Ricardo, die kleine Maus

4,00 Stern(e) 2 Bewertungen

kleinerprinz

Mitglied
Dicke Regentropfen prasselten auf das Fensterbrett des Schuhkartons, in dem Familie Maus wohnte. Es war ein Tag, an dem man am liebsten den ganzen Tag im Bett bleibt. Ricardo durfte nicht im Bett bleiben, denn es war Montag und er musste wieder in den Mäuse-Kindergarten. Mama Maus kam wie jeden Morgen fröhlich in sein Zimmer und sang:
„Guten Morgen, guten Morgen, die Nacht ist verronnen.
Guten Morgen, guten Morgen, der Tag hat begonnen.“
Ricardo mochte dieses Lied gern und wenn er gut gelaunt war, hörte seine Mama Ricardo unter der Bettdecke „Guten Morgen, guten Morgen, der Tag hat begonnen“ singen. Heute allerdings blieb die Bettdecke ruhig. Ricardo klammerte sich an seine Stoffkatze, die er Henry nannte und die sein Papa selbst genäht hatte. Papa Maus hatte Ricardo die Stoffkatze zum Geburtstag geschenkt. Ricardo drehte sich noch mal im Bett um. Langsam steckte seine Mama ihre Pfoten unter seine Decke und begann ihn am ganzen Körper zu kitzeln. Da Ricardo sehr kitzlig war, musste er lachen und fiel seiner Mama um den Hals.
„Ich will nicht in den Mäuse-Kindergarten“, schluchzte Ricardo und fing plötzlich an zu weinen.
„Aber Ricardo, du weißt doch, dass Papa und ich gleich zur Arbeit müssen und du kannst noch nicht allein zu Hause bleiben“, sagte Mama Maus ruhig.
„Mama, bitte!“, flehte Ricardo und klammerte sich um den Hals seiner Mama.
Manchmal hoffte er, dass ihn seine Mama mit auf ihre Arbeit nahm, wenn er sich ganz fest an ihr festhielt. Aber, dass hatte er noch nicht geschafft ...

Nachdem Ricardo sein Frühstück, es gab wie jeden Morgen ein großes Stück frischen Käse, gegessen hatte, sich angezogen, gewaschen und seine Zähne, besonders die zwei großen Vorderzähne, geputzt hatte, begannen auf einmal seine Beine an zu zittern. Er wusste, dass sein Papa schon mit dem Handwagen, den er aus einer Streichholzschachtel gebastelt hatte, wartete, um ihn in den Mäuse-Kindergarten zu fahren. Aber Ricardo wollte nicht in den Mäuse-Kindergarten. Er hatte Angst. Mit seiner Stoffkatze Henry unter dem Arm kroch er unter sein Bett und hoffte, dass ihn seine Eltern vergessen würden und er nicht in den Mäuse-Kindergarten gehen müsse. Mucksmäuschenstill lag er unter dem Bett und klammerte sich ganz fest an Henry, seiner Stoffkatze.
„Heeey, jetzt rrreicht es aberrr“, hörte er eine Stimme sagen.
Die Stimme klang ein wenig, wie Papa Maus. Ricardo wunderte sich, denn normalerweise kam ihn immer seine Mama holen. Er hatte Angst entdeckt zu werden und hielt Henry noch fester im Arm.
„Heeey, du sollst nicht so fest drrrücken, ich bekomme keine Luuuft“, fauchte eine Stimme.
Ricardo erschrak. Es war Henry, seine Stoffkatze, der zu ihm sprach.
„Du kannst sprechen?“, fragte Ricardo Maus ungläubig.
„Na klarrr, du kannst doch auch sprechen“, sagte die Katze frech.
„Ja, aber du bist doch Henry, mein Stoffhase!“, wandte Ricardo ein.
„Na und? Du bist Rrricarrrdo, ein kleine Maus, die ganz schön viel Angst hat“, sagte Henry.
„Ich habe keine Angst!“, wollte Ricardo schreien, aber um nicht von seinen Eltern gehört zu werden, flüsterte er.
„Doooch, dooch, doch“, erwiderte Henry. „Werrr will denn nicht in den Mäuse-Kindergarrrten? Werrr hat Angst vorrr Rrronny?
„Ich ... ich ...“ Ricardo wollte sagen, dass er keine Angst hatte, aber er hatte ja Angst. Ricardo konnte seine Stoffkatze nicht belügen. Henry war sein bester Freund und seine Freunde, auch wenn es Katzen sind, belügt man nicht. Daher beschloss er, seiner Stoffkatze, die Wahrheit zu sagen:
„Du hast Recht, ich will nicht in den Mäuse-Kindergarten, weil ich Angst vor Ronny habe“, sagte Ricardo und drückte Henry fest an sich.
„Wer ist Ronny?“, fragte seine Mama, die die ganze Zeit an der Tür gestanden hat und mit ihren großen Mäuseohren gelauscht hatte. „Und mit wem sprichst du da?“, fragte sie weiter.
Ricardo erschrak und wischte sich die Tränen aus dem Augen, dann kam er unter dem Bett hervorgekrochen. Er beschloss seiner Mama alles zu erzählen, was im Mäuse-Kindergarten passiert sei und hoffte seine Mama umstimmen zu können, dass sie ihn zu Hause lassen würde.

