Razzia

Lois

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Razzia

Woher das Gedränge kam erkannte ich nicht sofort. „Hey, bleib mal sachte“ rief ich über meinen Rücken. Ich war auch besorgt um meinen Drink, den ich mit der Brust abschirmte. Das war aber schon fast ein akrobatische Kunststück, weil das Gedränge nun noch mehr zunahm. Mir reicht’s dachte ich. Ich sagte zu Lana mit der ich mich unterhalten hatte: „Komm, gehen wir da rüber, wo noch Platz ist“. Das half aber auch nicht lange. Das Gerempel strömte weiterhin aus dem Nebenraum durch die große Doppeltür herein. ‚Sollte sich da eine Massenschlägerei anbahnen? aber das kann ja nicht, nicht hier in diesem Haus friedfertiger Studis’ Ich sah dann über die Köpfe ein paar Typen die wie nicht eingeladen aussahen. „Iii, da sind Typen mit Oberlippenbärten“ sagte ich zu Lana. Sie schaute aber nur gebannt zu der Quelle, wo das Gedränge herkam. Das ging alles ziemlich schnell. Die Musik war mittlerweile stumm. Die Typen brachen durch die Reihen und waren dann auch in dem Raum indem ich war. „Dies ist eine Razzia, bitte bewahren sie Ruhe“

Wie willste auch gegen Bullen Widerstand leisten. Als das grelle Licht von der Decke anging war auch das letzte Gemurmel verstummt. Die, die verdächtig aussahen, kriegten einen Bewacher und die anderen nicht. Die Polizisten standen im Halbkreis vor dem Ausgang. Der war dicht, daran bestand kein Zweifel. Dann wurde erklärt: jeder wird erkennungsdienstlich erfasst und bis auf weiteres darf niemand den Raum verlassen. Die erwischte Party saß jetzt zusammengedrängt auf den Sofas, die entlang der Wände standen. Einige hockten auch auf dem Boden.

Nun war Zeit, dass ich Polizisten im Dienst studieren konnte. Ich merkte erst nicht, dass Lana ziemlich nervös war, was ich daran erkannte wie sie in ihren Haaren raufte. Die Bullen sind wirklich Typen, die ich nicht mag, besonders wenn sie Schnäuzer tragen. Einer stand mit Schussweste ungefähr zwei Meter von mir. ‚Meine Güte, was hat der denn hier erwartet’. Ich sah auch noch die Pistole. Die anderen Razziosis trugen keine oder unter ihren Jacken. Einer hielt eine große Taschenlampe und fuchtelte damit bedrohlich herum. Die Taschenlampe macht einem Knüppel alle Ehre. Für eine Weile überlegte ich aus welchen Filmen der seine Vorstellungen haben könnte. Auf jeden Fall sah der ziemlich adrenalin-getränkt aus. ‚Ob der einer vorlauten Mücke den Schädel einschlagen würde?’ Wir waren eher mucks-mäuschen-still. In einem Gesicht sah ich tiefe Furchen von langen Dienstjahren und Nachtschichten. Seine Augen waren müde. Mir fiel ein, dass gerade bei der Polizei gemobbt wird. Meine Schadenfreude währte aber nur kurz, angesichts der Lage in der ich war.

Ein Kommissar kam herein. Nach seinen Anweisungen durften wir dann auch wieder sprechen. Einer von uns wurde gemahnt keine Dummheiten zu machen. „Pass bloß auf, solche Typen wie dich kennen wir, ein falscher Fehler und Du wirst unsere Handschellen kennen lernen.“

Auch andere, nicht nur Lana und ich, redeten wieder miteinander. Ich kam auch mit anderen ins Gespräch. Ein Schwarzer fluchte, weil er wirklich aufgeschmissen war. Er redete mit den Bullen was er denn nun machen solle. Schließlich, so wie er erwähnte, habe er ein laufendes Abschiebe-Verfahren am Hals. Ein Polizist, wohl etwas höher auf der Dienstleiter, sagte nur, dass er zur falschen Zeit am falschen Ort sei und er einfach nur Pech habe. Ich war allerdings fast guter Dinge, weil ich nichts zu befürchten hatte. Lana beruhigte Ich, weil sie noch einen kleinen Bobbel in ihrer Tasche hatte. So eine Situation kann ja auch genutzt werden.

Für die Legalisierung von Cannabis argumentierte ein junger Student mit Dreadlocks. Fast entschuldigend sagte ein Polizist, dass er nur seine Pflicht tue und gab auch noch einen kleinen Hieb auf die Politik dazu. So so dachte ich oder macht ihr nur Deeskalationstaktik. Der Student gab dann zu, dass er was dabei habe. Er sagte dann zu mir, dass alle die Cannabis rauchen sich selbst anzeigen sollten, damit die Polizei in Arbeit erstickt. Ich war nicht so überzeugt und wollte ihn nicht damit beunruhigen, dass er auch Probleme mit dem Führerschein bekommen könnte.

Unter Polizeischutz durfte ich zwischendurch pissen. Dafür musste ich zum Pissoir und mit einer Taschenlampe stand ein Polizist neben mir. Außer, dass Lana und ich bessere Freunde wurden, geschah die folgenden zwei Stunden nicht viel. Die Leute aus den anderen Räumen waren erfasst worden und nun waren wir an der Reihe. Frauen zuerst wurde angeordnet.

Deutsche Bullen sind echt zivilisiert. Ich wurde nicht einmal angefasst. Ich musste Schuhe ausziehen, Jacke ablegen und mein T-shirt ausziehen und noch einmal bis auf die Unterhose die Hose ausziehen. Weil ich keinen Perso dabei hatte wurden meine Personalien per Funk überprüft und noch ein Photo geschossen. War schon komisch wie im Film eine Leiste mit Nummern drauf vor sich zu sehen. Draußen warteten noch die, die nicht zu müde waren. Ist doch alles lächerlich dachten wir.

Das amtliche Endergebnis waren ein paar Gramm Haschisch und ein paar Papers.
 



 
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