Ray`s leben...Ein Jahr danach

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Ray´s Testament


Mein letzter Wille
Ich hätte nie gedacht, dass ich im Alter von 30 Jahren mein Testament schreiben würde.
Es fällt mir schwer.
Wie schwer, weiß nur G`tt allein.
Ich, Ray Jr , im Vollbesitz meiner geistigen und körperlichen Kräfte, vermache
hiermit meine westlichen Besitztümer wie folgt:
Bill, meinem altern Freund, dem besten Kameraden aus meiner Kindheit, der unsere Geheimnisse und schmutzigen Fantasien treu bewahrt hat, hinterlasse ich meine Lederjacke, meine Cowboystiefel und mein Motorrad , und.... alle Kondome die ich nicht schon verwendet habe!
Hella bekommt meine sämtliche Mützen, die sie mit ihren roten Haaren vor Sonnenbrand und Frost schützen soll.
( Da ihr immer so kalt ist)!
Alex altes Haus, dir hinterlasse ich meine geliebte Playboymagazine, mein Mountenbike, meine Baseball - Handschuhe und meine umfangreiche Sammlung an unbenutzten Socken und coole Unterhosen.
Alex: Ich Liebe dich und Hella als währt ihr meine Geschwister.
Haltet immer zusammen und denkt manchmal an den Glatzkopf.


Mein Goldstück,
wenn du das hier liest, bedeutet es das ich nicht mehr lebe.
Du weisest, ich liebe dich über alles, und du bist der beste Teil meiner kurzen Existenz.
Ich dachte wir werden als Opa und Oma noch viele fernen Länder bereisen.
So eine Kacke, das wird mir fehlen, dort wo ich sein werde.
Nicole, du aufregende, leuchtende, leidenschaftliche Liebe meines Lebens, dir hinterlasse ich mein Herz, meine Seele, meinen Körper, meine Leidenschaft und meine Ewigkeit.
Du meine geliebte Frau bist der Grund dafür, dass ich nicht traurig oder wütend bin, weil ich gehen muss oder weil ich nicht genug Zeit mit dir gehabt habe, denn du hast mit deiner Kraft, deiner Güte und deiner Liebe dafür gesorgt, dass es genug war.
Ich danke dir!
Ich hinterlasse dir all meine privaten Dinge wie Bücher, Notizen, Briefe und Bilder und meine sämtlichen weltlichen Besitztümer, soweit sie nicht anderweitig vergeben sind.
Insbesondere meine Hemden, die du so gerne zum schlafen angezogen hast, mein Adressbuch auf das du immer so neugierig warst, meine Cordjacke, die du praktisch bei jedem kalten Wetter aus dem Schrank gestohlen hast, meine Fotos, auf denen ich oft krank und ohne Haare zu sehen bin, ( hab sie versteckt im Keller hinter dem Schuhschrank- nicht böse sein!)
Meine Digitalkamera, die noch mehr Fotos von dir machen soll, und alles andere was du noch von meinen Sachen haben möchtest.
Ich hinterlasse dir, meine Nicole, mein Herz gefüllt mit liebe, all meine Träume von Erfolg und Ruhm, meine Sehnsüchte und mein Engagement, alles was ich bin und was mich ausmacht, auch wenn du es nicht brauchst, weil du mehr hast.
Ich hinterlasse dir das ganze Geld, das du mit mir in Verbindung bringen kannst, die Lebensversicherung und den Bausparvertrag der in meinem Namen geführt wurde.
Wie ich dich kenne wirst du schon wissen wie du es ausgeben musst.
Ich werde dich immer lieben!
Das ist mein Wille, und niemand hat das Recht, das anders zu entscheiden.
Dankt bitte dem Rest der Bande für alles, bitte!!!
Aber vielleicht treffen wir uns noch mal.
Im Himmel bei einem Glas Wein?
In einem anderen Leben?
Es fällt mir schwer von euch Abschied zu nehmen.
Ich weine

Euer Ray


Wenn sich etwas als endgültig vorbereitet,
Wollen wir nichts davon wissen.
Es soll nicht am Ende endgültig sein.
Nicht so.
Nicht jetzt.
Nicht auf diese Weise.
Es kommt immer zu früh und zu plötzlich.
Das Endgültig ist auf die vertrackteste Weise voreilig.
Es hätte viel später erst kommen sollen.
Morgen.
In einem Jahr.
In hundert Jahren.


Gedanken aus ... Eine Liebe in Schweden



Ein Jahr danach!

