Postindustrielle Einsamkeit

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maskeso

Mitglied
Postindustrielle Einsamkeit

Hochmoderne Kommunikationswege
Und: Kontakte in Sekunden
Viele Zeilen, viele Worte, doch -
Das Persönliche ist verschwunden.

Wo man erst nachdachte und dann schrieb,
So schreibt man nun und denkt dann - gar nicht.

Wie viele Freundschaften kann ich akkumulieren?
Wie viele Menschen kann ich probieren?
Wie wenig Zeit bleibt für den Einzelnen?
Wieviel weniger für mich selbst?

Isoliert in der Masse,
Gefangen in der Menge.
Das Ich schön abgeschirmt,
Die Fassade muss stimmen.
Individualität irritiert und
Was stört muss verschwinden.

Wo liegt der Sinn,
Wo der Zweck des Ganzen?
Und wenn man ihn kennt -
Kann man damit reich werden?
Es vermarkten?
Drüber sprechen?
In Talkshows?

Ein jeder schreit: So akzeptiert mich doch!
Am besten wie ich bin.
Und vor lauter Gebrüll
Hört keiner richtig hin.

Das Hauptproblem in dieser Zeit
ist doch - so scheint's - die Einsamkeit.

Zuviel Möglichkeiten sind zu wählen,
Zuviel Chancen zu verpassen.
Warum andere mit Tiefe quälen,
Wenn sie mich dafür hassen?
Warum Dinge sagen,
Die niemand hören will?
Am wenigsten ich.

Ich bin allein
Und dabei in bester Gesellschaft.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das
ich
schön abgeschirmt durch
man.

Der
Draht
schön abgeschirmt durch
Kupfer.

Und trotzdem
habe
ich
dich
durchschaut.
 

dazone

Mitglied
Faszinierend, viel inhalt, tolle Form (meine Lieblingsstelle: Wo man erst nachdachte und dann schrieb,
So schreibt man nun und denkt dann - gar nicht. -> Das garnicht, als gewollter Bruch mit dem Reim um das mangelnde Denken, das Neue auszudrücken, genial.)

Habe leider nicht genügend Zeit, mich ausführlich jetzt mit dem Werk zu befassen, vielleicht morgen.

Hallo Bernd!
Alle Achtung, ich antworte hier mal fleißig, damit ich das bald so gut draufhabe wie Du.

Vile Grüße

David
 

maskeso

Mitglied
Schön Bernd, dass es selbst für tief in der Leselupe versackte Werke noch Hoffnung auf Errettung gibt - durch dich. ;-)
Fast, aber nur fast, hätte ich es schon verdrängt.
 



 
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