Rex-Ballade - Hoerspiel

WiTaimre

Mitglied
Die
REX-BALLADE


von \"Marte Wagenmacher\"
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Hörspiel-Arrangement: für Stereo,
[ 4]der rechte Ton soll das rechts Geschriebene lesen,
[ 4]der linke Ton das links Geschriebene,
[ 4]auf Mitte ausgesteuert das inmitten Geschriebene,
[ 4]und wo es sich als Zeile staffelt, mit dem Klang folgen.

Sprecher:
das Anfangsgedicht: eine \"Schülerin\", ca 15j, brav-lehrhaft
das andere: Alt oder Bariton-Stimmlage, etwas spröde, aber nett, etwa 40j alt, ein leichter landsmannschaftlicher Akzent wäre ganz schön
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oder: für 3 einander ähnliche Stimmen:
: links weiblich, Alt 40j
: rechts männlich, Bariton
: mitte wahlweise, ca.50j​
\"Rex\" wohnt im Prinzip rechts und \"ich\" links, 2 Zentren
aber indem er doch sich bewegt, wandert das,
und in der Mitte ist mehr \"es\", die Theorie, Welt: 1 Hintergrund
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Als Hintergrundmusik: eine Instrumentalfassung der \"Forelle\" von Schubert, aber nur verhalten, wie aus dem Radio in einem nächtlichen Zimmer
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Schülerin:
!!!!!!!!!!ÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍ!!!!!!!!!!
º So feine Bögen _ _ _ webt nur eine _ _ _ wie ich meine
º - und wie sie schläft, nun nach getaner Nacht,
º - - hat Nebel ihr das Netzchen schön gemacht,
º - - - bald wird es trocknen, wird dann wieder leicht
º - - - - bis der Besitzer kommt und es besteigt.
º Das Wesen, voller Hungers stets zu sein,
º läßt dennoch ungewöhnlich Schönes ein.
º
º - - - - So ist es halt beschaffen und es geht,
º - - - solange seine Möglichkeit besteht,
º - - so zwischen andern ihren Sachen
º - sich eine Lebenswohnung aufzumachen.

!!!!!!!!!ÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍÍ!!!!!!!!!!!
Erzähler :

..........................................Der Rex wob nie.
.......................................Der Rex lief jagen.
.............. Oft kam er auf mich los, anstatt zu fragen.
.......... Er sah ja, dass ich keine Fliege war -
..........................doch wenn er _so_ ankam,
war mir\'s nicht klar.

..................................... Er war schon älter,
...................................... müde seine Gräten,
...........die nicht mehr konnten, was sie an sich täten,
...... und auch - ja doch! - er wurde grau um das Gesicht,
- bei andern Spinnen seh ich sowas nicht,
... denn ich hab damit Schwierigkeiten:
- in mir ist was und das kann die nicht leiden.
Doch Rex kann schließlich nicht dafür,
ob er nun so ein oder so ein Tier.​
........ Er wünschte gleiches Recht auf Existenz für alle,
- also wie Hündchen Idefix in seinem Falle.

Gut sieben Jahre hat er mich gezähmt,
- so habe schließlich ich mich dann geschämt,
- daß ich - ihn - mal - vom Essen ferne hielt
........ dadurch, daß auch ein Spinnerich mit Neuem spielt.

Ich hatte eine Kugel klares Glas
- und dachte,
................................... vielleicht sieht er was,
.................. trotz achtundwieviel Augen an dem Sinn -
........ vielleicht schaut er in meine Kugel hin ?

................ Er hatte ja bei mir die Strasse \"Kompromiß\",
................ wo ich ihn seiner Wege gehen ließ -
........................... da hinterm Teppich,
........................... - lief er sie,
................ dann sah ich nur von ihm die Knie [strike]^^^^[/strike]
- denn, wie gesagt, es fiel mir schwer,
....................... eilt\' er so ohne Weitres zu mir her.

[ 4] Die Kugel dreht das Zimmer um auf ganzganz-klein,
[ 4] schaut man mal so hinein,
[ 4] und wiederum dreht sie auch rum, was nah
[ 4] und macht es groß, ist unser Auge da,
[ 4] und nicht nur so, es ist sehr zauberschön:
[ 4] man fühlt gleich sich im Bild der Lupe stehn !