Mein geliebter Schatz!
Seit ich beschlossen habe, dieses Buch zu schreiben, frag ich mich, warum jetzt, warum gerade du und nicht ich.
Wenn du doch dabei sein könntest, dich über meinen versuch ein Buch zu schreiben amüsieren könntest.
Was würdest du mir erzählen?
Zum Glück habe ich deine Krankheit als Prüfung gesehen - Heilung als unsere Aufgabe gelesen, und ich wusste was ich wollte und was ich mit Liebe empfand, für dich.
Im leben und im Tod waren und sind wir eins!
Keiner kann mir etwas von Trauer erzählen, von dem grenzenlosen Schmerz und seine Abgründe ins Nichts.
Von dem Feuer im Herzen das schmerzhaft brennt und das nicht gelöscht werden kann.
Ganz egal, wie oft ich nun das Wort Endgültig höre, es bedeutet so lange nichts, bis man selbst am Ende des Lebenswegs steht.
Ich frage mich: Was ist ein Leben?
Ist es bloß Wasser, das durch die Finger rinnt und das wir weder fassen noch festhalten können?
Hinterlässt es eine Spur, wie Salz von verdunstetem Meereswasser?
Oder verschwindet es einfach, wird unsichtbar, verdampft, ohne dass wir es bemerken?
Ich sitze gerade in deinem Arbeitszimmer und freue mich auf Dich, auf die vielen Gedanken und Gespräche in meinem Geist mit Dir, mein Engel.
Hier zwischen all deinen ach so wichtigen Dingen , den kalten Rauch noch immer in den Vorhängen gefangen, hier alleine habe ich die Ruhe, um mich fallen zu lassen – in die Erinnerung unserer Liebe und dem Schmerz deines Kampfes.
Bei der Suche nach einem Foto von dir, stieß ich auf einen Karton mit deinem Tagebuch, Briefen, Notizen und Gedichten, die Du für mich geschrieben und verwahrt hast- für mich!
Gestern erst las ich ein paar Seiten aus deinem Tagebuch, eine schwere Lektüre!
Trotzdem war es gut, hier ganz nahe bei dir daraus gelesen zu haben.
So konnte ich dir im Geiste sagen, wie glücklich ich bin, dass wir uns begegnet sind, dir danken für jeden Augenblick, den wir gemeinsam erlebt haben.
Du warst und bist großartig.
Hatten wir eine Chance? -Ich weiß es nicht!- Es darf nicht sein oder doch...
In den letzten paar Wochen als sich der Krebs rapide jenem ultimativen Pyrrhus- Sieg näherte, mit dem er deinen Lebenshauch tötete, hatte ich sehr oft das Gefühl, das auch ich mit dir starb.
Früher als Kind und auch als junge Frau stellte ich mir den Tod als plötzliches Ereignis vor, als einen sauberen Schnitt zwischen Sein und Nichtsein, Besitz und Verlust.
Eine Art von nehmen und geben wenn der jüngste Tag kommt.
Aber bei dir mein Engel war das Sterben kein sauberer Schnitt sondern ein erbarmungsloser, zermürbender Prozeß mit der Entfremdung von deinem Sein.
Vielleicht war das unsere Bestimmung.
Eine Geschichte von Liebe und Absurdität.
Ich selbst wollte doch immer da sein für dich, gerne das richtige Sagen und tun, deinen Schmerz lindern, aber ich war verdammt zu Versagen in der Trauer meines eigenem Schmerz.
Wie gerne hätte ich mein Lebenshauch dir geschenkt, dich wieder gesund gemacht mein Engel.
Das aber ist die göttliche Aufgabe, die ich dir nicht erfüllen konnte.
Es ist nun knapp ein Jahr her, daß du mir vorausgegangen bist, als Engel im Himmel und ich bin noch immer in meinem Schmerz wie gelähmt.
Für das Leben gibt es keine Garantie.
Soweit ich weiß gibt es nur die einzige Gewißheit, und die ist ebenso absolut wie das wissen darum, das du Tod bist.
Es ist die Gewißheit, daß ich durch dich und dem Krebs eine neue Sprache gelernt habe und noch immer lerne.
Die Sprache des Verlustes und dem Schmerz um dich.
Genau wie die Sprache unserer Liebe ist sie universell.
Man braucht keinen Dolmetscher, kein Lexikon, kein Wörterbuch.
Um es zu erlernen, braucht ein Mensch es nur einmal durchzumachen, ein einziges Mal genügt. Verlust- Trauer- Schmerz und Leid.
Nun versuche ich hier und heute, die Intensive Jahre meines Lebens und meiner Liebe zu dir, das letzte Jahr deines Lebens- meinem Herzen folgend, zu durchwandern.
Es war ein Jahr mit Höhepunkte und unsagbarem Schmerz, eine Zeit der Hoffnung und tiefster Verzweiflung.
Ich erlebte, wie sich aus dir- einem lebensfrohen Mensch innerhalb ein paar Monaten eine kranke aber starke Persönlichkeit entwickelte.
Unsere Familie und Freunde, überhaupt alle Menschen, die in dieser Zeit an deinem Schicksal teilnahmen, wurden von deiner Kraft und der Willen am leben zu bleiben angezogen.
Das du mein Engel wie ein Fels in der Brandung standst und wie ein Held gestorben bist, das denke ich- war die Gnade deines Schicksals.
Auf der letzten Reise deines Lebensweg, hast du aufgehört eine Rolle zu spielen und erkannt, daß du nur das bist, was deine Liebe zu mir aus dir machte.
Du hast dein Leben in G´totes Hand gegeben.
Ich war dein Dich- dein Sein- ein wir.
Es gibt von dort oben kein Zurück mehr und ich muß lernen, es anzunehmen.
Bei diesem Gedanken wird das Feuer in mir drei mal so heiß....
Für immer du und es wird mir fehlen dein Leben!!!!



Abschied

Tausend Worte können nicht sagen, wie groß der Schmerz ist als Du von mir mußtest.

Tausend Worte können nicht beschreiben, wie tief meine liebe zu dir ist.

Tausend meiner Gedanken werden dich bekleiden, auf der langen Reise in den Himmel.

Tausend Gedanken, in denen ich immer bei dir bin.


