Rendezvous der Sinne und Kater vom Essen

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Rendezvous der Sinne

Eine Rhone-Kreuzfahrt endete vor drei Tagen in Lyon, dort, wo Rhone sich und Saone küssen.
Acht Tage mit verführerischen Essgenüssen, die von der Gourmetcrew des Schiffes zubereitet wurden,lagen hinter uns.
Die Millionenmetropole Lyon, deren reizende Altstadt zum Weltkulturerbe zählt, wird in Frankreich „la Ville de Geule! “- die „Gaumenstadt“ genannt. Diese Empfehlung mussten meine Frau und ich unbedingt auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen.
Ein Abtauchen in eine besonders exklusive Geschmackswelt sollte diese Reise krönen.
Uns war bekannt, dass unweit von Lyon der weltberühmte Sternekoch ein Nobelrestaurant führt. „Paul Bocuse“. Allein beim Aussprechen dieses Namens lief uns schon das Wasser im Munde zusammen. Sein Restaurant, die „Auberge du Pont de Collognes“, wurde seit 1965 fünfundvierzigmal in Folge mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet. 1989 wurde er unter vielen anderen nationalen und internationalen Auszeichnungen vom Gaullt-Millau zum „Koch des Jahrhunderts” ernannt.

Von zu Hause starteten wir bereits per Internet eine Reservierungsanfrage zum Dinner. Die Reservierung wurde prompt bestätigt. Damit begann die Vorfreude auf ein Highlight der französischen Esskultur, die es weltweit als Haute Cuisine zu großer Beliebtheit gebracht hat.
Zur Einstimmung auf die französische Küche bummelten wir bereits morgens in den Markthallen von Lyon -„Les Halles“. Von dem reichlichen Angebot auf den überbordenden Fleisch-, Käse-, Wein-, Brot- und Gemüsetheken wurden wir fast erschlagen. Diese Markthallen können mit denen von Paris durchaus mithalten.
Hier wurden ein Stückchen Lyoner Käse mit warmen Baguette zum Probieren angeboten, dort ein Gläschen Rotwein mit drei verschiedenen Hartwurstsorten.
Viele der Köstlichkeiten hätte ich gerne in meinen Rucksack gepackt, wenn nicht das Fluggepäck auf 23 kg begrenzt gewesen wäre. Nach dem fast zweistündigen Rundgang mussten wir die Eindrücke erst einmal bei einem Glas Pernod und einem Café au lait sacken lassen.
Der verlockenden Opulenz an Leckereien widerstanden wir nur ungern, aber mit vollem Magen würde das abendliche Schlemmen einfach keine Freude machen. Das Mittagessen auf dem Schiff wurde deshalb auf eine Fischsuppe und ein wenig Obst reduziert.
Punkt 19.30 Uhr rollte das bestellte Taxi vor die Gangway und ab ging es zum Gourmettempel von Paul Bocuse. Hier wollten wir uns auf höchstem Niveau verwöhnen lassen.
Das farblich sehr eigenwillige Äußere des Restaurantgebäudes leuchtete schon von weitem. Die Taxitür wurde von einem farbigen Pagen im rotgoldenen Livree aufgerissen, der eine kolossale Ähnlichkeit mit dem Mohr aus der alten Sarotti-Werbung besaß. Zufall oder Geschäftsidee?
Mit einer freundlichen Geste begleitete er uns zum Haupteingang. Dort bat er um unseren Fotoapparat und schoss ein Erinnerungsfoto. Ich drückte ihm ein Trinkgeld in die Hand, wobei mir auffiel, dass er sehr ausgeprägte Pranken besaß, geschaffen für den Empfang großzügiger Trinkgelder.