Nun gut, ich dacht so hin :
ich leg\'s
mal in die Straße unserm alten Rex,
....................................... so gegen ..... neun,
......................... meist geht er dann zur Jagd,
ich hab mich dabei nur gefragt,
....ob er - wie ich ......... was drinnen sieht,
das ihm - wie mir ........den Blick anzieht.

...................... Und - ja, er stand und staunt\' hinein,
- vielleicht schien\'s ihm ein Raum zu sein -
- die Lampe an, die Fliege drumherum -
...................... der Rex staunt, stumm.

Ich
.... - schon zufrieden,
schreibe meine Sachen,
ohne mir aus Rex noch was zu machen,
- geh schlafen,
- träume schön,
- steh auf
- und wie\'s so ist, ..... tret beinah drauf:
..................................... das arme Vieh
...................... steht immer noch - und denkt
- und auch die Fliege hat nichts abgelenkt.

O je, der Arme,
..................................... er muß nächtlich sieben ........... von solchen Fliegen
................................. sich ins Bäuchlein schieben
................................. und das,
................................. wo er
................................. doch schon sein Rheuma hat,
.............................. da ist das Jagen
.............................. schon für ihn \'ne Tat.
..................................... Er muss die ganze Nacht
......................................... nun
............................................. ohne Essen
...................... geschaut da haben
...................................... und hat es vergessen ?

- Naja,
...................... er konnt
.......................sich halt nicht von dem Lichte trennen,
als ich die Kugel fortnahm, .............ging er eilig rennen.

Am Abend war\'s,​
...................... da kam er zu der Stell
......................... und wendet sich von da sehr schnell
.... direkt zu mir,
- was er schon lang nicht tat.
Für sowas wußte ich schon Rat :
............. die Käseglocke draufgestellt
............. ihn wenigstens am Platze hält.

Ich dacht,
ich weiß nicht,
wollt er fragen,
was sich mit ihm hat gestern zugetragen ?

........... Ich legte also nun
........... die Kugel flach hinein,
- denn dann enthält sie keinen Zimmerschein,
....................... und er ist hinspaziert
........................und hat sie inspiziert
....................... und war nicht weiter intressiert.

Am Abend dann am - nächsten Tag​
... kommt mir die Frag,
.................................... ob er nun weiß,
.................................... was eine Tauuschung ist,
... und stell die Kugel wieder da, wo er\'s erinnern muesst..
........................ Er kommt -
.........................................er geht
..........................nun ungeruehrt vorbei,
- ............... sie - ist ihm jetzt wohl einerlei.

Doch mir ging es durch mein Gewissen,
... daß ich doch haette ahnen muessen,
... daß Licht den Kleinen auch mal bannt
........................ und er\'s erst laesst,
............................ wenn er\'s verstand:
................................ dass also er in seinem Leben
........................... taet mehr auf was zu essen geben,
........................ er kriegte nur nicht klar,
wo --- diese --- Fliege -------- war ?

Nicht lang danach erschrak ich,
..........denn er hockte
..... des Abends
auf dem Rocksaum mir,
................................. als ob er bockte,
- er lief ja nicht davon, wie sonst, wenn ich ihn sah.

............................................... Er war so alt
.................................... und klein geworden - da,
- und ich gab\'s auf : na gut, zur Rechten
- an meiner Seite : Rex-den-Schlechten,
und Hündchen Idefix-den-Guten
links -
so ging\'s -

Was soll\'s,
ich dachte,
hast ja recht,
wen bei sich wissen ist nie schlecht,

ich ignorier\'s,
bleib ruhig da,
denn
irgendwann dann gehst du ja.

P
So war es auch,
nachher war er gegangen,
ich dachte :
Fliegen fangen.

\'
Doch tags darauf
fand ich:
es war sein Abschieds-Abend
( - Spinner am Abend, erquickend und labend ...)
ich fand:
in einer meiner Extra-Ecken,
da tat er
sich
zum
Sterben strecken.

Gestorben so, dass ich ihn find -
vielleicht
weil ich zu ihm war maessig - lind ?

Nun gut, ich pfleg\'s ja nicht,
doch weil er hatte einen Namen,
Muelleimer für Rex nun nicht in Frage kamen.

Ich tat ihn in ein kleines PlastikEi -

Z
- mir fielen Pharaonen ein dabei :

war\'s sowas
- Dank für ein Erleben -
daß sie auch Krokodile mochten geben
mitunter in ein Mumia
damit auch die bekannt sind als mal da ?