Meine Liebe zu dir ist unsterblich- für die Ewigkeit!
XOXO Ray XOXO


In der ersten Zeit behauptete Ray, der Haarausfall würde ihm bestimmt nichts
ausmachen.
So sehr hänge ich nun auch wieder nicht an diesen Haaren, sagte Ray, doch seine sonst so kräftige Stimme zitterte kaum merklich dabei.
Das war an einem strahlend schönen Julitag, als wir das erste mal bei Doktor Soltis unserem Onkologen waren.
Onkologe. ....!?
Ein Wort , von dem man glaubt, daß man es nie im Leben benutzen muß.
Das man es hört, sicher.
Aus dem Munde anderer Leute hört, von Fremden oder auch von Menschen, an deren Leid man aus der Ferne teilhat.
Aber dieses Wort in Verbindung mit dem Menschen ausgesprochen zu hören, der für einen selbst das leben bedeutet, ist unvorstellbar, undenkbar , absurd.
Damals hatte Ray, glänzende rote Haare, die ich bewunderte und gerne zwischen meinen Fingern fühlte und die ihn für mich so ungeheuerlich attraktive machten.
Nun musste ich mir meinen Mann mit einer Spiegelglatze vorstellen und bei dem was er sagte, zwischen den Zeilen lesen.
Erst nach einigen Minuten begriff ich, was er meinte.
Wenn er einzig und alleine seine Haare opfern müßte, um diesen Mörder Namens Krebs zu besiegen, hätte er nichts dagegen einzuwenden.
Da Ray sehr viel Sinn für Humor hatte, brachte er Doktor Soltis in den nächsten Stunden immer wieder zum Lachen.
Mit der Anekdote zum Beispiel, wie er nicht fassen konnte, daß ihn vor einigen Wochen in Costa de Sol unserem letzen Urlaub in Spanien eine Welle glatt umwarf, ihm buchstäblich die Luft raubte und er sich nicht erklären konnte, warum ihm damals alles so weh tat.
Wie das Ärzteteam in Spanien nach allen nur erdenklichen Tests gesagt hatten, es sehe so aus, als habe er lediglich nur einen Verschleppten grippaler Infekt. Penizillin die Therapie und die Lunge nach abklingen des leichten Fiebers zurück in New York bei unserem Hausarzt röntgen zu lassen so die Empfehlung.
Wie sie uns lächelnd empfohlen haben das warme Wetter in Spanien zu genießen und uns keine Sorgen mehr zu machen.
Wie wir ihren Rat befolgten und an die Gesundheit glaubten.
Das Fieber ging im Urlaub zurück, aber Ray wurde immer schwächer.
Zurück in New York zeigte sich eine kleine Beule auf seiner Rippe, die aber nicht blau war, und er wußte nicht einmal woher sie kam.
Als ich Ray kennerlernte, verdiente ich mir mein Studium mit Zeichnen.
Der Verdienst war nicht großartig, aber die Arbeit gefiel mir.
Mit Ray wuchs die Leidenschaft zu malen.
Es gelang mir, seinen Körper auf dem Papier so aussehen zu lasen wie im wirklichen Leben.
Ich betrachtete Ray oft mit den Augen eines Künstlers und insgeheim wuchs in mir der Wunsch ihn Akt malen zu dürfen.
Eines Morgens, kurz nach unserem Urlaub war es soweit.
Ray kam gerade aus der Dusche und ich fühlte seinen Blick auf meinem Rücken.
Goldstückchen, hast du nicht mal Lust mich Nackt zu malen?, fragte er, so als sei es das normalste auf der Welt.
Sofort?
Ja sicher, sagte er lächelnd.
Jetzt und gleich, setzte er noch einen obendrauf.
Dankbar sah ich ihm in die Augen.
Sie wirkten so blau wie der Himmel, ohne eine Spur von braun.
Seit über fünf Jahren zeichnete ich nun schon nackte Menschen, Ray mein geliebter Mann war nun das erste Modell, das mich nervös machte.
Er sandte mir ein verstohlenes Lächeln, eines von vielen, die ich heute so sehr vermisse.
Obwohl ich mich bemühte, es zu unterdrücken, musste ich lächeln.
Ich bin bereit wenn du bereit bist meine süße, sagte Ray und lies sein Badetuch zu Boden gleiten.
Mein Herz schlug schnell, und im Spiegel sah ich das mein Dekollete rot angelaufen war.
Also für die Zeichnung werde ich mich auf deinen Rumpf, den Rücken und die Hüftgegend konzentrieren, hörte ich mich sagen und sah seinen wunderbaren Körper an.
Eiligst zündete ich ein paar Kerzen an um es für Ray noch ein weniger sinnlicher zu machen.
Selbst im entspannten Zustand auf dem Bett waren seine Muskeln deutlich zu erkennen, sie waren weich modelliert, dynamisch und so geformt, wie es wohl in den Lehrbüchern stand.
Ich ging zu meinem Stuhl und der Staffelei, blieb aber stehen und sah ihn prüfend an.
Beginnen wollte ich mit seinem linken Arm, dem oberen Rücken und seiner Brust, alles im Profil.
Ich machte mich mit voller hingabe daran, meinen Mann, seinen Körper mit sämtlichen Beugungen, Kurven und Höhlungen mit dem Kohlestift zu skizzieren. Schweigend schattierte, betonte, konturierte und formte ich.
Es kann sein, dass dem Aktzeichnen mit seiner Konzentration auf den nackten Körper und dessen intime Details, etwas erotisches innewohnt.
Aber für mich hatte das Zeichnen bisher nie den Charakter von sexuell geprägtem Abtasten gehabt.
