Poesie eines Amoklaufs

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Dr Time

Mitglied
Poesie eines Amoklaufs


Ich bin größer geworden.

Ihr habt es sicher noch nicht bemerkt, aber ich bin größer geworden. Vor kurzem noch war ich ein unscheinbarer Schleier am Himmel. Aber jetzt bin ich eine bedrohliche Wolke. Ich bin eure bedrohliche Wolke.

Ich habe stille Tränen gestohlen aus den Augen derer, die sich nicht getraut haben zu weinen. Und die Augen sind nun blass und blicken ins Leere.
Ich habe den Boden ausgetrocknet und alle Gefühle aus ihm herausgesaugt. Und der Boden ist nun hart und nichts wächst jemals mehr dort, wo einst so viele Samen lagen.

Das Wasser aus den Flüssen ist zu mir herauf geflogen und ihr habt es noch nicht einmal gemerkt. Doch ich habe es gesammelt für euch.

Selbst jetzt, wo die Luft so gewittrig drückt und euch der Schweiß von der Stirn rinnt, lacht ihr noch so albern, wie ihr es immer getan habt. Und auch der Schweiß derweil, fliegt zu mir herauf.

Und nun seht her. Ich bin größer geworden. Zu groß und die Zeit ist gekommen.

Ich lasse es regnen und betrachte von oben, wie die vertrockneten Samen fort gespült werden in die Bäche, die über ihre Ufer treten und alles mit sich reißen. Aber alles ist mir gleich, denn alles ist so weit weg. Ich ahne, es könnten Autos, Häuser, Tiere sein. Es könnten sogar eure Kinder sein. Doch ich sehe keine Gesichter mehr, kenne keine Namen. Ich lasse es regnen und eure Tränen vermischen sich mit den roten Regentropfen.

Und dann fühle ich mich erleichtert. Schaut mich an. Schaut mich endlich an, denn bald gibt es mich nicht mehr. Ich bin wieder klein und werde immer noch kleiner.
Bis ich ganz verschwunden bin, denn ich will nun nicht mehr sein.
 

Dr Time

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Poesie eines Amoklaufs


Ich bin größer geworden.

Ihr habt es sicher noch nicht bemerkt, aber ich bin größer geworden. Vor kurzem noch war ich ein unscheinbarer Schleier am Himmel. Aber jetzt bin ich eine bedrohliche Wolke. Ich bin eure bedrohliche Wolke.

Ich habe stille Tränen gestohlen aus den Augen derer, die sich nicht getraut haben zu weinen. Und die Augen sind nun blass und blicken ins Leere.
Ich habe den Boden ausgetrocknet und alle Gefühle aus ihm herausgesaugt. Und der Boden ist nun hart und nichts wächst jemals mehr dort, wo einst so viele Samen lagen.

Das Wasser aus den Flüssen ist zu mir herauf geflogen und ihr habt es noch nicht einmal gemerkt. Doch ich habe es gesammelt für euch.

Selbst jetzt, wo die Luft so gewittrig drückt und euch der Schweiß von der Stirn rinnt, lacht ihr noch so albern, wie ihr es immer getan habt. Und auch der Schweiß derweil, fliegt zu mir herauf.

Und nun seht her. Ich bin größer geworden. Zu groß und die Zeit ist gekommen.

Ich lasse es regnen, betrachte von oben, wie die vertrockneten Samen fort gespült werden in die Bäche, die über ihre Ufer treten, wo sie alles mit sich reißen. Aber alles ist mir gleich, denn alles ist so weit weg. Ich ahne, es könnten Autos, Häuser, Tiere sein. Es könnten sogar eure Kinder sein. Doch ich sehe keine Gesichter mehr, kenne keine Namen. Ich lasse es regnen, bis eure Tränen sich vermischen mit den roten Regentropfen.

Und dann fühle ich mich erleichtert. Schaut mich an. Schaut mich endlich an, denn bald gibt es mich nicht mehr. Ich bin wieder klein und werde immer noch kleiner.
Bis ich ganz verschwunden bin, denn ich will nun nicht mehr sein.
 



 
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