Resignation

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Vera-Lena

Mitglied
Resignation

Ein Floh, verliebt in Himmels Blau,
versuchte es geschickt und schlau,
mit Leidenschaft per Trampolin,
in diese Farbe einzuziehn.

Ein Windstoß kam mit großer Macht
und hat ihn wieder heim gebracht.
Er schluckte heiß er an seinem Sehnen,
ertrank beinah in seinen Tränen.

Doch seine Frau rief:Ach du spinnst,
wenn du zu Fernes dir ersinnst,
jetzt lass die Träumereien sein
und hüpf mit mir auf dieses Schwein!

Da hat er, wie es oft so geht,
die Sehnsucht in ein Bein vernäht.......
hat ausgetaucht das schöne Blau
ins Rosa dieser fetten Sau.

Er sprach beim Festmahl zu den Gästen:
Wir wollen uns an Schweinen mästen,
denn Fressen ist der Sinn des Lebens;

und Höheres bleibt stets vergebens.
 

Vera-Lena

Mitglied
Resignation

Ein Floh, verliebt in Himmels Blau,
versuchte es geschickt und schlau,
mit Leidenschaft per Trampolin,
in diese Farbe einzuziehn.

Ein Windstoß kam mit großer Macht
und hat ihn wieder heim gebracht.
Er schluckte heiß an seinem Sehnen,
ertrank beinah in seinen Tränen.

Doch seine Frau rief:Ach du spinnst,
wenn du zu Fernes dir ersinnst,
jetzt lass die Träumereien sein
und hüpf mit mir auf dieses Schwein!

Da hat er, wie es oft so geht,
die Sehnsucht in ein Bein vernäht.......
hat ausgetaucht das schöne Blau
ins Rosa dieser fetten Sau.

Er sprach beim Festmahl zu den Gästen:
Wir wollen uns an Schweinen mästen,
denn Fressen ist der Sinn des Lebens;

und Höheres bleibt stets vergebens.
 

Label

Mitglied
Liebe Vera-Lena

Gesellschaftskritik verpackt in eine heitere Geschichte, für die Pragmatiker
mit wehmütigem Nachhall für die Idealisten

Die Antipoden von Himmel/Schweine, hellblau/rosa geben Raum zu weiteren Assoziationen.

Wir wollen uns an Schweinen mästen,
denn Fressen ist der Sinn des Lebens;

und Höheres bleibt stets vergebens.
dieses Fazit ist die übewältigende Resignation für den Idealisten.

ich empfinde dein Gedicht als sehr eindrucksvoll und entdecke viele Stellen die mich emotional erreichen.

die Sehnsucht in ein Bein vernäht.......
hat ausgetaucht das schöne Blau
die ins Bein vernähte Sehnsucht ein ungewöhnliches Wortbild, dass ich als Behinderung der bekannten Sprungkraft von Flöhen deute
ausgetaucht - generiert mehrere Assoziationen - aber keine klare Zuordnung.

Gefällt mir gut dein Gedicht liebe Vera-Lene, in dem viel mehr steckt als die Worte sagen

Lieber Gruß
Label
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Label,

danke für Deinen ausführlichen Kommentar!

Nun ja, jeder nach seiner Façon durchs nie so leichte Leben.
Für den Idealisten ist es oft schmerzlich.

Das hast Du ganz richtig erkannt, dass die ins Bein vernähte Sehnsucht die Sprungkraft für den Floh ziemlich eingeschränkt haben wird.

Das Austauschen bezieht sich vom Blau des Himmels (das Ideal) zum Rosa des Schweines (die banalen Dinge des Lebens).

Es freut mich, dass Dich der Text auch emotional erreicht. Mich rührt der kleine Kerl nämlich auch zu Tränen.

Noch einmal danke!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Marie-Luise,

schön, von Dir zu hören! Ja der Fuchs konnte die leckeren Weintrauben auch nicht erreichen, aber er konnte sich besser damit abfinden und arrangieren, als dieser kleine Floh hier.

Danke dass Du mich auf die Ähnlichkeit hingewiesen hast. Bei Äsop zu suchen im Vergleich zu meinem Text, das hätte ich mich nicht getraut, obgleich ich die Fabel auch noch irgendwo im Hinterkopf habe.

