Polenfeldzug (eine Realsatire)

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Oliver

Mitglied
Real- Satire, angeregt durch einen Beitrag in „my-Tagebuch.de":

Überschrift: „Soll ich nach Polen gehen?"



„bitte gebt mir ratschläge!

soll ich für ein freiwilliges soziales jahr nach polen gehen? (andere
ländermöglichkeiten gibt es nicht mehr, die stelle, die voraussichtlich
irgendwo in den masuren liegen würde, ist mir sicher)"

Die Masuren sind wirklich sehr, sehr schön. Touristen zahlen dort ebensoviel wie für einen Urlaub in Spanien. Nur deutsche Soldaten (im 2. Weltkrieg)und förderungsberechtigte Teenies (heute, im Weltkrieg der Globalisierung) kriegen alles umsonst. Also nix wie hin!

„vorteile:
> ich lerne eine geheimsprache, die niemand sonst kann"

Genau! Diese Geheimsprache ist so geheim, dass sie nur der Papst und eine kleine Räuberbande spricht. Letztere nennen wir „die Polen".
Wer polnisch kann, bekommt garantiert einen Job als Verhörleiter beim BKA.

„> ich komme raus hier"

Das wird dir gut tun. Du hast noch keine existenziell wichtigen Erfahrungen gemacht: Hunger, Obdach- und Arbeitslosigkeit, Verfolgung, Alkoholprobleme- all das guckst du dir am besten mal live an, vielleicht merkst du ja den Unterschied zur Hollywood- Version.

„> ich muss nicht gleich studieren (vorteilhaft für jemanden, der ohnehin
noch nicht so genau weiß, was)"

Eben. Studieren ist so ziemlich das Letzte, was sich ein deutscher Jugendlicher wünscht. Wie viele Studenten würden ihr schweres Los allzu gern gegen eine Hilfsarbeiter- Stelle in Polen tauschen. Da bräuchten sie nichts lernen, könnten den ganzen Tag besoffen in Baugruben liegen oder, falls sie Mädchen sind, sich gegen geringe Zulagen von Mafiabossen in der Mittagspause so richtig verbimsen lassen.

„> ich tue der menschheit was gutes und der völkerverständigung und so"

Richtig! Nur solltest du dich entscheiden: entweder du tust etwas für die Menschheit oder für die Völkerverständigung oder für „und so".
Wobei du für die Menschheit auch in Deutschland etwas machen kannst.
Stoiber erschiessen zum Beispiel oder deine Lehrer, die dich zum allseits verhöhnten Opfer der Pisa- Studie gemacht haben.
Mit der Völkerverständigung wird´s dagegen schwieriger. Du wirst doch nicht polnisch lernen! Doch bleibt dir immerhin noch die wortlose Verständigung, der stumme Austausch von gewissen Körpersäften. Was im Sinne von „Völker- Verständigung" freilich einen enormen logistischen Aufwand erfordert.
Am besten, du tust etwas für „und so", das kannst du am besten.

„> ich würde vielleicht lernen zu arbeiten"

Wie bitte? In Polen? Kennst du denn nicht all die deutschen Vorurteile gegen dieses faule Volk? Hier ein Beispiel. Wie verhält sich der Pole in einem unserer Supermärkte? So:

Gucken, gucken, nix verstehn.
Zappzerapp- auf Wiedersehen.

Meinst du wirklich, dass Polen etwas anderes können als Klauen?
Und bei denen willst du arbeiten lernen?

„> meine blickwinkel werden sich erweitern"

Aber nur mit Kontaktlinsen von Bausch & Lomb, die in Polen etwa das Dreifache von dem kosten, was bei uns dafür abgezockt wird.

Soviel zu den von dir erhofften Vorteilen eines Polen- Aufenthalts.

Deine befürchteten Nachteile schätzt du schon sehr real ein.

„nachteile:
> ich werde mich mit niemandem vernünftig unterhalten können"

Da du ein wenig deutsch sprichst, weisst du auch, wie schwer es ist, sich überhaupt mit irgendjemanden „vernünftig" zu unterhalten, selbst, wenn beide die gleiche Sprache verstehen.

„> ich kenne niemanden dort und werde einsam sein"

Ja, denn wir Deutschen haben seit unserem verlorenen letzten Polen- Feldzug merkwürdige Hemmungen, auf Nachfahren der von uns Abgeschlachteten zuzugehen.

