eufemiapursche
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Mich reizen Worte. Bin süchtig danach. Alles um mich herum ist Wort.
Ich setze mich auf Worte, ich esse mit Worten, ich schlafe in Worten, ich weine und jauchze über Worte. Das ist übrigens ganz einfach - es gibt keine Möbel bei mir, keine Wand, keine Tür.... Worte und Geschichten. Dann und wann nehme ich mir vor, sie aufzuschreiben. Ich habe immer davon geträumt ein Gedicht zu schreiben, ein richtiges; eines, das leicht erregbare Gemüter runterholt von ihrer Palme. Selbst ein ganz kleines reichte mir. Bislang habe ich es noch nicht hinbekommen. Im Augenblick verzettelt es sich, spaziert herum, spielt Scrabble. Am Bahnhof, wenn ich auf die S-Bahn warte, im Kino, an der Kasse im Supermarkt, in meiner Handtasche, in einem Lächeln breitet es sich aus, feuchtet seine Stimme unter Küssen.
Eines Tages mach ich es fertig. Solange zeig ich ihm die Krallen...
Das Zimmer leert sich, die Farben umarmen sich in Marmeladekristallen während das Frühstück auf einem Sonnenstrahl balanciert. Ein sorgenloser Morgen, sommernachttraumgleich, glatt und zart wie Schenkel gespreizt. Das Gedicht lauert in der Tasse zwischen Ebenholzfarbe und geschmolzenem Zuckerwürfel, vermischt mit Schinkenbrotgeschmack. Die Worte sind da sobald ich erwache, am Bettende wie Splitter aus dem Fuß oder einer zerstochenen Vene zu ziehen. Für ein Gedicht? Wahrscheinlich nicht, es gleicht eher der Lust auf ein Gedicht. Es schreit aus tiefsten Taschen, müdet aus dunklen Augenringen voller Erinnerungen eingerosteter Schlüssel, zerknüllter Fahrziele, fortgeschnippter Zigarettenkippen deren Geruch sich ohne allzu viel Theater verflüchtigt hat. Diese Lust auf ein Gedicht tut gut, es hält die Hoffnung aufrecht, atmet für dich wenn die anderen dir die Luft zum Atmen nehmen. Jene, die Leben und Liebe in einen gläsernen Messbecher schütten.
Wie folgsam die Uhr morgens um viertel vor zehn noch ist. Mir ist kalt und meine Arterien voll mit weißem Staub. Wenn ich die Vorhänge vor den Fenstern meiner Hände aufziehe, trägt mich das Klavier fort. Und die Straße? Sie tut so, als sei sie eine Straße, denn Straßen gibt es nicht. Die existieren nur in unseren Köpfen. Wenn sie sich mit Stöckelabsätzen, Handyklingeln und Spucke füllt, erscheint die Straße logisch. Erst der Nachgeschmack der Gehwege voll Hundescheiße und Kinderlachen gibt ihre Geheimnisse frei. Mein Kaffee wird so langsam kalt wie die Schnecke in meinem alten Tagebuch.
Das kleine Fenster am Ende des Blattes hinter den grünen Kastanien im weinroten Kimono, eine Dachluke mit durstigen Vorhängen, gefleckt mit verunglückten Worten, maskierten Kommas und Klammern in zitronengelben Röcken.
Noch ein Schritt und ich falle. Ich habe die Launen von Wörterbuchverfassern genossen die auf einem Diktatorenstern hocken. Ich sprach mit dem hässlichen Fleck auf dem Siegel des Gerichtsvollziehers. Ich sah eine himmelblaue Krabbe auf einer bleifreien Flugente vorüberflattern. Ich sang in einem Taubstummenchor der jede Nacht den Badezimmerteppich kämmte. Ich folge den Planeten die ihren Weg verloren ohne etwas kapiert zu haben. Mein Blick gleitet über Frachtschiffe, aber nur solche, die Kummer und schwarze Raben geladen haben.
Noch ein Schritt und ich falle.
Ich mache einen Knoten ins Taschentuch um nicht zu vergessen, die Bürgersteige auszuknipsen und den Spiegel zu leeren der heiß glüht wie die Spritze für einen Grabstein...