An diesem Morgen war es allerdings anders, es kam mir vor, als streichle mein Stift über Rays Haut entlang seines wunderschönen Körpers und nicht über das Papier.
Ich konnte seine Wärme spüren, seine Haut riechen, ihn erbeben fühlen wenn ich ihn zart berührte.
Vielleicht war das, was ich spürte auch mein eigener Körper, der aus Rays rücksichtsloser Sinnlichkeit mit plötzlicher Lebendigkeit reagierte.
Nachdem ich zweieinhalbe Stunden ohne Pause gezeichnet und Ray sich kaum gerührt hatte, war das Kunstwerk perfekt.
Ray stand auf und streckte sich und ich wusste nicht genau, wohin ich zuerst sehen sollte.
Sein Augenblick war schön und heiß, zu heiß.
Ich lief zu ihm und küsste ihn.
Nicole, ich liebe dich, sagte er und umarmte mich.
Ich liebe dich auch mein Engel.
Komm, wir schlafen miteinander, sagte er und sein vertrautes Lächeln traf mich völlig überraschend.
Ich hab Hunger.
Dann machen wir eben oralen Sex.
Ich lachte, und er stimmte ein.
Sein Gesicht war von der Sonne Spaniens noch immer braun gebrannt, genau wie sein Körper.
Im Schlafzimmer war es ein wenig düster, aber seine Zähne glänzten in dem Licht, das von den Kerzenlicht her auf uns fiel, sein Mund war warm und seine Hände glühten.
Ich küsste ihn, und wir schliefen miteinander, gegen den rauen Teppichboden gepresst, mit weichen flachen eingespielten Bewegungen.
Als ich kam, umklammerte ich seinen Rücken.
Meine Finger fassten nach zwei Muskelbepackten Schulterblätter ich war glücklich.
Das leben war schön, vielleicht zu schön!
Tags darauf viel ihm am Frühstückstisch das sprechen schwer und ich rief Hella unsere Nachbarin und beste Freundin an.
Sie kam sofort und wir fuhren gemeinsam mit ihm ins Krankenhaus.
Schon nach dem Durchleuchten seiner Lunge sagte man uns, Ray müsste sofort stationär behandelt werden, da er in akuter Lebensgefahr schwebte.
Seine Lunge mußte sofort punktiert werden, damit er nicht erstickte.
Hella und ich wichen nicht von seiner Seite, sahen wie die Flüssigkeit, die man aus seiner Lunge absaugte, braun war.
Als der Arzt die zweite Kanüle ansetzte, schickte er die erste ins Labor zur Untersuchung.
Hitze stieg schmerzend in mir hoch, ich musste mich vor Angst um ihn an der Stuhllehne festhalten.
Nur meine Hände waren eiskalt.
Der Hals war wie zugeschnürt, mein Gesicht erstarrt.
Ich fühlte Tränen aufsteigen.
Unverwandt starrte ich auf einen Punkt an der Wand und konzentrierte mich drauf, die Tränen niederzukämpfen.
Wie gerne hätte ich seine große Hand ergriffen, sie hilfeschreiend an mich gepresst und jeder Fingerspitze geküsst..
Ich bin es nicht die schmerzen hat, ich muss klar zu denken versuchen, dachte ich.
Bilder von lachenden Clowns hingen an den weißen Wänden des Untersuchungszimmers.
Sie waren so freundlich und so fremd.
War dies der Anfang einer Tragödie?
Hilflos betrachtete ich Ray und währe beinahe in meinen Tränen ertrunken.
Er war noch nicht richtig von der Narkose erwacht, blass und regungslos lag er da.
Mit einem feuchten Tuch wischte ich ihm den Schweiß von der Stirn.
Schüchtern begann ich, ihn zu streicheln und zu küssen.
Was er im Dämmerzustand zu mir sagte weiß ich nicht mehr doch war er erleichtert und schlief benommen von den Schmerzmitteln die er bekommen hatte, sofort wieder ein.
Bis vier Stunde später dann der Biosiebbefund kam, den uns, wie es das Schicksal wollte, ausgerechnet Axel Hella`s Mann überbrachte, der selbst Arzt in der Klinik war.
Das Untersuchungsergebnis waren katastrophal, erklärte Alex.
Die Blutwerte waren mehr als schlimm, und ein Tumor sei durch die Biosie außer Zweifel.
Der Test ergab, daß es nicht nur ein Infekt war, sondern ein Tumor auf der Lunge.
Das dieses große etwas bösartig war, das es Lungenkrebs war, daß dieser Geschwulst wahrscheinlich schon seit mehr als einem Jahr unentdeckt in seinem Körper wucherte und in aller stille sein Todesurteil vorbereitete.
Auch sah es so aus als gebe es schon Knochenmetastasen, woher auch die schmerzen im Brustbein zu erklären waren.
Laut den Fachärzte würde Ray kein halbes Jahr mehr zu leben haben!
Hier, fing Axel und Ray an zu Weinen und die beiden Männer lagen sich schweigend eine Zeitlang in den Armen.
Dann sagte Axel: Weißt du, das mag ja alles stimmen, aber du darfst nicht aufgeben.
Wir werden das irgendwie schaffen, wie, weiß ich noch nicht, aber wir werden es mit G`ttes Hilfe hinbekommen.
Alex schaute Ray tief in die Augen.
Weiß der Himmel, ich habe noch nie einen Patienten gehabt der so ein hartnäckiger Dickkopf ist wie du.
Und ich als Arzt bin noch längst nicht mit diesem Tumor fertig, verdammisch noch mal Ray las und gemeinsam Kämpfen, sagte er drückte Ray´s Hand und verlies das Zimmer.

