Quälen

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Walther

Mitglied
Quälen


Willst Du Dich lang durchs Leben quälen,
Mußt Du Deinen Körper stählen.
Auch musst Du viel Gewichte wuchten,
Um die Muskeln auszubuchten.

Anstatt vorm Fernsehn mitzutalken,
Mußt Du Kilometer walken,
Die Stöcke dabei fleißig schwingen
Und den Schweinehund bezwingen.

Damit sich festigen die Wadeln
Heißt es weit und schnell zu radeln
Durch das Gelände, Berg und Täler.
Dann wird’s Bäuchlein auch gleich schmäler.

Durch das Joggen und das Rennen,
Man wird Dich nicht mehr erkennen,
Ist mancher schlank und rank geworden,
Wo Fettpolster überborden.

Beendet ist das Bierchen trinken
Und im Kaloriensumpf versinken.
Auch des Burgers Klops Transfette
Weichen Schlankdrinks mit Limette.

Die Antwort liegt in der Askese,
Nicht im Magnum von Langnese:
Ein langes Leben, das heißt hungern,
Vorm PC nicht rumzulungern,

Ein langes Leben ist sich quälen
Und den Körperbau zu stählen.
Und wenn die Muskeln elend schmerzen,
Weißt Du doch, es nutzt dem Herzen.

Ein langes Leben ohne Spaß,
Fragt sich der Dichter, was soll das,
Und läßts bei dem Versuch bewenden,
Das Lotterleben zu beenden.
 

petrasmiles

Mitglied
Volltreffer :)

Lieber Walther,

jedem das Seine, kann ich da nur sagen.
Es gibt ja Menschen, denen tut das gut, die brauchen das. Und hinter dem Quälberg soll ja bekanntlich das Endorphin-Tal dräuen. Ich sage mir, ich muss nicht überall gewesen sein, und lasse beide Orte links liegen.
Problematisch wird es ja nur, wenn man das, was einem selbst leicht fällt, zur Regel erheben will.
Ich habe noch nie einen Lebenslüstling predigen hören, im Genusse liegt das Heil allein! - vielleicht, weil sie den Mund öfter voll haben, mit dem man ja bekanntlich nicht spricht.
Alles ist doch irgendwie Politik.
Wohl bekomms!

Noch ein paar Stolpersteinchen:

Durch das Joggen und das Rennen,
Man wird Dich bald nicht mehr kennen
Ich würde vorschlagen: Er-kennen.



Ist Mancher schlank und rank geworden,
Wo Fettschwallen überborden
Hier würde die Melodie retten der Einschub einer Silbe, z.B. Wo Fettschwallen 'sonst' überborden.



Zum guten Schluß:

Ein langes Leben, das heißt hungern,
Nicht vorm PC rumzulungern
Hier würde ich vorschlagen, 'Nicht vorm PC 'herum' zulungern.

Ein feiner Leckerbissen,
meint
Petra
 

Walther

Mitglied
Hallo Petra!
Es gibt ja Menschen, denen tut das gut, die brauchen das. Und hinter dem Quälberg soll ja bekanntlich das Endorphin-Tal dräuen. Ich sage mir, ich muss nicht überall gewesen sein, und lasse beide Orte links liegen.
In der Tat. :)
Problematisch wird es ja nur, wenn man das, was einem selbst leicht fällt, zur Regel erheben will.
Ich habe noch nie einen Lebenslüstling predigen hören, im Genusse liegt das Heil allein! - vielleicht, weil sie den Mund öfter voll haben, mit dem man ja bekanntlich nicht spricht.
Das Schöne am Computern ist, daß man beim "Sprechen" essen kann, und keiner siehts!
Alles ist doch irgendwie Politik.
Genau, Politik.
Sag ich da auch immer. Es wird aber meistens teuer, wenn es Politikern (zu) wohl wird. ;)

Zum Retten der Melodie: Das Metrum ist so gestaltet, daß der erste Vers immer mit einer unbetonten, der zweite aber mit einer betonten Silbe startet. Ausnahme: letzte (Kata-)Strophe. Daher sind die Stolpersteinchen richtig gesetzt. (Es sei denn, ich habe mich sonst irgendwo verzählt, was mir aber manchmal unterkommt.)