Dir meinen lieben Dank, fürs Lesen, Kommentieren und für Deine Bewertung!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Label

Mitglied
Ahh du meintest austau[red]schen[/red]

darüber wäre ich nicht ins Grübeln geraten

austauchen ließ mich an hineinstürzen, sich total in eine Sache begeben denken
ist ja auch nicht schlecht ; liebe Vera-Lena

gäbe aber einen anderen Sinn.
An eine Fabel habe ich auch sofort gedacht, allerdings an eine Neue, von dir in der Fabeltradition.

Lieber Gruß
Label
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Label,

an dieser Stelle habe ich ziemlich lange gefeilt, um 1. den Sinn deutlich herauszubringen und 2. im gewählten Reimschema zu bleiben. Nun ist doch noch ein Tippfehler dabei herausgekommen. Herrschaftszeiten! Danke, dass Du mich darauf aufmerksam gemacht hast.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Resignation

Ein Floh, verliebt in Himmels Blau,
versuchte es geschickt und schlau,
mit Leidenschaft per Trampolin,
in diese Farbe einzuziehn.

Ein Windstoß kam mit großer Macht
und hat ihn wieder heim gebracht.
Er schluckte heiß an seinem Sehnen,
ertrank beinah in seinen Tränen.

Doch seine Frau rief:Ach du spinnst,
wenn du zu Fernes dir ersinnst,
jetzt lass die Träumereien sein
und hüpf mit mir auf dieses Schwein!

Da hat er, wie es oft so geht,
die Sehnsucht in ein Bein vernäht.......
hat ausgetauscht das schöne Blau
ins Rosa dieser fetten Sau.

Er sprach beim Festmahl zu den Gästen:
Wir wollen uns an Schweinen mästen,
denn Fressen ist der Sinn des Lebens;

und Höheres bleibt stets vergebens.
 
A

AchterZwerg

Gast
Hallo Vera-Lena,
leider sind dir m. E ein paar Fehlerchen unterlaufen:

Resignation

Ein Floh, verliebt in Himmels Blau,
versuchte es geschickt und schlau,
mit Leidenschaft per Trampolin [blue](Komma weg)[/blue]
in diese Farbe einzuziehn.

Ein Windstoß kam mit großer Macht
und hat ihn wieder [blue]heimgebracht.[/blue] (ein Wort)
Er schluckte heiß an seinem Sehnen,
ertrank beinah in seinen Tränen.

Doch seine Frau rief: [blue](Leertaste)[/blue] Ach du spinnst,
wenn du zu Fernes dir ersinnst,
jetzt lass die Träumereien sein, [blue]Komma[/blue]
und hüpf mit mir auf dieses Schwein!

Da hat er, wie es oft so geht,
die Sehnsucht in ein Bein vernäht [blue][blue](Leertaste, drei Punkte)[/blue][/blue]
hat ausgetauscht das schöne Blau
ins Rosa dieser fetten Sau.

Er sprach beim Festmahl zu den Gästen:
Wir wollen uns an Schweinen mästen,
denn Fressen ist der Sinn des Lebens;

und Höheres bleibt stets vergebens.
Mir erschließt sich überhaupt nicht, wieso die Sehnsucht in ein Bein vernäht wird. So soll es "oft gehen"; ich habe leider noch nie davon gehört, selbst nicht als Redensart.
Den Rest finde ich recht hübsch, doch wird der Witz durch die Beinstrophe in meinen Augen arg minimiert.
Nicht böse sein,
der 8. Zwerg
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Heidrun,

danke für Deine Mühe, die Fehler aufzudecken! Vor dem "und" in der dritten Strophe muss, so weit ich weiß, kein Komma astehen. Ansonsten habe ich Deine Korrekturen gerne übernommen.

Natürlich hat der Floh seine enttäuschte Sehnsucht in den Ort hineingestopft, von dem er hoffte, dass er mit dessen Hilfe den Gegenstand seiner Sehnsucht, das Himmelsblau, erreichen könnte.

Ich finde das absolut logisch. Und ich freue mich, dass es das noch gar nicht gibt, sondern dass mir meine Muse das mal eben so geschenkt hat.

Ebenso logisch finde ich, dass er durch diesen "Sehnsuchtsbuckel" nun seine Enttäuschung durch sein ganzes Leben mit herumgeschleppt hat und in gewisser Weise behindert war.

Das "wie es oft so geht" ist natürlich im übertragenen Sinne gemeint. Andere Enttäuschte packen ihre Enttäuschungen woanders hin, die Menschen meistens in ihr Herz.

Doch, doch die ins Bein vernähte Sehnsucht ist ein Glanzpunkt in diesem Text, jedenfalls aus meiner Sicht, schließlich geht es hier um einen Floh.