Zwei Tage später (nach mehreren Tests wie Röntgenaufnahmen und Knochen –Szintigramm) konnte mein Engel wieder das Krankenhaus verlassen und unser erster Schritt führte uns in die nahe gelegene Synagoge, wo er betete und schließlich fuhren wir zu unserem Hausarzt.
So versuchte Ray also bei unserem Termin bei Dr. Moody noch, seine Späße zu machen, obwohl ich in all den Jahren, die ich ihn kannte, noch nie eine solche Hilflosigkeit in seinem Gesicht hatte stehen sehen.
Er drückte meine Hand mit solch einer ängstlichen Kraft, daß er mir weh tat.
Da ich mit einem Mann verheiratet war, der es für seine Pflicht hielt, andere Menschen aufzumuntern, sollten wir die nächsten zwölf Monate noch viel zu Lachen haben.
Je mehr das leben ihm Entglitt, desto mehr hielt ich nun seine Hand.
Und wir lachten weiter.
Bis das lachen uns schließlich verging
Damals wollten wir uns beiden nicht eingestehen das die Chance um ihn sehr schlecht standen.
Die Monaten die nun folgten, empfinde ich nun im nachhinein als eine Art Zwischenzeit.
Eine Zeit der Vorbereitung auf das, was kommen sollte.


Mein Weg

Weit weg- von vergangenen glücklichen Tagen.
Weit weg- mit Tausenden von ängstlichen fragen.
Im Herzen - hier hört mich keiner weinen.
Im Herzen - hat die Sonne aufgehört für mich zu scheinen.
Meine Liebe, die sagt ich brauche Dich.
Krebs der schreit- ich hole dich.
Tränen die sagen, ich verlasse dich.
Tränen die über meine Wangen rollen, weil ich dich schon jetzt vermisse.
Tränen aus Wut über mich selbst geweint.
Hätte ich als dein Mann, diese Tränen nicht geweint, hätte ich es mit unserer liebe nicht ehrlich gemeint.
Nun atme ich den Tod und werde sentimental.
Ich weine aber nicht um mich sondern um Dich!
Love XOXO Ray XOXO


In der ersten Zeit versuchte Ray wie immer ein fröhliches Gesicht zu machen doch seine sonst so strahlende Augen hatten den Schein verloren.
Sag mal Nicole, fragte er mich.
Was denkst du hat der Krebs mit meiner Lunge vor?
Ich verstand die frage nicht.
Schau , das Monster in mir ist doch wie ich, es gibt sich mit halben Sachen nicht zufrieden. Kein normaler kleiner Krebs- Nein, gleich eine Terminator - musste es sein ,witzelte er doch sprach er sehr leise.
Ich schluckte und sagte kein Wort.
Mit Tränen in den Augen sah ich ihn an, er sah alt aus.
In den nächsten Stunden nahm ich nicht viel wahre von dem, was um mich geschah.
Ich war wie taub, wie an dem Tag als Dr. Soltis und Alex uns zum ersten mal mitgeteilt hatten, das Ray an einem Tumor litt, der zu 95 Prozent tödlich verlief.
Nun mußte ich schon wieder die Hoffnungslosigkeit begreifen lernen.
Laut Diagnose - Vier bis sechs Monate, wenn wir Glück hatten.
Aber was hieß das schon?
Eine Operation zur Entfernung kam offenbar nicht in frage.
Ebensowenig wie eine Lungentransplatation.
Ich Persönlich hätte für ein wenig Hoffnung meine Seele an den Teufel verkauft oder währe mit Ray ans Ende der Welt gefahren.
Nordpol, kein Problem aber es gab keine Hoffnung für ihn
Es ist und war irrational.
Einen bevorstehenden Tod wirklich zu begreifen.
Es übersteigt die menschlichen Möglichkeiten.
Rational war ich mir über die Krankheit und die folgen im klaren, man hatte mir die Lage in eindringlichen, deutlichen Worten beschrieben.
Emotional konnte und wollte ich diesem wissen nicht folgen.
Bis zu seinem letzten Tag hinein hoffte ich auf ein Wunder.
Vermutlich war es diese Hoffnung, die mich getragen hatte, mir half, meinen Mann in seiner schweren Zeit zu begleiten.
Nun hatte der Krebs, dieses Monster in meiner kleinen Familie auch noch einen Namen bekommen Terminator- Kampfmaschine!
Wie sehr ich ihn haßte und doch mußte ich mich an diesen Namen gewöhnen!
Tag um Tag redete er nun davon den Krebs zu besiegen.
Er ging weiter ins Büro, war in seiner Freizeit viel zu oft online (auf der Suche nach einer Antwort für „den Terminator „) und schrieb seine Gedichte .
Ray redete viel, aber gesprächig war er schon immer gewesen.
Typisch war dabei die Art, wie sich bei ihm Elemente von Raymond Chandler und Dashill Hammett vermischten, ohne daß seine Umgangsformen dabei die Charaktere verlor.
Über den Krebs und das sterben sprachen wir kaum.
Tag für Tag nannte er mich sein Goldstück und dankte es mir mit viel Zärtlichkeiten und kleinen Aufmerksamkeiten wie Pralinen oder Blumen, daß ich es mit ihm aushielt.
Oft wünschte ich mir, dass die Liebe in meinen Blick sich zu einer Art Kraft versichtete, die ihn schweben ließ.
Gott im Himmel, laß ihn nicht sterben.!, flehte ich. Senke Hoffnung in unseren Herzen! Wie sollen wir sonst alles ertragen?
Mindestens einmal am Tag nahm er mich in den Arm, streichelte meine kurze schwarze Haare und sagte mir, er selbst wisse nicht, ob er an meine Stelle auch die Kraft und Courage hätte, so für ihn da zu sein wie ich es bin.
Das ich für ihn da bin??
Ich stehe nur dabei und sehe zu wie mein leben stirbt!, dachte ich traurig.
Ich stand daneben, machtlos und sah zu wie der Krebs ihn zerstörte.
Sah wie ein Zug mit seinen zermalmenden Rädern auf das liebste das ich hatte zukam und konnte ihm auf seiner Flucht nicht helfen.
Ray mein Engel war genauso für mich da, wie ich für ihn.
Meine Krankheit heilt sich nicht von selbst, war sein Satz den ich regelmäßig zu hören bekam, wenn ich ihn gelegentlich in einem all zu bissigen Ton vorhielt, daß ihn das viele lesen über den Krebs im Internet und seine Gedichte und Gedanken die er aufschrieb zu sehr ans Haus fesselte und wir nichts mehr zusammen unternahmen.
Wenn er nie Zeit hatte für mich und ich alleine abends essen mußte, wozu bitte hatte ich ihn geheiratet.
Keine Party keinen Oper, ohne daß er schnell wieder an den PC wollte um zu suchen nach einer Antwort wofür er keine Hoffnung gab.
Ich fühlte mich wie ein Elefant im Glashaus.
Ohne Rücksicht auf seine Gefühle fuhr ich fort und tat ihm weh.
Meine Worte waren hart , gar vorwurfsvoll.
Kurz gesagt es war zum kotzen den ich führte mich ihm gegenüber selbstsüchtig und egozentrisch auf.
Sicher war unser leben eingeengt und der Alltag war anders.
Wie belanglos mir die Reibereien nun vorkommen, seit ich Ray nie wieder an meiner Seite habe und er auch nie wieder zurück zu mir kommen wird.
Niemand ist vollkommen, mein Schatz sagte er oft besänftigend, wenn ich ihn anschrie.
Dieser scheiß Spruch mit so viel liebe und würde gesagt, traf mich mitten ins Herz und lies mich beschämt in den Garten laufen um über meine Dummheit zu weinen.
Als ich damals kurz vorm schlafen gehen ins Bad ging um mein Gesicht zu waschen und Zähne zu putzen fand ich ein Brief auf meinem Nachthemd.



