Psalm (gelöscht)

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G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Lb. Winfried,

ich möchte mich Karl hier anschließen. Wenn ich mich auch nicht wirklich einen Christen nenne, so gefällt mir auf jeden Fall diese Verzweiflung, aber auch Hoffnung, die hier mitschwingt. Und lyrisch ist der Text auch.

Gern gelesen.

LG
BeBa
 
M

mirami

Gast
lieber winfried,

mir ist dein gedicht ein wenigi zu klagend, um nicht zu sagen... zu weinerlich? ich lebe in deutschland.... und sehe in diesem fall den kontrast zu anderen regionen der welt.. und für 90% der hiesigen gilt dieser „psalm“ für mich nicht. global gesehen wäre dein klagegedicht vielleicht okay. und vielleicht meinst du es ja so.

von meiner warte aus gesehen, als europäer ist das ganze zu melodramatisch... und selbst an ostern.... könnte ich nur die letzten zwei zeilen gutheißen:

Wie lange noch Herr,
bleibst du ein Wort, das nicht Fleisch wird?

denn die sind allgemeingültig und zeitlos und immer aktuell....

bitte nicht falsch verstehen.... es geht lediglich um den inhalt, wie ICH ihn deute. . nicht um die form und das gedicht an sich.

lg
mirami
(ich vergebe hier keine wertung, denn die form gefällt mir... nur entspricht der inhalt nicht meiner lebenseinstellung)
 
M

mirami

Gast
lieber winfried,

mir ist dein gedicht ein wenigi zu klagend, um nicht zu sagen... zu weinerlich? ich lebe in deutschland.... und sehe in diesem fall den kontrast zu anderen regionen der welt.. und für 90% der hiesigen gilt dieser „psalm“ für mich nicht. global gesehen wäre dein klagegedicht vielleicht okay. und vielleicht meinst du es ja so.

von meiner warte aus gesehen, als europäer ist das ganze zu melodramatisch... und selbst an ostern.... könnte ich nur die letzten zwei zeilen gutheißen:

Wie lange noch Herr,
bleibst du ein Wort, das nicht Fleisch wird?

denn die sind
allgemeingültig für jede weltregion, und zeitlos, und immer aktuell....

bitte nicht falsch verstehen.... es geht lediglich um den inhalt, wie ICH ihn deute. . nicht um die form und das gedicht an sich.

lg
mirami
(ich vergebe hier keine wertung, denn die form gefällt mir... nur entspricht der inhalt nicht meiner lebenseinstellung)
 

Winfried Hau

Mitglied
Hallo Mirami,
danke für deine Antwort. Ich verstehe meinen Text schon als global. Mir ist aber auch klar, dass für viele Menschen in Europa die Gottesfrage keine Rolle mehr spielt.

L.G.
Winfried
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Winfried,

die Bibel fasse ich so auf, wie es Joseph Ratzinger in einer seiner Vorlesungen 1987 getan hat: "Sie beschreibt das Ringen Gottes um den Menschen und das Ringen des Menschen um Gott in einem Entwicklungsprozess."

Mit Ausnahme der 3. Strophe mahnt Dein Text Dinge an, die Gott getan hat: Er hat sein Volk 40 Jahre lang durch die Wüste geführt, er hat das Rote Meer geteilt und er ist in Christus, Jesus von Nazareth, Mensch geworden.

Du machst Deine Aussage also mithilfe eines Paradoxons.

Daraus lese ich eine Verzweiflung, die ja auch gerechtfertigt ist in vielen Ecken der Erde, wo Menschen ihre Heimat verlassen müssen, um überleben zu können.

Die Anrufung "Herr" bezeugt einen Glauben an eine Gottheit
und die Frage "Wann" bezeugt eine Hoffnung.

Ich selbst hätte das Pferd genau entgegengesetzt aufgezäumt: Oh Herr, der Du dies und dies schon getan hast, wie kannst Du Dein Werk mit den Menschen vollenden und uns helfen, Frieden, Wahrheit und Gerechtigkeit in die Welt zu bringen.

Mir leuchtet Dein Text aber auch ein. Es führen ja immer unterschiedliche Wege zum Ziel.

Sehr traurig das Ganze, aber wie auch andere Dir schon schrieben, es steckt auch eine Hoffnung darin.

Was genau meinst Du mit der 3. Strophe?

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
D

Die Dohle

Gast
... und der Herr sprach sein werk bedenkend

ich bin nicht dein rockzipfel
du hast flügel, du weißt das
und du kannst schwimmen
auch das weißt du

das wort ist fleisch ist das wort
weshalb sonst glaubst du
höre ich deine klage
sieh das vermögen dessen was ist

wenigstens


semiseristische ;-) grüße
die dohle
 

Winfried Hau

Mitglied
Hallo Vera-Lena,
danke für deine Antwort.
Es geht mir in meinem Psalm um die Suche des heutigen Menschen nach Gott. Die Führung durch die Wüste, der Weg durch das geteilte Meer, das sind Taten Gottes, die das Volk Israel in der Vergangenheit erfahren hat. Für viele Menschen heute aber schweigt Gott. Die dritte Strophe soll die Frage aufwerfen, warum Gott uns nicht bei den unzähligen Problemen des Alltags zur Seite steht. (Gipfel als Symbol für Mühe, Entkräftung).
Mein Psalm ist eine Anfrage an Gott, warum er heute so wenig Zeichen seines Namens (Jahwe= der ich bin da für euch)an uns sendet. Viele Psalmen des AT stellen übrigens auch ganz handfeste Anfragen an Gott. Drücken solche Texte Verzweiflung aus? Allein die Tatsache, dass Gott noch angeredet wird, zeugt doch von einer gewissen Hoffnung.