„> ich verschenke ein jahr meines lebens irgendwohin, wo ich nichts für
meine zukunft unglaublich unverzichtbar sinnvolles dazulernen werde"

Das ist des Übels Kern! Ein Deutscher braucht nirgendwohin zu gehen, da er bekanntlich zur Spezies der Übermenschen gehört und nur zu Hause, bei den klugen eigenen Verwandten, nennenswerte neue Erfahrungen machen kann. Deshalb kommen ja auch so viele Ausländer zu uns, um sich ein Scheibchen deutschen Verstandes, deutscher Bildung und vor allem deutschen Humors nebst des dazugehörigen unverwechselbaren deutschen Charms abzuschneiden.

„> ich werde sklave"

Sicher. Polen hat nach vergeblichen Versuchen, westliche Demokratie einzuführen, wieder zur guten alten Sklavenhaltergesellschaft zurückgefunden. Da aber in Polen alle die gleiche Hautfarbe haben, ist es schwer, richtige Sklaven von falschen zu unterscheiden. Man hat mit verschiedensten Mitteln versucht, die Unterschiede deutlich zu machen: mit Schuhcreme, Teer, Tätowierungen und sogar Piercing. Nichts half. Und so gibt es in Polen immer mehr scheinbare Sklaven. Dazu gehören auch verschleppte deutsche Touristen, die sich allerdings wesentlich von versklavten Polen unterscheiden. Sie sind so stolz, dass sie überhaupt nicht arbeiten wollen.

„> ich weiß nicht, ob ich dort auch mal ein auto nutzen darf"

Natürlich nicht! Ersteinmal müsstest du ein Auto klauen. Aber wie? Schraubenzieher sind heissbegehrt und nur für den Gegenwert eines Atomsprengkopfes auf dem Schwarzmarkt zu haben. Selbst wer doch einen Schraubenzieher besitzt, braucht eine enorme Schnelligkeit, um mit professionellen polnischen Autoknackern mithalten zu können.
Denn kaum steht irgendwo in Polen ein herrenloses Auto- klick! ist es aufgebrochen und saust zum nächsten Mafia- Verladebahnhof. So schnell kannst du gar nicht gucken, nicht mal mit deinen „erweiterten Blickwinkeln" !

„> ich weiß nicht, ob mein heiligtum computer in diesem leben einen platz
haben dürfte"

Der Computer allein wäre ja nicht das Problem, sofern du ein Dutzend Bodyguards dabeihast, die ihn rund um die Uhr bewachen. Aber der Strom! Wo willst du den in Polen hernehmen?
Ausserdem ist in Polen alles streng religiös geregelt. Und da dein PC „heilig" ist, wie du sagst, müsstest du erst einmal eine Kirche, oder wenigstens eine kleine Kapelle um ihn bauen lassen. Überhaupt wird nur das als „Heiligtum" anerkannt, was der Papst gesegnet hat. Der wird aber kaum nur deines PC´s wegen nach Polen reisen. Also auf nach Rom, sonst wirds nix mit Polen und deinem Computer.

„oh jeh! bitte helft mir! ich bin mir so unschlüssig! einerseits hab ich
großes fernweh - andererseits große angst. zudem finde ich polnisch
irgendwie schwachsinnig..."

Die polnische Sprache ist wirklich schwachsinnig. Mal ehrlich, wir verstehen doch kein Wort davon. Deshalb haben wir die schwachsinnigen Polen seinerzeit auch in Umerziehungslager gesteckt, doch selbst dort weigerten sich noch viele, endlich etwas Vernünftiges zu lernen, weshalb sie schliesslich als Brennmaterial Verwendung fanden.
Das mit deiner Angst kann ich gut verstehen. Mein Opa hatte auch Angst, selbst als Herrenmensch, als ihn in den Vierzigern des letzten Jahrhunderts polnische Kinder um Brot anschrieen. Die haben so laut und unverständlich gebläkt, dass er ihnen die Zungen herausschneiden musste. Später legte er diese Kinderzungen einem Kameraden von der SS vor die Füsse und sagte: „Ess, ess!", was dieser aber falsch verstand und meinte, mein Opa hätte die eigenen SS- Leute ihrer Zunge beraubt, weshalb der Kamerad meinem Opa die Zunge abschnitt. Dadurch konnte mein Opa nur noch lallen, und seine Freunde dachten, er hätte jetzt polnisch gelernt. Denn für uns ist doch alles, was wir nicht verstehen, nur dummes Gelalle, oder?