Meine Nicole!

Bevor ich zu Bett gehe, noch ein kleiner Plausch mit Dir.
Ich bin ziemlich traurig.
Wahrscheinlich weil ich dir so viel zumute und dir die Kraft raube die Du deiner Persönlichkeit wegen selbst brauchst.
Bitte verzeih mir mein Schweigen.
Mein ganzes Leben scheint sich nur noch um diese verfluchte Krankheit zu drehen.
Innerhalb kürzester Zeit bin ich zu einem verbitterten Ochsen geworden, der sich noch nicht einmal aufraffen möchte um mit dir meine geliebte Frau was zu unternehmen.
Ich denke, ich werde Dr. Soltis mal nach ein paar Pillen für an Anti- Depressive fragen.
Nun bin ich neunundzwanzig, wiege zehn Kilo zuviel, habe Depressionen wegen dem Krebs und bin nie über meine Schweinsäuglein wegbekommen, aber sonst ist das leben im Augenblick doch ganz toll.
Ich habe eine Ehefrau, die ich über alles liebe und bin auf dem besten Weg sie zu verlieren...bitte verzeih mir mein Herz!
Aber..die neunundzwanzig zu erleben mit dir ist ein besonderes Geschenk von G`tt, besonders weil auch du meine Nicole mich liebst.
Dem nächsten der mir im Internet erzählt (ob Rat oder nicht) homöopathischen Schweine- Urin zu trinken,(hilft bei Krebs)?!- ramme ich eine nichtbiologische Gurke in den Hintern.
Und alle aufrufe zur Rettung der Stinktiere wegen Ausbeutung ihres Stinksekretes wandern direkt in den Papierkorb zum löschen.
Okay, meine Haare kannst du dank der Chemo jeden Morgen vom Kissen saugen, aber auch dafür mein Liebling danke ich es dir mit meiner liebe die leider nicht so rüber kommt wie ich es für dich fühle.
Du mein Herz bist mein Leben und das spüre ich jeden Tag aufs neue.
Nicole, eines Tages wird ein Punkt kommen, an dem mein Weg zu Ende geht, doch zwei bleiben wir immer, vergiss das nie!
Ich bitte Dich, verzeih einem Idioten wie mir!
Gute Nacht mein Schatz.
PS: Ich Liebe Dich.................soooooooooooooo sehr......................!

