Plädoyer für den viereckigen Fußball

ibini

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Sucht man nach etwas, durch das selbst der Mund derer, die ihn sonst kaum aufkriegen, auf Touren kommt, dann stolpert man vor allem in diesen Tagen unweigerlich über das Wörtchen „Ball“. Nun ist es zwischen Stolpern und Fuß ebenso nur ein Katzensprung wie zwischen Ball und Spiel. Es sind dies vier Begriffe, die sich auf der einen Seite irgendwie anziehen, sich auf der anderen ebenso irgendwie gegenseitig im Wege stehen. Fußball ist dafür gleichermaßen bezeichnend wie Ballspiel. Und wenn jemand, etwa beim Fußball oder Ballspiel, stolpert, dann ist es meist über die eigenen Füße.

Nehmen wir, nicht ohne Grund, das Zauberwort Fußball. Ich frage mich, ob es nicht für alle Beteiligten besser wäre, hier keinen runden, sondern einen viereckigen Ball zu benutzen? Dadurch liefe alles langsamer, gemächlicher ab – ganz im Sinne der aktiv oder passiv Beteiligten. Die Spieler bräuchten weniger oder könnten geruhsamer laufen, die Zuschauer das Geschehen besser verfolgen, und die Schiedsrichter gerechter urteilen. Fehlentscheidungen wären Schnee von gestern, selbst ohne Bildaufzeichnung. Das alles bei gleichem Geldwertumlauf. Manche kritische Situation auf dem Spielfeld würde sich von selbst entkrampfen, könnten sich die Streithähne zu einem kurzen Plausch auf einen der am Spielfeldrand herumstehenden Polstersessel flegeln. Vielleicht bei einem Täßchen Kaffee.

Oder man denke an die Verletzungsgefahr! Bei Freistößen zum Beispiel wäre es kaum noch notwendig, die besten Stücke derart mit den Händen zu schützen. Denn zweifellos gibt es hierfür zweckdienlichere Verwendungsmöglichkeiten! Vom größeren Freizeitwert und von Rationalisierungseffekten durch Personaleinsparungen ganz zu Schweigen. Selbst der Platzwart hätte es ein ganzes Stück leichter, etwa beim Stapeln bzw. Transport der Bälle. Nicht zu vergessen der dauerhaftere Sitz etwaiger Kopfhaargebilde. Und der Zuschauer am Fernsehgerät hätte mehr Muße für den Gang zum Kühlschrank oder zum Pieseln. Ohne befürchten zu müssen, eine der entscheidenden Szenen zu verpassen. Außerdem könnte er sein Gerät auf den Zeitlupenmodus schalten und so einen Beitrag zur Energieeinsparung leisten. Daneben ist besonders wichtig: Durch die Umstellung wäre die Randaliergefahr deutlich vermindert, könnten doch die Fans gar nicht so langsam schimpfen, wie die Leutchen spielen!

Sicher gibt es einiges mehr, das für den viereckigen Ball spricht. Mir geht es hier nur um einen ersten Anstoß. Wie ich meine, lohnt es sich allemal, über den Ballformwechsel ernsthaft nachzudenken. Schließlich ist es ein gutes Omen, daß einer der Väter des Dadaismus Ball heißt. Nein, nicht Fußball, Handball, Basketball oder so, sondern schlicht und ergreifend Hugo Ball (ein aus Pirmasens stammender Schriftsteller, Zeitkritiker und Pazifist). Und diese Kunstform hat sich doch auch durchgesetzt, oder?
 



 
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