Ricardo erzählte von Ronny. Ronny war eine kleine dicke Maus mit feuerroten Haaren und einer ganz spitzen Nase. Ronny war gemein zu jedem Mäusekind, besonders aber zu Ricardo. Ronny nahm Ricardo immer sein Spielzeug weg, dass mochte Ricardo überhaupt nicht. Immer, wenn sich Ricardo ein Spielzeug aus der großen Spielzeugtruhe im Mäuse-Kindergarten ausgesucht hatte, wollte Ronny genau das gleiche Spielzeug auch haben. Jedes Mal, wenn Renate Eule, die Erzieherin, nicht hin sah, haute Ronny Ricardo und nahm ihm das Spielzeug weg. Ricardo verkroch sich dann in irgendeine Ecke und weinte. Renate fragte ihn daraufhin immer:
„Ricardo, was hast du denn? Warum weinst du?“
Aber Ricardo antwortete nicht. Er wollte Ronny nicht verraten, weil er dachte, dass Ronny ihn dann noch stärker schlagen würde, denn Ronny war ein sehr starker Mäuserich. Darum dachte Renate Eule immer, dass Ricardo einfach nur Sehnsucht nach seinen Eltern habe. Aber das hatte er nicht. Ricardo, war schon groß, und er war gern im Mäuse-Kindergarten, wenn da nicht dieser Ronny wäre. Es störte ihn nicht, von seinen Eltern für ein paar Stunden getrennt zu sein, na ja manchmal hätte er Mama oder Papa schon gern mal in den Arm genommen ...
Außerdem nahm Ronny ihm jedes Mal die Käse-Bonbons weg. Ricardos Mama packte ihm jeden Morgen zwei Käse-Bonbons ein, die er dann im Mäuse-Kindergarten essen durfte. Aber Ronny ging jedes Mal, wenn Ricardo gerade auf der Toilette war, an Ricardos Tasche und nahm sich die Bonbons. Einmal hatte ihn Ricardo dabei beobachtet, aber auch das sagte er niemanden, weil er Angst hatte, Ronny würde ihn wieder hauen.
Mama Maus drückte Ricardo ganz fest an sich und sagte erleichtert:
„Ricardo, ich bin sehr stolz auf dich, dass du mir das alles erzählt hast.“
Ricardo sah sie ein wenig verwundert an, denn er hatte gedacht, dass sie mit ihm schimpfen würde.
„Ricardo, warum hast du das nicht schon früher erzählt?“, fragte seine Mama. „Du bist doch mein großer Junge“, seine Mama hätte fast angefangen zu weinen.
„Du musst den Ronny zurückhauen, wenn er dich haut, wandte sein Papa Maus ein, der auch dazu gekommen war.
„Nein!“, erwiderte seine Mama. „Wenn du ihn zurückhaust, bist du genauso dumm wie Ronny.“ Sie überlegte kurz. „Das beste ist, wenn du dich nicht verkriechst und zu Renate Eule, deiner Erzieherin, gehst“, sagte seine Mama. „Sie wird dir dann helfen.“
„Dann bin ich aber eine Petze“, sagte Ricardo.
„Nein, nein“, sagte sein Papa. „Wenn man dir etwas wegnimmt, oder du gehauen wirst, dann musst du die Wahrheit sagen und darfst niemanden in Schutz nehmen.“
„Das ist kein petzen“, sagte Mama Maus. „Ronny, darf dich nicht hauen und er darf dir auch nicht die Bonbons wegnehmen. Das muss der Ronny lernen.“
„Genau, wie du lernen musst, dich nicht unter der Bettdeck oder unter dem Bett zu verkriechen und vor allem wegzurennen“, fügte sein Papa hinzu. „Du musste auch mal das Maul auf machen und sagen, was dir nicht passt! Das ist nichts schlimmes!“
„Hab ein wenig mehr Mut und Selbstvertrauen“, erklärte ihm seine Mama.
Ricardo war glücklich, dass er so tolle Mäuse Eltern hatte. Er hatte zwar noch eine Menge Angst in den Mäuse-Kindergarten zu gehen, aber er wollte mutig sein.

Im Mäuse-Kindergarten war heute alles anders als sonst. Er befolgte die Ratschläge, die ihm seine Eltern gegeben hatte und Ronny wurde für seine Ungezogenheiten bestraft. Wenn er geärgert wurde und er sich nicht selbst helfen konnte, wandte er sich an Renate Eule, die den Streit dann klärte. Ronny war in den nächsten Tagen auch nicht mehr frech und gemein. Er war hilfsbereit und sah ein, dass es am meisten Spaß macht mit Ricardo zusammen zu spielen, anstatt ihm das Spielzeug wegzunehmen. So teilelte er manchmal auch seine zwei Käse-Bonbons, die er von Mama Maus mitbekommen hatte. Langsam freundeten sich Ricardo und Ronny sogar an ...

Abends im Bett freute sich Ricardo auf den nächsten Morgen, denn dann konnte er endlich wieder in den Mäuse-Kindergarten. Er beschloss nun so schnell, wie möglich einzuschlafen, denn dann würde die Nacht noch schneller vergehen.
„Siehste, warrr doch halb so schlimm“, sagte Henry, seine Stoffkatze.
„Danke“, murmelte Ricardo, drückte Henry fest an sich und schlief glücklich ein.

Am nächsten Morgen, kam seine Mama wieder fröhlich ins Zimmer und sang ihr Lied. Und unter der Bettdecke hörte sie Ricardo singen:
"Guten Morgen, guten Morgen, der Tag hat begonnen."
 

anemone

Mitglied
hallo kleiner Prinz,

eine recht schöne Geschichte hast du da geschrieben.
Mutig sein kann man lernen und man muss es auch,
wenn man nicht auf der Strecke bleiben will.
Einige kleine Rechtschreibfehler sind noch zu korrigieren:
Aber das (nur ein s) hatte er noch nicht geschafft....
wandte sein Papa Maus ein, der auch dazugekommen war (statt ist)und teilte (statt teilete)
so, nur das nötigste.

liebe Grüße
 



 
Oben Unten