XOXO Dein Ray XOXO



Mein Mann sprach nie über seine Vergangenheit.
Er wußte das ich von ihm mehr erfahren wollte, und bestimmt war mein Gesicht des öfteren ganz rot vor Anspannung, auf der Suche nach seiner Welt vor mir, und nach der Suche der wie ich glaubte eine verlorenen schreckliche Kindheit war.
Du schaust mich immer so fragend an, mein Goldstückchen, was möchtest du aus meinen leben hören?
Es gibt nichts schönes zu erzählen wenn man als armer Judenbub im Getto von New York City aufwächst.
Eigentlich hatte mit der Ankunft seiner Eltern in Amerika das Vergessen angefangen.
Ich wußte nur, das in Ostrow- Matzowiecka einmal der Jude Schlomo Laubenstein gelebt hatte, der einen Sohn als einziges Kind hatte, mit Lederwaren handelte und groß und dick war.
Meine Schwiegereltern hatten mir nichts erzählen wollen über die orthodoxen Welt, die sie in Deutschland verlassen hatten und die sie totgesagt hatten.
Ich selbst lebe als Christ in Amerika ( meinem Geburtsland), doch meine
Kindheit glich bestimmt nicht der ihren.
Mir hatte es an nichts gefehlt.
Ray hatte mit seinen Eltern den Kaddisch beantwortet, indem er die, die ihn und seine Eltern vermissten und vermutlich über sie gesprochen hatten, nun selbst totschwieg.


Osseh scholaum bimraumow, ha jáaseh sholaum olenu weal kol jissroel weimru Omen.
Der Frieden stiftet in seiner Höhen, er stiftet Frieden über uns und ganz Israel, darauf sprecht : Amen!