Allerdings ist ein Vers wirklich optimierbar, und den Vers habe ich geändert von
Nicht vorm PC rumzulungern
in
Vorm PC nicht rumzulungern
. Man könnte außerdem
Man wird Dich bald nicht mehr kennen
in
Man wird Dich nicht mehr erkennen
ändern. Das habe ich ebenfalls übernommen.

Danke für Tips, Vorschläge und Lob.

Sonnengruß W.
 

petrasmiles

Mitglied
... mea culpa und so ...

... ich bin ja gar nicht der große Aufspürer von Metrik-Knicken und kaum wage ich mich mal auf das dünne Eis, pardauz :) Ich habe mich gemäß Deiner Anleitung ans Nachsingen gemacht, und siehe da ... der Text gefällt mir immer noch :)
Liebe Grüße
Petra
 

Walther

Mitglied
Hallo Petra!
... ich bin ja gar nicht der große Aufspürer von Metrik-Knicken und kaum wage ich mich mal auf das dünne Eis, pardauz :) Ich habe mich gemäß Deiner Anleitung ans Nachsingen gemacht, und siehe da ... der Text gefällt mir immer noch :)
Singen ist OK und erlaubt. Ich hoffe, die Nachbarn ziehen jetzt nicht aus. :D

Soweit mußt Du's also mit meinen unerheblichen Dichtversuchen nicht kommen lassen. Dichte äh dicke Luft will ich nicht produzieren. Laßt Dicke um mich sein, sagte zwar weiland Caesar, aber nur bis zu den Iden des März. Und die haben wir für dies Jahr schon hinter uns gelassen. :)

Gelassen grüßt

der W.
 
Hallo Walther,
ja, der Fromme lebt gesünder,
aber schöner lebt der Sünder.

Dieser bekannte Spruch hätte auch am Ende deines Gedichtes stehen können.
Die Qual, die von dir beschrieben wird, habe ich auch schon erlebt.
Doch die letzte Zeile der vierten Strophe ist rhythmisch nicht einwandfrei:

Wo Fettschwallen überborden.
Selbst der Vorschlag von petrasmiles:
Wo Fettschwallen sonst überborden verhinder nicht,dass
das Wort ''Fettschwallen'' immer falsch betont ausgesprochen würde.
Vielleicht fällt dir ja ein anderes Wort für Fettschwallen ein. Etwa ''Rettungsringe''. So nennt man ja ironisch die Fettschwallen.
Wo ''Rettungsringe'' überborden. Der Rhythmus wäre wieder hergestellt.
Viele Grüße
Marie-Luise
Ps. mancher würde ich kleinschreiben.
 

Walther

Mitglied
Hallo Marie-Louise,

danke für die Tips. Habe "mancher" kleingeschrieben, war in der Tat falsch.

Leider kann ich das Thema
Wo Fettschwallen überborden.
nicht in
Wo Rettungsringe überborden.
ändern, weil das Wort eine Silbe zuviel hat. In den Strophen - mit Ausnahme der kursiv gesetzten letzten - ist immer der erste und dritte Vers mit unbetontem und der zweite und vierte mit unbetontem Auftakt. Daher bleiben nur Fettschwallen als Wort übrig.

In der letzten Strophe habe ich die unbetonte Silbe im ersten Reimpaar "verloren". Das ist aber auch so geplant.

So muß ich leider mit dem "falsch" unbetonten "Fett" in den Fettschwallen leben. Es sei denn, irgendjemand hilft mir - ohne Veränderung der Aussage - "auf die Sprünge".

Alles Gute und Grüße

W.
 
Hallo Walter
Ist mancher schlank und rank geworden,(9 Silben)
Wo Fettschwallen überborden. (8 Silben)

Ein Silbe mehr würde den Rhythmus doch nur verbessern.
Doch das ist ja deine Entscheidung.

LG.
Marie-Luise.
 
Ich bin's noch einmal.
Man könnte ja fette Schwallen schreiben.
Ich muss aber sagen, dass mir das Wort
''Fettschwallen'' nicht so recht gefällt. Es klingt hart im Gegensatz zu ''Bäuchlein'', das ja auch in dem Gedicht vorkommt.
LG
ML.
 