Cora Soptin *
1977 - 200?
*Name frei erfunden
Ich setze mich auf Worte, ich esse mit Worten, ich schlafe in Worten, ich weine und jauchze über Worte. Das ist übrigens ganz einfach - es gibt keine Möbel bei mir, keine Wand, keine Tür.... Worte und Geschichten. Dann und wann nehme ich mir vor, sie aufzuschreiben. Ich habe immer davon geträumt ein Gedicht zu schreiben, ein richtiges; eines, das leicht erregbare Gemüter runterholt von ihrer Palme. Selbst ein ganz kleines reichte mir. Bislang habe ich es noch nicht hinbekommen. Im Augenblick verzettelt es sich, spaziert herum, spielt Scrabble. Am Bahnhof, wenn ich auf die S-Bahn warte, im Kino, an der Kasse im Supermarkt, in meiner Handtasche, in einem Lächeln breitet es sich aus, feuchtet seine Stimme unter Küssen.
Eines Tages mach ich es fertig. Solange zeig ich ihm die Krallen...
Das Zimmer leert sich, die Farben umarmen sich in Marmeladekristallen während das Frühstück auf einem Sonnenstrahl balanciert. Ein sorgenloser Morgen, sommernachttraumgleich, glatt und zart wie Schenkel gespreizt. Das Gedicht lauert in der Tasse zwischen Ebenholzfarbe und geschmolzenem Zuckerwürfel, vermischt mit Schinkenbrotgeschmack. Die Worte sind da sobald ich erwache, am Bettende wie Splitter aus dem Fuß oder einer zerstochenen Vene zu ziehen. Für ein Gedicht? Wahrscheinlich nicht, es gleicht eher der Lust auf ein Gedicht. Es schreit aus tiefsten Taschen, müdet aus dunklen Augenringen voller Erinnerungen eingerosteter Schlüssel, zerknüllter Fahrziele, fortgeschnippter Zigarettenkippen deren Geruch sich ohne allzu viel Theater verflüchtigt hat. Diese Lust auf ein Gedicht tut gut, es hält die Hoffnung aufrecht, atmet für dich wenn die anderen dir die Luft zum Atmen nehmen. Jene, die Leben und Liebe in einen gläsernen Messbecher schütten.
Wie folgsam die Uhr morgens um viertel vor zehn noch ist. Mir ist kalt und meine Arterien voll mit weißem Staub. Wenn ich die Vorhänge vor den Fenstern meiner Hände aufziehe, trägt mich das Klavier fort. Und die Straße? Sie tut so, als sei sie eine Straße, denn Straßen gibt es nicht. Die existieren nur in unseren Köpfen. Wenn sie sich mit Stöckelabsätzen, Handyklingeln und Spucke füllt, erscheint die Straße logisch. Erst der Nachgeschmack der Gehwege voll Hundescheiße und Kinderlachen gibt ihre Geheimnisse frei. Mein Kaffee wird so langsam kalt wie die Schnecke in meinem alten Tagebuch.
Das kleine Fenster am Ende des Blattes hinter den grünen Kastanien im weinroten Kimono, eine Dachluke mit durstigen Vorhängen, gefleckt mit verunglückten Worten, maskierten Kommas und Klammern in zitronengelben Röcken.
Noch ein Schritt und ich falle. Ich habe die Launen von Wörterbuchverfassern genossen die auf einem Diktatorenstern hocken. Ich sprach mit dem hässlichen Fleck auf dem Siegel des Gerichtsvollziehers. Ich sah eine himmelblaue Krabbe auf einer bleifreien Flugente vorüberflattern. Ich sang in einem Taubstummenchor der jede Nacht den Badezimmerteppich kämmte. Ich folge den Planeten die ihren Weg verloren ohne etwas kapiert zu haben. Mein Blick gleitet über Frachtschiffe, aber nur solche, die Kummer und schwarze Raben geladen haben.
Noch ein Schritt und ich falle.
Ich mache einen Knoten ins Taschentuch um nicht zu vergessen, die Bürgersteige auszuknipsen und den Spiegel zu leeren der heiß glüht wie die Spritze für einen Grabstein...
Cora Soptin *
1977 - 200?
*Name frei erfunden