Wie oft hörte ich ihn später in seiner Angst ihn leise vor sich her Beten und wie sehr vermisse ich es nun.
Wir versuchten aus jedem Tag nun das Beste zu machen.
Auch mußte Ray lernen sich selbst wieder zu gefallen.
In den Spiegel zu schauen war für ihn eine Qual.
Sein Spiegelbild widerte ihn an, sagte er.
Ich kann mir vorstellen, daß es ihm auch Angst machte, da doch der Verlust seiner Haare und die graue Haut ein so krasser, unübersehbarer Beweis dafür war, das er um sein Leben kämpfte und den Qualen der Chemotherapie hilflos ausgesetzt war .
Die schönen roten Haare waren durch die Therapie ausgerottet und von mir nur Laienhaft gekürzt worden.
So wollte er sich der Öffentlichkeit nicht zeigen oder selbst akzeptieren.
Ich sehe aus wie eine dicke, fette Kröte.
Jetzt fehlt mir nur noch ein Stein im Teich, auf den ich mich setzen kann.
Er versuchte über seinen seine kalten Humor zu lachen.
Und weil ich nicht wußte, was ich sonst tun sollte, lache ich mit.
Verschone mich du kranke graue Kröte, versuche auch ich Witzig zu sein.
Als ich merkte, was ich gesagt hatte, wurde ich furchtbar verlegen.
Ich bat Therese meine Spanische Friseuse zu uns nach Hause, und die gute alte Lady mit dem gütigen Herz und wirklich mütterlichen Wesen kam und schnitt ihm aus den verbleibenden Haaren ein kleines Fellchen.
Während sie an seinem Fellchen arbeitete, erkundigte sie sich vorsichtig nach seinem befinden, Tränen standen in den Augen, und ihr Gesicht spiegelte Mitleid.
Nun konnte man wenigstens sein Markantes Profil mit dem schönen Mund bewundern.
Später fragte ich mich, warum nur hatten wir das nicht zu Beginn der Chemo gemacht?
Chanukka und auch Weihnachten war nun in Windeseile vorzubereiten.
Geschenke für die sieben Tage hatte mir die Frau unseres Rabbiners besorgt und die Weihnachtsgeschenke für Freunde und Familie bestellten wir im Internet.
Weihnachtskekse kamen Paketfertig von Mom und für die kleine Köstlichkeiten aus Israel sorgten die guten alten Tanten in der Nachbarschaft.
Allseits spürten wir die Anteilnahme und die Freude darüber, das Ray über die Feiertage im Kreise seiner Freunde und mir sein konnte.
Diese Feiertage waren eigentlich als sehr glücklicher geplant.
Suschana- Ray`s Tante – liebevoll Nana in der Familie genant kam an diesen Feiertagen von ihrer Israel- Reise nach Amerika zurück.
Sie wollte ein paar Tage mit ihrem Neffen und mir verbringen.
Ursprünglich hatten wir beide vor, sie vom Flughafen abzuholen und ihre Rückkehr zu feiern.
Doch Ray hatte seit dem frühen vormittag Fieber und schmerzen.
Von zuhause aus hatte ich eiligst alles abgesagt und mit Alex`s Hilfe neu
organisiert.
An diesem Abend- Ray war erschöpft und müde, fuhren Alex, Hella und ich alleine zum Flughafen um Suschana nach Hause zu holen.
Ich wollte mit ihr alleine über ihren Neffen sprechen.
Ich glaube ich erwähnte das Wort Krebs und Tumor nicht, sondern sprach nur von einer sehr schweren Krankheit.
Seine Tante war der erste Mensch, der mir ein bisschen von meiner Last abnahm.
Nana ist nie eine gebildete Frau gewesen, sie war eher einfach.
Aber sie war weise und besaß ein großes Herz.
Doch hatte in ihrem Leben sehr viel erlebt.
Sie war mit sieben Geschwister aufgewachsen, zwei lebten noch,
ein Bruder lebte noch in Israel, sie war eins davon.
Ihre Geschwister wurden in der Nazi Zeit ermordet , und einer starb in jungen Jahren an einer Hirnhautentzündung, die damals kein Arzt behandeln konnte.
Alles was Ray und ich zum allerersten mal erlebten, die Verzweiflung und die Traurigkeit, den tiefen Schmerz und die Angst vor dem Tod und dem drohenden Verlust, das war Nana längst vertraut.
Oft sagte sie nur einen Satz, und in ihm steckte eine solche Lebenserfahrung und Weisheit, daß wir beide uns getröstet fühlten.
Für einige Momente hatte ich nicht mehr das Gefühl alleine mit Ray und dem Krebs zu sein.
In dieser Nacht schenkte Nana mir einen kleinen goldenen Davidsstern der an einer Kette hing.
Das Amulett sollte mir halt im Glauben, Kraft und Glück schenken.
Noch heute trage ich es am Hals und fühle mich ihr sehr nahe.
Ansonsten fühlte ich mich recht isoliert.
Wer in unserem Bekanntenkreis kannte schon diese Situation, daß der eigene Lebenspartner stirbt?
Doch Nana wußte es.
Das einzige was sie bis zu Rays Tod nicht begriff, war, daß man ihrem Neffen in einem Land wie der USA medizinisch nicht helfen konnte.
Die meisten unserer Bekannten reagierten unbeholfen und ratlos, nachdem sie sich vom ersten Schock erholt hatten.
Sie wußten nicht, wie sie uns und der Familie begegnen sollten.
Mehrere Stunden saß Nana mit Ray in den folgenden Tagen auf dem Sofa zusammen, und sie sprachen über den Tod, darüber wie es ist wenn ein Mensch stirbt.
Ich zog mich in solch Augenblicke ins Schlafzimmer zurück weil ich es nicht ertragen konnte.
Ganz alleine stand ich so, Minuten und Stunden vor seinem Foto, schaute das liebste das ich hatte an und in diesen Augenblicke starb ich Teil um Teil mit ihm.
Wieviel Kraft haben mir die Fotos von ihm gegeben, die ich von Ray gemacht habe.
Sie spielten Täglich eine größere Rolle in meinem Leben, als es ihm schlechter ging.
Hella mein Sonnenschein merkte es und vergrößerte das Glatzköpfchenbild, das von mir am meisten geliebte von ihm und eine Großaufnahme von ihm von Schaum umgeben in der Badewanne.
Beide Bilder zog sie auf Pressholz auf, so das ich sie über meinem Bett aufhängen konnte.
Irgendwann lag ich im Bett und schlief mit dem Duft seiner Haut auf dem Kissen ein.
Noch heute höre ich seine Worte als ich ihn eines Abends fragte, was er tun würde, wenn er mit einem Piper, wie in Charmed, die Zeit anhalten könnte, antwortete er lachend.
Ich würde den Moment deines Orgasmus anhalten!
Dieser Moment ist so unbeschreiblich schön, dass ich ihn für die Ewigkeit in meinem Herzen festhalten möchte.
Ray brauchte einen Menschen, dem er sich öffnen konnte ohne Rücksicht über Gefühle des anderen nehmen zu müssen.
Eben über Dinge, wie der Tod, die er nicht mit mir besprechen wollte...noch nicht!
Drei Monate nach Rays Tod habe ich Nana in Florida besucht.
Sie war sehr krank und schwach und wußte, daß sie ebenfalls bald sterben würde.
Ich saß bei ihr, und wir sprachen über ihren nahen Tod und auch über Ray.
Es geschah in dieser Art, die so unnachahmlich und typisch war für Nana.
Ich wurde fast eifersüchtig, daß sie bald sterben und Ray besuchen konnte, sozusagen.
Nana nahm mich mit in ihre fleischige Arme und ich lies meinen Gefühlen freien lauf.
Ich weinte obwohl ich doch tapfer für meinen Engel im Himmel sein wollte.
Diese wunderbare Frau hatte mich verstanden.
Sie sagte: Ich erzähle Ray von dir, dabei überlegte sie bestimmt was sie alles mit ihm im Himmel unternehmen würde.
Nicole mein Mädel, sagte sie.
Wir beide werden immer bei dir sein, auch wenn du uns nicht mehr sehen kannst.
So lange du die Augen schließt und ganz tief in dir unsere liebe spürst werden wir weiter leben!
Besonders dann, wenn du Feste feierst und glücklich bist!
Ihre Worte taten meiner verletzten Seele so gut.
Nana, warum hast du keine Angst vorm sterben?, fragte ich.
Bevor sie antworten konnte, gab ich mir die Antwort selbst.
Nicht jeder hatte einen so großartigen Familie und so viel liebe genossen wie sie!
Ich hatte das Gefühl, auch heute noch, daß es ihr keine Schwierigkeiten bereitete, sterben zu müssen.
Sie war einmalig!
Ich habe und werde sie immer lieben!



Ich werden ein Stern für dich sein...

Es gibt viele Sterne am Himmel Nicole,
ich aber meine ein ganz besonderen Sterne unter ihnen, schau nach oben,
finde ihn, er ist da!
Nur du kannst ihn sehen.
Wenn du an mich denkst, dann leuchte ich ganz hell,
weil ich lache und weil ich glücklich bin, das ich nicht vergessen werde!
Ich liebe Dich meine Sternbesucherin..!
XOXO Dein Ray XOXO

fortsetzung folgt-wenn ihr es möchtet!
 



 
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