Ich hoffe, du konntest mit meiner spontanen Antwort etwas anfangen.

L.G. und frohe Ostern!
Winfried
 

Winfried Hau

Mitglied
Hallo Dohle,
ehrlich gesagt, ich verstehe deinen Text nicht.
Semiseristisch, soll das vielleicht semisemitisch heißen?
Meint dein Text also, dass sich der Mensch mehr auf seine eigenen Kräfte verlassen soll, als am Rockzipfel Gottes zu hängen. Eine solche semitische Sichtweise gibt es. Aber semiseristisch verstehe ich nicht. Sorry!

L.G.
Winfried
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Winfried Hau,
semiseria eben, halbernst, mit einem augenzwinkern evtl., ich mag das fastenbierernste geistern nicht, weshalb du meinen komm bitte nicht allzu strohtrocken verstehen möchtest. dennoch ist der ernst gemeint, da ich denke, wir menschen tragen alles, was wir zum leben brauchen, zumal hier in teutonia, in unseren händen. machen wir was ...

lg
die dohle
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Winfried,

nun sehe ich, dass ich ich richtig verstanden habe. Es hat mich nur irritiert, dass Du abweichend von den ersten beiden Strophen in der 3. Strophe nicht mehr etwas erwähnt hast, was Gott damals schon getan hatte.

Jachwe (Jot He Vau He) bedeutet nach meinem Verständnis "Ich bin, der ich bin". Mir leuchtet das auch völlig ein, denn wie wollte man ein Wesen, das wir, so lange wir auf der Erde sind, nicht erfassen können, sonst benennen?

Ob Gott keine Zeichen mehr sendet? Wie könnte ich das wissen?

Es geschehen immer wieder außergewöhnliche Dinge, die man sich nicht erklären kann. Aber über all den Grausamkeiten, welche Menschen einander zufügen, kann man schon fragen:"Wann gibst Du wiederum ein Zeichen,oh Herr?

Danke für Deine Antwort und Dir noch ein schönes Osterfest!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
O

orlando

Gast
Hallo Winfried,
nachdem ich mich länger mit deinem Text beschäftigt und seine verschiedenen Lesarten ergründet habe, möchte ich dir sagen, dass mir das Gedicht gut gefällt.
Die Gottesfrage wird sich, solange es Menschen gibt, wohl immer wieder stellen. Beschäftigt man sich über längere Zeit mit dem Ursprung der Religionen, stößt man schnell auf folgendes Fundament: Eine Religion fußt auf der anderen, Ostern (auch) auf heidnischen Bräuchen, der Marienkult direkt auf der Verehrung der Göttin Isis usw.
Das mindert die Schönheit und den Nutzen der Religionen keineswegs, erweitert aber den eigenen Horizont.
Der Weg vom Mythos zum Monotheismus ist steinig. - Derzeit befinden wir uns m. E. in einer Rückentwicklung, hin zum Ursprung: Die Auffassung der Mythen als Literatur. ---

Und immer haben Menschen gegen ihre Götter aufbegehrt, Hiob war und ist überall. Das hast du gut in Worte gefasst.

LG, orlando
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo winfried,

den inhalt beiseite lassend habe ich zwei vorschläge,
die vielleicht zur formalen und tonalen entwicklung deines gedichtes führen könnten.

du schreibst

Wie lange noch Herr,
müssen wir durch Wüsten wandern,
dürstend, mit zerplatzten Lippen?

Wie lange noch Herr,
breitest du das Meer vor uns aus,
ohne es zu teilen?

Wie lange noch Herr,
müssen wir auf Gipfel steigen,
ohne dass du uns Flügel verleihst?

Wie lange noch Herr,
bleibst du ein Wort, das nicht Fleisch wird?

ich denke eine umstellung der "anrufzeile" hätte so einen besseren klang:

statt: wie lange noch herr - vielleicht umstellen
in "herr, wie lange noch"

ich glaube die stark betonte eingangssilbe "herr" und das lange ausklingende "noch" wären hier stärker?!

zudem würde ich darüber nachdenken das lyrische "wir", durch ein lyrisches ich zuersetzen.

so ergäbe sich:

Herr, wie lange noch,
muß ich durch Wüsten wandern,
dürstend, mit zerplatzten Lippen?

Herr, wie lange noch,
breitest du das Meer vor mir aus,
ohne es zu teilen? ( vielleicht: und teilst es nicht)

Herr, wie lange noch ,
muß ich auf Gipfel steigen,
ohne dass du mir Flügel verleihst? ( hier gefällt mir die relativsatzkonstruktion nicht wirklich, habe aber im moment keine idee)

Herr, wie lange noch,
bleibst du ein Wort, das nicht Fleisch wird?

mal so ein vorschlag meinerseits

lg
ralf
 
Status
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