Prolog

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wondering

Mitglied
Prolog

Es war so seltsam still in mir.

Lausche ich jetzt in die schlaflose Nacht,
kann ich deine Gedanken hören –

eine Symphonie bunter Visionen
zieht mich an sanft geflüsterten Zügeln
in noch unbenannte Räume.
Knisternder Funkenflug hat die kleine Hütte entzündet,
in der mein Herz gewohnt.
Dämonische Schatten alter Tage entkommen den Flammen,
während die Mauern um mich nieder brennen.

Aus magisch geladenen Wolkenbildern
streckst du mir deine Hand entgegen,
die ich so lange in Worten gesucht.

Und mit der ersten Berührung
zerbirst die gläserne Wand
in tausend Scherben
Vergangenheit
 

La Noche

Mitglied
Hallo Wondering,
Mal abgesehen davon, dass ich mir bei den geflüsterten Zügeln und dem darauf folgenden Zeilensprung jedesmal die Zunge breche (was wahrscheinlich eher an mir liegt als an dir :)), ein wunderschönes bilderreiches, melancholisches Gedicht.

LG,
La Noche
 
M

Mara K.

Gast
Hallo wondering,

... die Vergangenheit hinter sich gelassen,
das Herz wieder ausgesperrt aus der engen Hütte,
die Mauern, welche zum Schutz deiner selbst aufgebaut
waren, niedergebrannt ... dich einen Schritt weiter
nach vorn gewagt, nicht mehr "ablehnend" nein, ein Schritt Richtung Zukunft, Hoffnung, sich getrauen zu vertrauen, die Hand annehmen ... ein vager Versuch sich fallen zu
lassen ...
Es gefällt mir, was ich gelesen habe, ein Sprechgesang
mit Tiefgang und ich hoffe, es richtig verstanden zu haben.

Mit den besten Wünschen für eine gute Zeit und positive
Gedanken, herzlichst Mara K.
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Wondering,

getragen, melancholisch und schön.

Vielleicht ein wenig zu viele Adjektive.
;)
Die kleine Hütte für das Herz ist nicht sehr überzeugend, zumal Du das Bild einer zerstörten Wand zum Schluss wiederholst.

cu
lap
 
Hallo wondering,

du hast ein sehr schönes Gedicht geschrieben, dessen Inhalt
in prägnanten Bildern für sich steht.
Natürlich möchte ich trotz der Wirkung des Gedichts die Kritik nicht vergessen, obwohl es nur Kleinigkeiten sind, die mir auffallen.
Manchmal holpert der Rhythmus ein wenig.
Er würde vielleicht gleichmäßiger fließen, wenn du schreiben
würdest:
„während die Mauern um mich brennen.“
und:
„in tausend Scherben Vergangenheit“
Und was hälst du von der Formulierung:
„Dämonenschatten alter Tage“ ?
Und für mein Empfinden, könnte man das „endlich“
in der drittletzten Zeile streichen
Aber das sind nur Kleinigkeiten, ein paar Verdichtungen,
die dem sehr gefühlvollen Gedicht noch ein wenig mehr
Energie verleihen könnten, denn am meisten beeindruckt mich
die Tiefe des Empfindens, die in deinem Gedicht zum
Ausdruck kommt und die Klarheit, die es besitzt!

Liebe Grüße

black sparrow
 

wondering

Mitglied
Hallo Ihr Lieben,

danke für all die Tipps. Ich nehme mir jeden einzelnen vor und schau mal, was verwendbar ist ;)

Viele Grüße euch
wondering
 

wondering

Mitglied
so,
im Einzelnen ;)

@lap: die Hütte um's Herz gebaut,ist etwas anderes, als die gläserne Mauer zwischen Prot und "Gegenprot" :)

@black:

-die Mauern brennen nicht nur, man soll lesen können, dass sie weg sind. Ich habe "nieder brennen" geschrieben, besser?
- Dämonenschatten trifft es nicht ganz, denn das wären Schatten von tatsächlichen Dämonen, während dämonische Schatten "wie Dämonen" bedeutet... ist ein feiner Unterschied, auf den ich bestehen möchte :)
- bei "endlich" gebe ich dir Recht, ist weg
und auch das e bei tausende

danke und Grüße
wondering
 
H

Holger

Gast
Liebe Astrid,
so ganz will es mir nicht zusammen passen.
Also sorry, wenn ich hier die Euphoriebremse bin
Schlüssiger wird es mir erst, wenn ich ihm Absätze gebe, aber dann ist es noch sehr prosaisch.

Es war so seltsam still in mir.

Lausche ich jetzt in die schlaflose Nacht,
kann ich deine Gedanken hören –

eine Symphonie bunter Visionen
zieht mich an sanft geflüsterten Zügeln
in noch unbenannte Räume.

Knisternder Funkenflug hat die kleine Hütte entzündet,
in der mein Herz gewohnt.

