Liebe Vera-Lena
Bei allem Respekt, aber Dein Kommentar läßt mich schaudern.
Du führst als Gegenbeispiel Teilnehmer der Paralympics an. Das finde ich schon fast zynisch. Sicherlich gibt es ein Paar Ausnahmesportler, die mit zu bewunderndem eisernen Willen Unglaubliches vollbringen. Aber zunächst ist das ein verschwindend geringer Prozentsatz, denn die meisten sind in ihrem normalen Leben eben nicht so glücklich dran. Zu einer Teilnahme gehört nicht nur das Kompensieren, sondern auch der Lebensmut. Ganz viele, die mit einer Behinderung zu kämpfen haben, erleben dies als ständige Bremse, die sich auch auf des Gemüt legt und ihnen auch so die Kraft raubt. Von dem nötigen Kleingeld für ein solches Unternehmen will ich gar nicht anfangen.
Als Nächstes bringst Du das Beispiel des Heilpraktikers. Dem möchte ich am liebsten ins Gesicht springen. Einen Menschen, der bis zum Ende seines Lebens bettlägerig ist und ohnehin weiß, daß er, wenn auch geliebt, seinen Angehörigen doch eine Bürde ist als Sinn für sein Leben anzubieten, daß so wenigstens seine Umwelt sich in ihrer Mitmenschlichkeit üben kann. Da hätte er auch gleich sagen können „ja, du bist ein nutzloses Wrack“ Ein Mensch und der Sinn seiner Existenz ist immer nur Zweck in sich selbst. Kein Mensch hat nützlich für andere zu sein, sonst ist man ganz schnell wieder in Richtung lebenswertes Leben und entarte Kunst unterwegs. Diesem Kranken hätte man viel mehr die schönen Dinge, die sich auch vom Bett aus lohnen aufzeigen sollen.
Ich hoffe, Du nimmst mir das nicht übel, Vera-Lena. Es liegt nicht in meiner Absicht, Dich anzugreifen. Ich finde nur gerade die Beispiele, die Du anführst ein wenig unglücklich gewählt.
Liebe Inge Anna
Ich finde Dein Gedicht sehr treffend. Es gibt so viele Menschen, die aus irgendeinem Grunde benachteiligt sind. Die Liste ist endlos und nicht immer oder nur scheinbar selbst gewählt. Selbst als körperlich unversehrte Person kann man leicht benachteiligt sein. Hautfarbe, Geschlecht, Religionszugehörigkeit, sexuelle Ausrichtung, Herkunft. Man könnte sich einmal durch den ganzen Artikel 3 des Grundgesetzes und der dazugehörigen Literatur quälen und hätte immer noch nicht alle Benachteiligungen gesehen. Wie man von zu Hause geprägt wird, die „Erbsünde“ sozusagen, benachteiligt nämlich auch und scheint von außen gesehen als selbst gewählt. Schreien als Einzelner hilft leider nicht, aber zu mehreren hat man doch eine Chance ;-)
Liebe Grüße Euch beiden
Thylda