Pole

Kir

Mitglied
Pole



Ich bin der lebende Tod
Du bist das tödliche Leben
Alles im Lot
In unserem Streben

Ich bin der gütige Zorn
Du bist die zornige Güte
Blasen in dasselbe Horn
In verzweifelter Blüte

Ich bin der liebende Wankel
Du bist die wankelnde Liebe
Gehören zu den Kranken
Der menschlichen Triebe

Ich bin das frische Alter
Du bist die alternde Frische
Vergehen wie Falter
Wir werden alle erlischen

Ich bin das vernichtende Böse
Du bist die böse Vernichtung
Zwängen uns durch die Öse
Der täglichen Verrichtung

Ich bin die enttäuschende Täuschung
Du bist die täuschende Enttäuschung
Hoffen auf Läuterung
In der kläglichen Vergeudung
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Schön!

Schön, wie der Austausch von Adjektiv und Subsantiv mit den Nuancen der Sprache spielt – wenn ich auch manches nicht ganz auseinanderdröseln kann (“ Ich bin das vernichtende Böse / Du bist die böse Vernichtung)
Schön, wie in klaren Bildern viele alltägliche Beziehungs-Dinge auf dem Punkt gebracht sind – wenn ich auch manches nicht ganz verstehe („Blasen in dasselbe Horn / In verzweifelter Blüte“)

Absolut unmöglich ist aber, aus erlöschen erlischen zu machen, nur damit es sich reimt. Gerade in einem Gedicht, wo jedes Wort wesentlich ist, dürfen in den Worten keine wesentlichen Fehler sein.

Gruß!
jon
 



 
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