Walther

Mitglied
Liebe Marie-Louise,

die Strophen des Gedichts haben die Form 9-8-9-8 Silben, dabei ist die erste Silbe unbetont. Die von Dir kritisierte Zeile ist ein 8 silbiger Vers. Daher kann er nicht in der gewünschten Form geändert werden. Ich habe habe jedoch einen Vorschlag, der bereits eingebaut ist. Vielleicht löst das Dein Problem auf: Fettpolster.

Danke für Deine Unterstützung, denn ohne Dein Nachfassen wäre ich kaum drauf gekommen.

Lieber Gruß W.
 
Hallo Walter
eigentlich sollte das alles ja nicht mein Problem sein. Doch die Zeile kann man einfach nicht im Rhythmus lesen, auch nicht mit Fettpolster
Wie wäre es mit ''Wo man Fett sah überborden''

Es gibt einfach Worte, die lassen sich nicht ''verreimen'', z.B. Rolltreppe.

Ich habe es bemerkt, dass du einmal 9, dann 8 Silben geschrieben hast und habe gestaunt, dass du das überall so hinbekommen hast.

In der letzten Strophe hast du aber auch einen Kompromiss gemacht -dachte ich.

Und läßts bei dem Versuch bewenden, 9
Das Lotterleben zu beenden. 9


Doch du wirst mir sicher sagen, dass es so gewollt sei. Zwei Zeilen mit 8 und zwei Zeilen mit 9 Silben. Hab ich Recht?

Gruß,
Marie-Luise
Ps. Ich weiß ja nicht, wie du zu der neuen Rechtschreibung stehst!? Es müsste eigentlich ''lässts'' oder ''lässt's'' heißen.
Dies ist aber -glaube ich - mein letzter Kommentar zu deinem Gedicht, das mir an und für sich sehr gut gefällt.
 
Qualen

@ Gerd,
eigentlich gehört es ja nicht in diesen Thread, doch ich ahnte es, dass es jemand mit der Rolltreppe versuchen würde, doch es wurde Englisch mit reingebracht. Vieleicht hat man diese Feststellung - kein Reim mit Rolltreppe - geäußert, als noch keine Anglizismen vorkamen.
LG
Marie-Luise
 

Gerd Geiser

Mitglied
Nein, du hast ja recht. Wörter mit 2 hintereinander betonten Silben kannze vergessen. Ich bin auch schon manchmal daran verzweifelt.

LG
Gerd
 

Walther

Mitglied
Lb. Otto,
in der Tat. Wohl bekomms.

Lb. Marie-Louise,
die letzte Strophe ist in der Tat gegen den Strich: 8-8-9-9 silbig sind die vier Verse, immer mit unbetontem Auftakt. Ich habe schlicht zum Ausgleich bei Vers 1 und 2 der Abschlußstrophe hinten gespart. :)

Lb. Gerd,
anderer Vorschlag:

Auf den vielen Rolltreppen
Sieht man sie den Groll schleppen
Abgepackt in Einkaufstaschen:
Schnäppchen gierig zu erhaschen,

War ihr Lebensziel und -streben.
Dieses muß man sich schon geben:
Tiefgebeugt die Volldeppen
Auf den langen Rolltreppen.

Wie man(n) sieht, kein Problem. Einfache Naturbeobachtung löst sie alle.

Gruß W.
 

Walther

Mitglied
Moin Gerd,
Du weißt, daß ich genial bin, ich hoffe es, die anderen sind weniger an solchen profanen Erkenntnissen interessiert. :D
Ach ja, JoteS, unser Schnellreimer, war mal wieder schneller. Die Volldeppen sind in Welt ...
Deppen aller Länder vereinigt Euch!
So oder ähnlich grüßend
der W.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Walther

Tja, innovationsfreudig wie ich bin habe ich es mir nicht nehmen lassen, grösstmöglichen Profit aus eurer amüsanten Unterhaltung zu schöpfen.... :)

LG

Jürgen
 

Walther

Mitglied
Moin JoteS!
Abfallverwertung ist etwas, daß man erst einmal beherrschen muß. Neben sich selbst. :D
Ersteres kannst Du perfekt! :)
Gruß W.
 



 
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