„..aber die vorstellung, sich damit grandios
verständigen zu können ist dann doch irgendwie cool. alles ist irgendwie -
alle zwei minuten bin ich voller euphorie und aller zwei minuten voller
Zweifel---"

Vielleicht solltest du den Zwei- Minutentakt deiner Wechselstimmung verkürzen. Je kürzer, desto besser.
Stell dir vor, du wärest aller zwei Sekunden euphorisch und dann sofort wieder deprimiert. Wenn du das etwa eine Stunde durchhältst, bekommst du einen richtigen Kick, wie er sonst nur durch teure Designer- Drogen verursacht wird. Damit könntest du viel Geld sparen.
Wenn du aber richtig super drauf bist und dieses Glücks- Depri- Gehickse eine Woche lang treibst, wird dich jeder Arzt sofort in die geschlossene psychiatrische Anstalt überweisen, wo du dann wirklich alles hättest, was du du dir wünschst:
- kostenlose Unterkunft und Versorgung
- kein Lern- und Arbeitsstress
- viele Computer
- genug Drogen
- hunderte ähnlich orientierungsloser Menschen, die alles hatten und aus reiner Langeweile verrückt geworden sind.

Überleg dir mal diese Variante! Dein Oliver
 

Oliver

Mitglied
Frau "Flammarion" als Imperaratorin?

Sehr geehrte Frau „Flammarion",

Ihre Bemerkung zu meinem „Polenfeldzug" veranlasst mich zu dieser Nachricht und einem kühl distanzierten Ton. Mich fröstelt einfach bei dem Gedanken, dass Sie hier Moderatorin sind. Denn als solche müssten Sie eigentlich mit allgemeinen Netiquetten vertraut sein. Dazu gehört eine Anrede, wenigstens also ein „Hallo", nebst einer sachlichen Kritik. Sie aber halten nur den Daumen nach unten und drohen mit der Liquidierung meines Beitrages.
Darf ich Sie nun mit „Frau Imperatorin" ansprechen?
Doch genug der Kasperei. Ich bin mir sicher, Sie bedauern bereits ihre mithin lässliche Sünde und werden in Kürze entweder Ihr Urteil oder Ihren Fehler oder Ihren literarischen Geschmack, wenn nicht gar Ihren Humor durch eine geeignete Antwort erklären, entschuldigen oder beweisen.

Allet klar? Oder jibt det Frajen, old Icke? Dein Olli.
 
M

Miriam

Gast
Hallo Oliver,

meiner Meinung hast Du die Gedanken in Deiner Satire sehr gut wiedergegeben. Ich meine damit all jene Vorurteile, welche die Gesellschaft oftmals in ihrem Hinterkopf traegt.

Gruss
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Oliver,

ich finde die Satire misslungen. Zu weitschweifig, wenig pointiert. An vielen Stellen schreibst Du solange um den Witz drumherum, das nur das Vorurteil übrigbleibt.

Wer über ein derart leicht miszuverstehendes Thema schreibt, sollte es deutlich besser machen.

cu
lap
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
na,

lieber oliver, da kannste mal sehen, wie gefrustet ich durch dein werk war und bin, dass ich nicht mal die höflichkeit wahren konnte!
vielleicht ziehst du ja selber deine schwache leistung zurück?
lg
 

Oliver

Mitglied
An meine eifrigen Kritiker

Liebe Kritiker,

Vielen Dank für Eure

Meinungen,

die, wo sie fair und mit Beispielen belegt, eine Bereicherung für mich waren.
Ach, und nun ahnt Ihr: hier kommt meine Kritik an Euch.
Wo Eure Kritiken nähmlich ohne Beispiele und lediglich Ausdruck eines literarischen Eunuchentums sind, denn eine schlecht geschriebene Kritik ist ein solcher- da möchte ich ergebenst fragen: Wie wählen Moderatoren Moderatoren?
Reicht es, wenn jemand angibt, er/ sie würde „Memoiren" schreiben?
Nun ja, die Internetz- Kulur ist Ausdruck von allgemeiner Gesellschafts- Kultur.
Und die findet sich hauptsächlich in gewissen Kultur- Beuteln.
(Doch gewiss ausschliesslich bei grossen Kritikern, M.-R.- Ranicki möge als Beispiel spielen, da er seine Meinungsbildung einer tatsächlichen Bildung hintanstellt.)


„Mit ganz aussergewöhnlichem Schaafsinn findet der Kritiker das heraus, worauf es nicht ankommt.

Der Künstler schafft, während der Kritiker schaaft." (Kurt Schwitters)

Nochmals ergebenst, demütisierend, völlig vergeblich- Oliver.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
nun ja.

oliver, ich glaube an deinem umgang mit kritik erkennen zu dürfen, dass du mit selbstkritik noch schlechter umgehen kannst.
in deinem profil steht noch weniger als in meinem, so kann ich kaum erkennen, wer du bist und was du für ein potenzial vielleicht hast. also bin ich gespannt auf dein nächstes werk.
lg
 



 
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