Radikalreform

4,50 Stern(e) 2 Bewertungen

LuMen

Mitglied
Radikalreform


Die Politik schreit nach Reformen
und setzt nicht mehr auf feste Normen!
Die Norm war viel zu groß bemessen,
ein jeder hat zu viel gegessen
und mancher sich dann übergeben –
es war ein rechtes Prasser-Leben!

Die Menschen lebten immer länger,
vorm Tod ward niemandem mehr bänger,
und selbst so mancher Pensionär
war schon beinah ein Millionär!
Man spielte doch in dieser Welt
nur noch das Stück: „Wie´s euch gefällt!“

Reformkost ist nun das Gebot:
Fettarm und mit viel trocken Brot.
Wird vielen die Diät auch leid,
gesund zu schrumpfen, ist es Zeit!
Der Schrumpf-Germane aufersteht,
wenn es ans Eingemachte geht!

Noch besser ist das große Fasten:
Man braucht sich nicht mehr zu belasten
mit Rechenwerk und Kalorien
und kann ganz radikal vollzieh´n
den Wechsel vom gefüllten Bauch
zum schwerelosen Wölkchen Rauch,

das sich am Himmel fern verliert
und schlicht auf "Nichts" sich reduziert.
Bleibt nur der reformierte Geist,
der jetzt in ferne Welten reist
und dort von unserm Schicksal kündet -
ob einstmals es im Chaos mündet?
 
H

Harald

Gast
Hallo LuMen!

Höchst unterhaltsam, Dein Gedicht, wenn der Inhalt nicht so schockierend wäre. Unfug, der übersatte Geist, der dreist „in ferne Welten reist und dort von unserm Schicksal kündet, das im Chaoten-Dasein mündet.“

Deshalb sind neuerdings Chaoten
von Amtes wegen auch verboten,
darüber lachen schon die Toten
und heißen uns schlicht: Idioten!

Weit haben wir ´s gebracht mit der antiautoritären Erziehung und der Technikgläubigkeit! *)

Beste Grüße
Harald

*) Das sind nur zwei Stichworte, wahllos herausgegriffen aus der Ursachenskala unserer Degenerationserscheinungen.
 

Vera-Lena

Mitglied
Fasten

Lieber LuMen,

radikal fasten darf man nur unter ärztlicher Aufsicht, sonst ist es lebensgefährlich, denn der gefräßige Deutsche kann eben nicht mehr selbst unterscheiden, was sein Körper benötigt und was nicht. Noch weniger weiß er, was in Lebensmitteln nun wirklich enthalten ist und was nicht.
Der Geist lernt durch das Fasten tatsächlich, sich in höhere Dimensionen aufzuschwingen, weil der hungernde Körper die fehlenden Teilchen nun im Feinstofflichen zu gewinnen versucht.
Aber auf so ein Programm von heute auf gleich umzusteigen, das geht nun einmal nicht.

Ja, düstere Aussichten mit dem wiederestandenen Schrumpfgermanen.

Ich denke, die Deutschen werden wieder lernen müssen, sich besser alleine durchzuwursteln, wenn doch Papa Staat nun auch nicht mehr weiter weiß.

Übrigens, willst Du Dir nicht einen Bahnhof kaufen für einen EUR? Wenn Du dann doch einmal auf dem Abstellgleis gelandet sein solltest, kommst Du ganz schnell wieder in Fahrt.
Aber Spaß beiseite, uns geht es noch relativ gut, die jüngeren Leute tun mir leid.

Ich finde es wieder sehr gelungen, wie Du dieses Thema behandelst.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 
I

IKT

Gast
Hallo LuMen der Inhalt ist wirklich heftig! Aber gerade Deine Art des "verdichtens" zeigt sehr gut die Probleme der "heutigen Zeit" (in Anführungsstrichen, weil ich den Ausdruck eigentlich nicht mag). Und mit einem kleinen Lächeln, oder Zwinkern liest sich manch grausige Wahrheit einfacher und lädt zum nach/mit -denken ein.
LG IKT
 
B

Beteigeuze

Gast
Hallo, LuMen!

Da Du mir so gute Tipps beim "Rabenwind" gegeben hast, statte ich doch mal einen Gegenbesuch ab ;-)

Mir gefällt das Gedicht, vor allem auch wegen dem Thema - nur kann man manchmal gar nicht mehr drüber lachen.

An zwei Stellen, ist mir eine kleine Unterbrechung des Vorlesefluss aufgefallen. Ich bin bestimmt kein Metrikgenie, aber vielleicht bringen Dir die Hinweise doch etwas:

Strophe 2 schreibst Du:

"und selbst so mancher Pensionär
war beinah schon ein Millionär!"

Würde sich meiner Meinung nach besser so anhören:

"und selbst so mancher Pensionär
war schon beinah ein Millionär!"

Strophe 5 schreibst Du:

"und dort von unserm Schicksal kündet -
ob es einstmals im Chaos mündet?"

Würde, auch wieder meiner Meinung nach, besser so klingen:

"und dort von unserm Schicksal kündet -
ob einstmals es im Chaos mündet?"

Hoffe, ich lag nicht ganz daneben, sondern konnte ein bisschen helfen.

Grüße

Beteigeuze
 

LuMen

Mitglied
echte Variante

Hallo B.,

danke für Deinen "Besuch"! Du hat Recht - es geht zwar beides, aber Dein Vorschlag ist von der natürlichen Wortbetonung her die bessere Lösung, es liest sich flüssiger! Ich werde das so übernehmen.

Einen schönen Sonntag wünscht
LuMen
 



 
Oben Unten