Regen (Haiku)

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Vera-Lena

Mitglied
Haiku?

Lieber Walther,

Die Silbenzahl stimmt jedenfalls 5-7-5. Was hätte denn anders ein müssen :confused: , fragt Vera-Lena, die sich das schon vor der Veröffentlichung selbst gefragt hatte. Vielleicht
kannst Du mir ja eine Erläuterung geben.
Liebe Grüße!
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo Vera-Lena,

den Bezug zur Jahreszeit kann man sich auch denken, wenn man nicht so kleinlich ist. ;)
Ich jedenfalls finde, Du hast ein sehr treffendes Bild für die Regenzeit in unseren Breiten gefunden.

An anderer Stelle hat mir mal jemand geschrieben, ein Haiku müsse immer einen besonderen Nachhall erzeugen, damit es wirken kann - bei Deinem Haiku ist dieser Nachhall besonders eindrucksvoll.

Gern gelesen! :)

Liebe Grüße, NDK
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe NDK,

danke für Deine "Haiku-Bestätigung"! Und Dein "gern gelesen" freut mich auch.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

NewDawnK

Mitglied
Na ja, eine offizielle Bestätigung sollte das eigentlich nicht sein, denn ich will mich ja nicht mit Walther anlegen.

Du könntest den Text auch vorsichtshalber Senryu nennen wegen der feuchtfröhlichen Stimmung - vielleicht wollte er darauf hinaus?

Am besten wird es sein, wir warten ab, was Walther dazu sagt... ;)

Liebe Grüße, NDK
 

Walther

Mitglied
Guten Tag, Vera-Lena und NDK,

Haikus sind ein Fall für sich. Häufig wird gemeint, die Form 5-7-5 sei kontituierend; dem ist nicht so. Das moderne Haiku, besonders das nicht-japanische, kennt durchaus Abweichungen dazu.

Aus der Tradition kommt zudem die Trennung in Senryu (der Protagonist, der Mensch also, steht im Zentrum) und Haiku (naturbezogen, Naturdichtung). Heute verfließen diese Grenzen zunehmend.

Das Haiku beschreibt ein Bild und läßt Raum für die Fertigstellung desselben im Leser / Betrachtung. Früher waren dem Haiku Federzeichnungen und/oder Holzschnitte beigegeben, und, wie wir wissen, sind die chin. Schriftzeichen, die ja auch das Japanische verwendet, selbst "Bilder". Im Haiku scheinen Shintoismus und Buddhismus auf, ebenso das ZEN.

Letztlich ist ein Haiku niemals lautmalend, und es reimt sich auch nicht. Effekte sind nicht die Sache des Haijin (= Haikudichter). Er nimmt sich zurück, betrachtet sich sozusagen als Linse, in der sich das Naturereignis "bricht".

Wichtig sind "kigo" (Jahreszeitenwort) und "kigai (= Jahreszeitenthema). Dopplungen sollten vermieden werden - was gesagt ist, ist gesagt, keine Platzverschwendung, wozu auch, denn: gerade beim Kurzgedicht liegt in der Kürze die Würze.

Mehr findet man unter http://www.haiku.de, der Seite des Hamburger Haiku-Verlags, der derzeit besten deutschen Haikusiete (neben der der Deutschen Haikugesellschaft, deren Mitglieder meine Wenigkeit seit einigen Jahren ist; dort bekommt man ein gutes Quartalsbrevier, das über das Haiku einiges vermittelt).

Ich überlasse es den Lesern und den wirklichen Experten zu entscheiden, ob dies ein Haiku ist oder nicht. Meiner unerheblichen Meinung nach ist der Eintrag wohl eher keines, das aber tut dem Gedicht selbst wenig Abbruch, weil ich es für sehr gelungen halte.

Wir streiten uns also ein wenig um des Pudels Kern: http://www.leselupe.de/lw/titel-Pudels Kern-83716.htm. Aber warum auch nicht. Was gibt es denn Schöneres als Grundsatzdebatten, sage ich immer, wenn sie denn ruhig, sachlich und mit einen kleinen Schuß wohlmeinenden Humors gewürzt geführt würden.

Aber das werden sie meistens leider nicht. Und daher will ich es auch bei diesem unmaßgeblichen Hinweis auch belassen, bevor ich wieder in der Besserwisserecke lande, in der ich mich eigentlich so gar nicht wohlfühle. :)

Liebe Grüße W.
 

