Leichen.
Die Keime der Erneuerung
wachsen langsam,
denn viele Feuer haben mich verbrannt,
aber wie ein Stück Urwald, brandgerodet,
haben sie mich auch
fruchtbar gemacht.

Ich halte meine Finger
wie Blüten an mein Gesicht
und atme dich.
 
M

Minouche

Gast
hm......

Hallo black sparrow.

Wieder ein wunderschönes Gedicht, das mich erreicht.
Vielen Dank dafür.

Allein über ein Bild bin ich gestolpert, mag aber sein, dass meine Phantasie es nicht richtig umgesetzt hat, ist nur subjektiv...weißt ja.

"Du gibst dich hin wie Medizin".

Damit konnte ich nichts anfangen.

Mein Kopf übersetzte:

"Du gibst dich hin, bist Medizin"

Na, ja. Nur eine kleine Idee, ganz vorsichtig in den Raum gestellt...
Ansonsten.....klasse !

Liebe Grüße
Minouche
 
Hallo minouche,

ich danke dir für deinen Kommentar.
Den Satz, über den du gestolpert bist, meine ich
genau so, wie ich ihn geschrieben habe, und denke,
dass dein Tipp ihm einen anderen Sinn verleihen würde,
denn das hatte ich nicht gemeint.
Warum bist du denn gestolpert?

Liebe Grüße

black sparrow
 
M

Minouche

Gast
komme mir vor wie ein Korinthenkacker...:-(

Hallo black sparrow !

Nun suche ich nach Worten.

"Du gibst dich hin wie Medizin"

Ja. Stolperstein meiner Seele. Blöd. Ich versuche, es zu umschreiben. Bemühe mich.

Medizin, die nimmt man ein oder an, Medizin heilt manchmal Schmerzen. Lässt Wunden heilen. Aber sie gibt sich nicht hin. Jedenfalls für mein Empfinden. Hingeben kann sich vieles in meinen Augen, schriebe ich alles auf, würde es ein Roman. Hingeben ist ein wundervolles Wort, weil es ein "Geben" beinhaltet. Ein Geschenk, etwas, was man gibt.
Medizin ist ein Medikament, ist Heilung für was auch immer.
Es ist eine Sache. Nä. Ich gebe es auf. Ich kann dich sehr gut verstehen. Lasse es stehen. Schließlich ist es nur mein eigenes, urpersönliches Stolpersteinchen, oder ? Wenn ich jetzt anfange, penibel zu werden, beginne ich mich zu hassen dafür. Denn dazu sind Gedichte nicht da. Sie sollen wirken. Deines hat ja diesen Sinn und Zweck erreicht. Mein Gehirn will nur manchmal nicht so, wie ich gern will. Trotz meiner überbordenden Phantasie. Allerdings habe ich diesen Satz inzwischen fünfzigmal gelesen...ich weiß ganz genau, worauf du hinauswillst.

Nix für ungut. Hast es gutgemacht.

Liebe Grüße
Minouche
 



 
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