Es war nicht wegen Rex,
es war um mich,
wenn irgendetwas zeigt am Tiere sich,
das mir zuvor nicht so bewußt gewesen
:ich kann es nur
\"mit Rex\"
in dem Erinnern lesen,
- soll er drum seine Würde haben,
Wolfsspinne
oder
Wahl-Nuss-Tier
von solchen Tippelknaben.

P
*Hab\'s so gelesen :
Die halten manchmal - weil sie klein
in einer Walnuß eine, aber fein,
denn nie-zuhause ist\'s auch oft wohl so leer,
weil sonst kein Lebewesen mehr mit ihnen wär
und finden dann mit ihrem Wege-Tier
das Vegetieren nicht so schlimm mehr hier.

Bei mir im Gegenteil
war\'s, weil ich bleibe,
und dauernd meine Sachen schreibe.

Und Rex, der komische, nahm Asyl deswegen,
weil ich
nicht zuließ, daß sie ihn erlegen,
wenn Hausputz durch die Räume wallt.
Er hatte einen schlauen Aufenthalt :
grad in dem Napf
der Lampenhalterung
ganz oben,
die nur abkommt, will man \'ne neue Lampe loben.

*
Und auch: er war schon in der Wohnung
bevor ich kam,
und die Belohnung
war ja ein fliegenarmes Haus,
denn so ein Rexenmagen
hält davon viele aus.

Und schließlich :
auch die Jahre hier,
die man verbrachte bei demselben Tier.

P

Ich hab nun richtig einen Blick für Rasse -
ich,
die ich keine Spinne je anfasse.

Was nachher so vorbei kam,
gab\'s nur einen,
der konnte mir genauso kraftvoll scheinen
wie Rex-der-Grosse.
Als der noch sehr heiter jagte,
und die Phobie mich noch so plagte,
wenn ich nur hörte, schrappschrapp,
wie er ging
- so gegen abends sechs,
- wenn er die Jagd anfing -
du meine Güte !
kann er das nicht leiser ?
Er konnte nicht.
Was blieb ?
Ach,
ich wurd weiser:
ich teilte ihm die Jagdreviere zu
und hatte Ruh.

P
Es war nunmal der größte seiner Rasse,
und zugegeben,
auch in seinen Augen klasse,
ein zweiter Spinner durfte nie hinein
- da dachte ich,
na gut, soll\'s dieser sein.
Weib und Familie hielt er draussen am Balkon
damit er sie mit seiner Fresswut schon\'.

Ich las, er heirate mit Spenden Fliegen,
die Sie tät seine Samen nur im Tütchen kriegen.

Wenn man so überlegt,
es ist ja schwieriger als Stachelschweine,
wie sich das Völkchen hält,
das \"von-acht-Beine\",
und intressant war\'s auch:

Rex war doch König seiner Art,
denn als er alt war,
hat ihn ein Junger nie erharrt,
- ihn etwa nun,
da er schon mühsam stiefelnd schlich,
als Braten zu betrachten
nun für sich.
So leichte Beute
war der alte Jäger doch geworden -

und dennoch kam nie einer, ihn zu morden.


Auf irgendeine Weise war wohl meins sein Feld,
das er auf Lebenslänge ganz allein behält.

Mir war nie klar :
wer zähmte wen im Raum ?
Unsereiner
sieht ja solche kaum, -
wer schaut schon nach Insekten,
seit sie uns nicht mehr schmeckten

Und auch die kleine Größe macht\'s nicht leicht,
daß das zur Haltung als mein-Haustier reicht.

So als Kritik jedoch
wär es nicht-Recht,
wenn etwas,
weil es winzig,
gleich sei schlecht.

Er tat ja mehr sogar für mich als da mein Hund,
sein Fliegenfangen
war für mich gesund:
Sie schleppten ja den Mist ins Haus -
Rex schafft\' sie unverdrossen raus.


Rex hat mir beigetragen
in mein Leben,
daß ich nun sorgsam bin,
drauf achtzugeben,
ob Lebewesen - wenn auch welche stören,
schon automatisch umgebracht gehören.

Geh ich zum Wald,
sind sie zuhaus,
bin ich daheim,
schmeiß ich sie lieber raus,

doch laß sie leben:
denn irgendwo
muß es doch Waffenstillstand geben.

------- WiT^---------​
 



 
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