Quarantäne

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Nostuga

Mitglied
Der Tresen trägt Trauer, trägt uns und den Tag
zu Grabe, zu langsam und dauernd und doch
zu Louis und Wonderful World, und ein Blag
zerschmettert so spät noch dies Fest hier im Loch,

die Andacht mit Lachen von draußen, mit Ha,
mit Hi und dem Mist, der noch aufrichtig ist;
und Jacques brellt tatsächlich sein «Ne me quitte …» Pah!
Verpiss Dich, du Kind und du elende Frist!

Du Fehlende frisst mich noch auf … Ach, verdammt,
ich denk nicht an dich. Nein, ich denk nicht an dich.
Nicht hier zwischen Tod, zwischen Kotze und Samt.
Hier lass mich doch siechen – hier lasse mir mich
 

Trasla

Mitglied
Wow!

Ich habe das Gefühl, nur die Hälfte von dem verstanden zu haben, was ich gelesen habe, aber ich habe wirklich viel gefühlt, als ich gelesen habe, und - "Du Fehlende frisst mich noch auf" - plötzlich reißt du ganz schön viel in mir wieder auf.

Ich weiß garnicht, ob das jetzt für meine Stimmung so gut ist, aber das Werk, das Werk - wenn es so viel verursacht, dann kann es nur gut sein.
Wow.
 

Nostuga

Mitglied
Hey Trasla,

dass dich das Gedicht ein wenig mitnimmt, freut mich sehr und tut mir leid. ;)

Danke für deinen Kommentar.

Viele Grüße
Nostuga
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Werk beginnt mit einem schönen Zeugma.

Was ich nicht verstehe, ist "Blag". Ist es "neudeutsch" für Raub und Überfall?
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das könnte sein. Als Dialektwort, analog zu "Plagen"-"Plagegeister"-"Quälgeister".
Es reimt sich zu "aach".
 
G

gitano

Gast
Erinnert mich an Rühmkoff!
Hallo Nostuga!
Atmosphärisch schön konturiert, glaubhaft (für mich das Wichtigste!) Einer der seltenen Texte wo die Form mittel zum Zweck erscheint...der Inhalt wohltuend im Vordergrund bleibt und sich in einer Symbiose offenbahrt die vielmehr ist als ihre einzelnen Bestandteile...eben poetische Dichtung!
ich freue mich mit Dir, daß Dir soetwas in der Wahrnehmung auf diese Art begegnet und Du den Schneid (und das Können) hast es auch so zu formulieren!...deins, ohne Befürchtungen...trifft man selten in Lyrikforen.

für ein Moment neben dem LI sitzend
gitano
 

Nostuga

Mitglied
Der Tresen trägt Trauer, trägt uns und den Tag
zu Grabe, zu langsam und dauernd und doch
zu Louis und Wonderful World, und ein Blag
zerschmettert so spät noch dies Fest hier im Loch,

die Andacht mit Lachen von draußen, mit Ha,
mit Hi und dem Mist, der noch aufrichtig ist;
und Jacques brellt tatsächlich sein «Ne me quitte …» Pah!
Verpiss Dich, du Kind und du elende Frist!

Du Fehlende frisst mich noch auf … Ach, verdammt,
ich denk nicht an dich. Nein, ich denk nicht an dich.
Nicht hier zwischen Tod, zwischen Kotze und Samt.
Hier lass mich doch siechen – hier lasse mir mich.
 

Nostuga

Mitglied
Hallo zusammen,

herzlichen Dank für euer feedback.

Blag ist tatsächlich ein anderes Wort für Balg, Kind, Plagegeist und reimt sich auf Tag - zumindest in meinem Dunstkreis. :)

Und dir, gitano, besonderen Dank für deinen Kommentar.

Viele Grüße
Nostuga
 



 
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