Dämonische Schatten alter Tage entkommen den Flammen,
während die Mauern um mich verbrennen.

Aus magisch geladenen Wolkenbildern
streckst du mir deine Hand entgegen,
die ich so lange in Worten gesucht.

Und mit der ersten Berührung
zerbirst endlich die gläserne Wand
in tausende Scherben
Vergangenheit

Diese anfängliche sanfte Stille und dann dieser Seelenbrand, der die Angst schürt und aus dem Du gerettet werden möchtest. Irgendwie scheint mir die Dramaturgie nicht zu stimmen. Während man in der Prosalyrik sehr zerfließen kann, halte ich mich in der Lyrik an sich gern bildlich fest. Hier aber schwebst Du auf Symphonien mit Zügeln in Herzhütten, stolperst über Flammen und Dämonen in Wolkenbilder und zerdepperst die Glaswand Vergangenheit in tausend Scherben. Das ist wie ein Bruce-Willis-Film.
Eher ist es doch so, dass Elemente aus Deiner Vergangenheit für Konflikte in der aktuellen Beziehung sorgen. Du wünschst Dir, wahrgenommen zu werden.
So lese ich den Kontext.
Geflüsterte Zügel ist an sich eine schöne Schöpfung.
Die Symphonien, die Flammen, die dämonischen Schatten alter Tage, die Hütte und die Glaswand hingegen sind sehr klischeebesetzt. Hier hätte ich mir ein, zwei Ideen mehr gewünscht

Findest Du eine Metapher, die Du durch den Text durchhalten kannst?
Das Thema, das Anliegen, dass unsere „Kindheit“ (Vergangenheit) ein Zimmer ist, dessen Tür man nicht schließen kann, finde ich unheimlich spannend.
Schon weil es Auseinandersetzung mit sich selbst bedeutet und nicht ein hervorgereimtes Thema ist.

Allerdings ist es auch ein Metier, dass mit menschlichen Zerklüftungen zu tun hat. Eine abstraktere Schreibart, nicht ganz so abgerundet, würde m.E. die Zerrissenheit treffender darstellen.

Liebe Astrid, nicht böse sein, ja. Hab mir den Text nicht leicht gemacht und gar selbst probiert. :)

Beste Grüße
Holger
 

wondering

Mitglied
Lieber Holger,

warum sollte ich dir böse sein? Ich freue mich, dass du dich mit meinem Text beschäftigt hast.
Vor dem Posten war ich noch nicht sicher, wohin damit. Es ist Prosalyrik, die Liebe zum Thema hat. Somit hatte ich die Wahl zwischen zwei Foren. Was die Lesbarkeit angeht, gefällt mir deine Einteilung in Abschnitte eigentlich ganz gut. Darüber, dies zu übernehmen, denke ich zuerst nach.

Den Kontext sollte ich wohl kurz erklären, denn er ist anders, als du ihn gelesen hast:

Es war still in ihm, solange der Prot alleine war. Dann trifft er jemanden und lässt ihn nahe heran (Gedanken hören, Visionen etc.) Üblicherweise "funkt" es in dieser Phase und hierdurch wird die "Hütte" entzündet, nenne sie ruhig Schutzbunker, die der Prot um sich herum errichtet hatte. Die Schatten, die den Flammen entfliehen können, sind Altlasten, die man mitnimmt, auch wenn man "bereit" ist (Mauer verbrannt).
Die vergangene Kindheit ist hier nirgends angesprochen. Das wäre ein neues Thema.

Bruce Willis? War das so zu lesen? Dann wird's spannend! Jetzt möchte ich doch erst recht wissen, wie es weiter geht... war dies doch erst der Prolog (was man beim Lesen mit beachten sollte ):)

Tatsächlich mag es so sein, dass du mehr im Text gelesen hast, als diese Aufnahme eine Anfangs beschreibt.

Allerdings hast du mir ein Stichwort zugeworfen für einen neuen Text.
Danke für's Bearbeiten, ich lasse deinen Kommentar noch weiter auf mich wirken.

Viele Grüße
Astrid
 
H

Holger

Gast
Ich meinte mit Kindheit nicht diese an sich,
sondern alles das, was wir Vergangenhiet nennen.
Allerdings wäre es mir hier wirklich lieb, nur mit einem Plot zu tun zu haben und nicht mit der Fülle von Assoziationen.

Dass es der Beginn von etwas Größerem ist, war mir durch aus klar. Dass, wenn es funkt, die alte Lebenshütte niederbrennt, ist mir selbst als Fantasten ein etwas weiter Weg, da das "Niederbrennen" im lyrischen Sinne doch vorbelastet ist.

Ich hatte Dich im Kontext schon richtig verstanden.
Ich werde Dir mal meine "Übersetzung" schicken. Nur für Dich. Also kein Schaulaufen hier. :)

Beste Grüße
Holger
 



 
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