Vier vornehm erscheinende Kellner in schwarzen Anzügen, vermutlich Oberkellner, hießen uns nach einem Blick in die Reservierungsliste herzlich willkommen. Zwei in schwarz-weiß gekleidete Kellner begleiteten uns zum Tisch und schoben uns schwere Eichenstühle unter das Hinterteil. Selbst die Handtasche meiner Frau wurde extra auf ein kleines gepolstertes Bänkchen gestellt. Saßen wir in einem üppig beladenen Plüschraum eines Schlosses? Nein, wir saßen bei Paul Bocuse, dem bekanntesten Vertreter der „Nouvelle Cuisine“.
Der runde Tisch war bereits mit edelstem Porzellan und Besteck eingedeckt.
Zwei Oberkellner mit blasiertem Gesichtsausdruck reichten uns die Wein- und Speisekarten. Noch während des eingehenden Studiums der Karten, eröffneten wir die dreistündige Gaumenorgie mit einem Glas Champagner.
Es war nicht gerade einfach, die vielen großartigen Angebote auf der übergroßen Karte gedanklich zu verdauen. Sie ließen bereits beim Lesen die Geschmackssinne kitzeln. Die zum Essen korrespondierende Wein mussten sehr sorgfältig ausgelotet werden. Nach etwa zehn Minuten hatten wir uns jeweils für ein Menü entschieden. Der Master Sommelier empfahl eine Flasche Rose von der Côte-d'Or.
Unterdessen wurde in einer Mokkatasse ein Gruß aus der Küche gereicht. Es war eine raffiniert abgeschmeckte Gazpacho, eine kalte Gemüsesuppe aus püriertem rohem Gemüse mit Pistaziensahnehäubchen.
Dann ging es Schlag auf Schlag. Die Vorspeisen: Ein Hummersüppchen „zum Reinlegen“, eine Platte mit feinsten Gänseleber- und Fleischpasteten, eine davon in Weingelee. Glücksgefühle durchströmten Körper und Seele.
Zwei Kellner tischten den Hauptgang auf. Sie tranchierten geschickt meinen Lammrücken in Rosmarinsauce und garnierten ihn rundherum mit feinem, jungem Gemüse und gratinierten Kartoffeln.
Ein Blick auf die Porzellanplatte meiner Frau ließ mich auch nicht kalt. Ein Bressehuhn in Morchelsauce mit vielen schwarzen Morcheln und einer Risottobeilage erregte meine Aufmerksamkeit. Ich bekam Gelüste, die Sauce und einige Morcheln zu naschen. Tat ich auch. In einem unbewachten Augenblick langte ich zu. Mmmh, einfach köstlich!
Der Wein passte ausgezeichnet zu beiden Speisen. Ein Genuss in Reinkultur.
Bereits jetzt stellte sich bei mir ein völlig überflüssiges, lästiges Sättigungsgefühl ein. Zu früh, viel zu früh, denn zwei Ober jonglierten mit nach hinten gebogenen Häuptern und nach unten gerichtetem Blick riesige Käse- und Dessertplatten und stellten sie direkt neben unseren Tisch. Die gekonnten Auftritte der Kellner waren filmreif. Sie erinnerten mich an den Film „Brust oder Keule“ mit Louis de Funès.
Bei der Käseauswahl waren wir ehrlich überfordert. Nicht nur von dem gewaltigen Anblick der vielen Sorten, nein, der Magen versuchte bei dem überreichlichen Angebot erneut zu streiken. Ich bekämpfte diesen heimtückischen Versuch mit Erfolg und bat den Kellner um typische Lyoner Käsesorten. Er verstand, lächelte und servierte drei vortrefflich mundende, edle Käse.
Der letzte Käsebissen war soeben vertilgt, da trug man wiederum in Mokkatässchen eine raffinierte Kreation von Mousse au Chocolat auf. Gleichzeitig stellte man einen zweischichtigen Turm, gefüllt mit erlesenen Pralinen, Valrhona-Schokoladen-Degustationen und den verführerischsten Backwerken auf den Tisch. Bei diesem unwiderstehlichen Anblick wurden wir wieder schwach.
Zu guter Letzt bot man die feinsten Dessert-Krönungen dar: Kleine Kunstwerke an Torten, Cremes, Eis, Früchten und anderen Versuchungen. Ich kann ihnen versichern, diese Desserts definierten das Wort „lecker“ neu. Der Gaumen durfte wahre Wonnen erleben.
Puh…, geschafft!
Die Kellner grinsten diabolisch. Sie kannten die Gäste und ergötzten sich daran, wie die Schlemmer an dem Überangebot und der Qual der Wahl mehr und mehr verzweifelten. Immer und immer wieder versuchten sie, uns eine neue Kreation zu servieren.
Basta, Schluss, aus! Es war nicht möglich, auch nur noch ein Gramm zu verdrücken. Lediglich ein Mokka rundete den gigantischen Gaumenschmaus ab.
Wie aus dem Jenseits erschien plötzlich eine ältere Dame an unserem Tisch und wünschte “ bon appétit“. Es war Madame Bocuse. Leider hatten wir nicht das Glück, ihren Gatten zu sehen. Paul Bocuse ist 85 Jahre alt. Er soll allerdings noch immer in seinen Restaurants kräftig mitmischen.

Einen Kater vom Trinken kennt man aus leidiger Erfahrung, aber einen Kater vom Essen, den müssen Sie mal erleben. Man sehnt sich zwei Tage lang nur nach kleinsten Portionen einfachster Hausmannskost.
Dennoch:
„Essen wie Gott in Frankreich“, das ist nicht nur eine Verheißung der Werbung, nein, sie wurde in diesem Restaurant zur Gewissheit.
 
D

Donkys Freund

Gast
Hallo,

Hmm, ein netter Ausschnitt eines Reiseberichtes, wenn er denn authentisch ist.

Ansonsten fehlt mir pfiffiger Wortwitz, Pointe (Der Kater ist es nicht) oder heitere Anekdoten zum Schmunzeln.
Im wahrsten Sinne fehlt der "Biss", zu fade gewürzt und zu schnell verdaut.

Liebe Grüße
Donkys Freund
 
Rendevouz der Sinne

Hallo Donkys Freund,

du hast völlig recht. Bei "Humor und Satire" ist der Beitrag fehlplatziert. Für Reiseberichte oder ähnliche Beiträge fand ich kein Forum.

Herzliche Grüße
Wolfgang
 



 
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