Dir liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Resignation

Ein Floh, verliebt in Himmels Blau,
versuchte es geschickt und schlau,
mit Leidenschaft per Trampolin
in diese Farbe einzuziehn.

Ein Windstoß kam mit großer Macht
und hat ihn wieder heimgebracht.
Er schluckte heiß an seinem Sehnen,
ertrank beinah in seinen Tränen.

Doch seine Frau rief: Ach du spinnst,
wenn du zu Fernes dir ersinnst,
jetzt lass die Träumereien sein
und hüpf mit mir auf dieses Schwein!

Da hat er, wie es oft so geht,
die Sehnsucht in ein Bein vernäht ...
hat ausgetauscht das schöne Blau
ins Rosa dieser fetten Sau.

Er sprach beim Festmahl zu den Gästen:
Wir wollen uns an Schweinen mästen,
denn Fressen ist der Sinn des Lebens;

und Höheres bleibt stets vergebens.
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Thylda,

danke für Deine Hinweise zur Floh-Literatur! Du hast mir eine große Freude damit gemacht.:)

Interessant finde ich auch, wie "mein" Floh sich literarisch in die Moderne eingepasst hat. Er steht nicht mehr für das Parasitentum und Ähnliches, sondern er hat eine Individualität.

Was ich hier aussagen wollte, hat Benedikt XVI. sinngemäß so ausgesprochen: Solange wir ethische Werte nicht tief in uns verwurzelt haben, werden wir unsere Probleme nicht lösen können.

Ja, er ist behindert, dieser Floh, weil er seine Sehnsucht nach "Höherem" tief in sich vergraben hat.

Dass ein Floh im Faust I in Auerbachs Keller vorkommt, daran erinnerte ich mich auch nicht mehr. Auch er besitzt ja schon eine Individualität allerdings kein selbstbestimmtes Eigenleben.

Wirklich sehr interessant, Dein Link zur Flohliteratur.
Danke fürs Lesen,für Deinen freundlichen Kommentar und Deine literarischen Hinweise.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Kaleidoskop

Mitglied
Hallo Vera-Lena,

ich habe dein Gedicht schon mehrmals gelesen.
Mir gefallen Tiergeschichten, die Menschliches bergen.

Dein kleiner Springinsfeld hat sich sehr bemüht, seinen Traumzu leben. Doch zum Glück ist er nicht verzweifelt, dass es ihm nicht gelang.
Ja die Meisten von uns bekommen keinen Stern zu fassen, doch hier unten lebt es sich ja auch nicht schlecht.

Auch ich hatte Probleme mit deiner „Ins Bein vernäht“ Formulierung.
Durch die Kommentare wurde mir erst klar, was du damit meinst und deine Begründung ist mir plausibel.

Ich kannte bisher nur die Redewendung „sich etwas ans Bein binden“,
die ja negativ besetzt ist, weil sie aussagt, dass jemand sich sein Bein mit etwas beschwert,
was ihm ein Klotz am selben ist.

Nun scheint dein Floh sich aber seine Sehnsucht freiwillig „ins Bein vernäht“
zu haben. (Es läuft ein Kopfkino bei dieser Formulierung ab, die ich als schmerzvoll empfinde.)

Da er diese Sehnsucht nicht aufgegeben hat, sondern nur aus logischen Gründen verbannt und „gut verstaut“ hat, glaube ich nicht wirklich, dass er mit dieser Methode glücklich wird.

Mein Fazit:
Eine nette kleine Tier-Geschichte, flott und heiter erzählt,
sodass man fast den über den Tiefgang hinweg hüpft.

Der Begriff „ins Bein vernäht“ ist ungewöhnlich und lässt den Leser stolpern, grübeln -
was in die Tiefe schauen lässt.

Lg,
kalei
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Kalei,

da hast Du dem Text ja wirklich alles abgewonnen, was aus meiner Sicht darin enthalten ist.

Ja, mein kleiner Floh, er hat nicht aufgegeben, hat aber zunächst den "einfacheren Weg" gewählt. Vielleicht wollte er es sich nicht mit seiner Frau verderben, vielleicht wollte er auch nicht als Außenseiter dastehen, vielleicht fehlte ihm auch die notwendige Portion Mut. (Alles Dinge, aus denen man wieder einen Text machen könnte)

Es freut mich, dass Du die "ins Bein vernähte" Sehnsucht, lyrisch betrachtet, positiv siehst.

Danke für Deinen ausführlichen Kommentar!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 



 
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