Restaurant am See

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Perry

Mitglied
Restaurant am See

Sie räumen den Tisch ab,
auch deinen Teller.
Wir wollen noch bleiben.
Ich bestelle Rotwein
draußen auf der Terrasse.
Der Alabamasong*) dringt
aus verborgenen Boxen,
bringt mir den Mond näher.
Nur dich nimmt er mit
zu den dunklen Sternen.
Ich weiß, dass du mir
nicht wirklich gegenübersitzt
und doch bist du der Grund,
warum ich immer wieder
hierher zurückkehre.


*) mit dem Alabamasong ist die Fassung der Doors des Brechttextes gemeint.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Manfred!

Hier hat sich dein lyr.ich wohl vollkommen in alten Erinnerungen verloren und sucht auch noch die alten Plätze auf - die vollkommene Kasteiung.
Als Gedicht ist mir das ein wenig zu direkt angesprochen, da hättest du vielleicht etwas mehr mit der Sprache spielen können.

Ansonsten:
Show me the way to the next whisky-bar

und liebe Grüße
Manfred
 

Walther

Mitglied
Ja,

lb. Perry,

es gibt eine Liebe, die ewig dauert, auch wenn selbst dies wieder endlich ist, weil wir endlich sind. Und dann stellt sich ein kleiner Text wie dieser in den unendlichen Raum und wärmt ihn, obwohl er doch eines ist, wie wir wissen: eiskalt.

"Komm und gehe mit mir, bis ich gehe."

Lieber Gruß W.
 

Perry

Mitglied
Hallo Franke,
Wehmut hat nicht unbedingt was mit Kasteien zu tun, manchmal ist es gut sich zu besinnen, um daraus Kraft zum Weitergehen zu tanken. Ich denke, Wortspiele sind hier thematisch nicht angebracht, aber das ist Geschmackssache.
Danke für deine Sicht und LG
Manfred
PS: "Oh, moon of Alabama / We now must say goodbye"

Hallo Walther,
danke, dass du auch hier mit mir zu den Sternen aufgeblickt hast.
Danke und LG
Manfred

Hallo Revilo,
ob es Ugewöhnlich ist, weiß ich nicht. Jedenfalls berühren mich solche Szenen und geben mir das Gefühl, nie allein zu sein.
Danke fürs Hineispüren und LG
Manfred
 

Pola Lilith

Mitglied
Gut getroffen, dein Restaurant am See - das schon mehrfach seinen Standort gewechselt hat auf unserem Planeten. Vielleicht sitzt sie dir eines Tages wieder gegenüber, mit anderen Augen, geläutert von der unnützen Mondfahrt. Lb. Gruß, Pola
 

Perry

Mitglied
Hallo Pola,
ja irgendwann treffen sich alle Liebenden wieder und der Mond wirft sein mildes Licht auf sie.
Danke fürs Hineinfühlen und LG
Manfred
 
H

Heidrun D.

Gast
O je, Perry,

da bin ich wohl die einzige, der dein Gedicht diesmal nicht so zusagt.

Mir ist es zu wenig lyrisch, fällt eigentlich eher unter Kurzprosa. Verdichtendes kann ich nirgends entdecken.

Gut gefallen mir aber die "verborgenen Boxen."

Nicht böse sein, aber ich finde, dass du sonst besser schreibst ...

Liebe Grüße
Heidrun
 

Perry

Mitglied
Hallo Heidrun,
die Poesie liegt hier mehr in der Situation und weniger in den Worten, aber das ist wohl Geschmackssache.
Danke für deine Sicht und LG
Manfred
PS: Grundsätzlich sollte nie der Stil allein ausschlaggebend für die Qualität eines Gedichtes sein, sondern Form und Aussage sollten miteinander harmonieren.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Perry,

ja, selbst die Sterne scheinen sich zu verdunkeln, wenn der Lebenspartner nicht mehr da ist. Ich finde die dunklen Sterne auch deswegen gut gewählt, weil das Lyri den jetzigen Aufenthaltsort des Lebenspartners dort vermutet, es aber keine Einsicht hat, wie es dort zugeht und wie es dort aussieht. Nur das, was sich im hier und damals abgespielt hat, bleibt ihm zur Verfügung und das ruft es sich zum Trost zurück, wieder und wieder.

Der Text ist eine gelungene Zustandsbeschreibung auf eine wohltuend nüchterne Art.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Perry

Mitglied
Hallo Vera-Lena,
jedes Erinnern ist ein Stück Abschied und die Sterne verlieren mit jedem Mal ein wenig mehr von ihrer Dunkelheit.
Danke für dein Verstehen und LG
Manfred
 

Perry

Mitglied
Hallo Vera-Lena,
jedes Erinnern ist ein Stück Abschied und die Sterne verlieren mit jedem Mal ein wenig mehr von ihrer Dunkelheit.
Danke für dein Verstehen und LG
Manfred
 
I

Ivor Joseph

Gast
Dunkle Sterne?
Hier ein Auszug aus Julio Cortázar: Die Sternenputzer.

>>
Es wurde eine Gesellschaft mit dem Namen STERNENPUTZER gegründet ...
... es war keine leicht Aufgabe ...

Ein Sternbild nach dem anderen erlangte seinen Glanz zurück; das Telefon der Gesellschaft verstummte, doch die Kolonnen, vom blindem Eifer getrieben, setzten ihre Arbeit fort. Bis nur noch ein Stern zu putzen übrig blieb.

Der Befehl wurde erteilt ... ein schreckliches Kreischen erhob sich, wie Glas, das ein Auge schrammt ...

Die Arbeit war beendet, der (letzte) Stern war rein. Aber sein Licht, das zu dem der anderen, von der Gesellschaft geputzten Sternen hinzukam, übertraf jetzt die Macht des Dunkels.

Die Nacht war jäh abgeschafft. Alles wurde weiß, der Weltraum, die Leere, der Himmel, weiß wie ein Bett, das seine Laken vorzeigt, und es gab nur noch ein totales Weiß, Summe aller reinen Sterne.

Bevor er starb, gelang es einem der Direktoren der Gesellschaft, ein wenig die Finger zu spreizen und hindurchzublintzeln: er sah den völlig weißen Himmel, und die Sterne, alle Sterne, bildeten schwarze Punkte ... Die Sternenbilder bestanden aus schwarzen Punkten und die Nebelflecke aus Gewitterwolken.
<<

Liebe Grüße, Ivor
 

Perry

Mitglied
Hallo Ivor,
danke für diesen "wunderbaren" Beitrag. Ja der ewige Kampf zwischen Hell und Dunkel, begleitet uns ein Leben lang. Ich denke, ich werde mir dieses Buch besorgen und mich hineinvertiefen.
LG
Manfred
 



 
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