Vera-Lena

Mitglied
Danke

Lieber Walther,

ganz herzlichen Dank für Deine ausführlichen Erläuterungen und die angegebenen Links!
"Was das/die "Lachen" betrifft, so handelt es sich ja um keinen reinen Reim, wegen lang "a" und kurz "a", aber es so zu verwenden, wie ich es hier getan habe, der Anreiz war für mich doch zu groß, obgleich ich schon vermutete, dass es für ein Haiku unpassend ist.
Auch bei der Lautmalerei der fallenden Tropfen, dachte ich mir, da ich so etwas noch nie bei einem Haiku gefunden habe, gehört es da sicher nicht hin. Aber dann siegte mein Trotzkopf und der Wunsch in eine bestehende Form eine Veränderung hineinzubringen. (Ja, ich weiß schon, wie anmaßend ich gelegentlich sein kann)

Ich danke Dir sehr für die Bezeichnung "Kurzgedicht", denn die werde ich in Zweifelsfällen vielleicht öfter benutzen.

Dir ein schönes Wochenende!
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Walther

Mitglied
Hallo Vera-Lena,
was soll ich sagen? Ich bin von diesem Gedicht sehr angetan gewesen, von Anfang an. Es ging also eher um eine Nebensache.
Aber da wir uns ja gegenseitig "helfen" sollten/wollten, habe ich diese Zweifel in den Raum gestellt und dann versucht, nachvollziehbar zu machen. Dabei war nicht gemeint, das Gedicht als schlecht darzustellen (was es ja wirklich nicht ist). Schließlich könnte diese Information für den einen oder anderen Lupianer von Interesse sein.
Ich sehe, daß das angekommen ist. Denn dann ist der Informationstransport erreicht und die Stimmung nachwievor gut. Und das freut mich. :)
Liebe Grüße W.
 
B

Beba

Gast
Hallo Vera-Lena,

auch ich finde, dass dein Text ein sehr schönes Kurzgedicht ist, dass trotz oder gerade wegen seiner Kürze so schön auflebt. :)

Walther hat, wie ich glaube, das Wesen des Haiku sehr gut beschrieben. Ich liebe diese Gedichte jap. Urprungs sehr. Aber sie sind halt, wie Walther schrieb, sehr speziell. Sie entstehen meist aus einer sehr speziellen Einstellung oder Empfindung heraus, sind offen und bieten dem Leser Raum, selbst dort hineinzuschlüpfen. Ich persönlich glaube, dass sie anders gesehen und beurteilt werden müssen als die hier übliche Lyrik. Und ich behaupte, dass gar nicht jedermann eine Antenne für traditionelle Haikus hat. :)

Dein Text ist wohl, wie Walther schon meinte, eher kein Haiku, aber er ist sehr schön und erfreut den Leser. Und darauf kommt es doch an, denn dafür schreiben wir. Oder nicht?

Ciao,
Bernd
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Bernd,

wie schön, dass der Text erfreut! Ja, das stimmt, das war auch meine vorderste Absicht beim Schreiben. Mich in die japanische Tradition des Haiku einzufühlen, hätte ich aber auch schon mal Lust, nur wird mir möglicherweise die Zeit dafür fehlen. Nun ja, irgendwann im Leben, spätestens vielleicht ab dem 70. Lebensjahr, muss man sich wohl entscheiden, welche Dinge man noch auf die Reihe kriegen will und worauf man wohl oder übel verzichtet.

Danke für Deine Rückmeldung!
Liebe Grüße von Vera-Lena
 
B

Beba

Gast
Vera-Lena,

ich würde nicht verzichten! Die Welt der Haikus ist es wert, erobert zu werden! Wenn du wirklich Interesse daran hast, dann stürze dich drauf! Falls du bisher in dieser Richtung noch nichts kennengelernt hast, so gibt es viel zu entdecken! :)

Ciao,
Bernd
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo, Bernd,

danke für deine Ermutigung! Ja, ich glaube schon, dass es da wieder etwas Neues zu entdecken gibt. Man kommt in das Denken und Fühlen eines Volkes oder mehrerer Volksgruppen ein wenig tiefer hinein, so wie es einem auch passiert, wenn man sich mit Sprachen beschäftigt. Mit welchen Worten Menschen ganz einfache Dinge umgangssprachlich ausdrücken, ist ja hochinteressant. Ein ganz winziges Beispiel:
Im Deutschen sagt man:" Es geht nicht"
Die Franzosen sagen:"Es marschiert nicht"
Für mich ist das ein großer Unterschied und bezeugt den tiefen Respekt, den die Franzosen zumindest einmal hatten vor allem Maschinellen und allem Funktionstüchtigen, als sie sich für diese Wortwahl entschieden. Wie gesagt, nur ein winziges Beispiel, wie ich das empfinde.
Da ich es liebe, die Dimge auch sprachlich auf den Punkt zu bringen, aber eine ziemlich poetische Seele besitze, wäre das Haiku wahrscheinlich eine Form, die mir entgegenkäme. Naja, warten wir es ab, zu welchen Dingen meine freie Zeit mich rufen wird.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 



 
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