Rocky 51 oder

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PeDSch

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Wie Rocky im Kampf gegen das Blattgrün im Urwald, kämpfe ich mich durch die Eisenabteilung von MacDingenskirchen. Hechel...15...16...17...18...19...AUAAAA...20... Puuuhhh. Mitleidig schaut mich der Typ mit der Karottenfigur an. Er hebt beinahe mühelos 85 Kilo, während meine Muskeln (Muskeln?) schon mit 15 bis zum zerreissen gespannt sind. Ja und?!? Außerdem könnte er mal zur Abwechslung etwas für seine Beine tun. Sieht das seltsam aus! Ich bin beinahe verführt, ihm zu sagen, was ich denke, habe aber die Befürchtung, er könnte mit einer Hantel nach mir werfen. Also ab auf das nächste Gerät. Nur gut, dass die durchnumeriert sind, so kommt wenigstens geistig keine Verwirrung auf.

Das Teil für die untere Rückenmuskulatur, an dem man einen Metallgriff von oben hinter den Nacken ziehen muss, um die Gewichte zu bewegen, ist mir am unsymphatischten. Dank meiner Arthrose in der linken Schulter haue ich mir die Stange ständig aufs Gehirn. Hoffentlich auf die 98%, die, laut Studien, sowieso brach liegen.

Schön ist, dass man diese “Sportart” im Sitzen ausüben und dabei auch noch fernsehen kann. Es läuft ein Cartoon. Tom und Jerry versuchen sich wieder gegenseitig sehr fantasievoll umzubringen. Wie lustig! Durch Lachen kann man sich auch ein Sixpack antrainieren, oder? Ich würde mich sofort freiwillig als Laborratte zur Verfügung stellen!

Gerade schwebt ein Typ durch den Raum, der meine ganze Aufmerksamkeit erregt. Groß, schlank, feingliedrig, kleinen Knackarsch (soweit ich das durch seine Bollerbuchse erkennen kann), dunkle, lange Haare, die er zu einem Knoten zusammengebunden hat und ein Gesicht zum abschlecken. Genau das, wovon die alte Frau heimlich träumt. Er kommt auf mich zu! Ja, Baby, komm zu Mutti!!! Und geht an mir vorbei, um auf der Rudermaschine ein paar Runden um den Teich zu drehen. Immerhin kann ich so ein paar Blicke riskieren. Seufz! Meine Tochter amüsiert sich über meinen Hormonstau. Ich finde das weniger lustig.

Zum Abschluss auf das Laufband. “Einfach gut aussehen!” dröhnt aus den Lautsprechern. Jau! Das will ich auch! Also 5 Prozent Steigung und 5,8 km/h Speed eingestellt und bei der Gewichtseingabe auch nicht geschummelt! Damit es keinem auffällt, wie oft es bei mir piept, wenn ich meine Pfunde digital verarbeite, täusche ich einen Hustenanfall vor. Wider erwarten macht mich das Gerät aber nicht darauf aufmerksam, dass sich nur eine Person darauf aufhalten darf. Und Action! Das Wandern ist des Müllers Lust, das Wandern ist... Zwei Laufbänder links neben mir hält jemand ein Dauergespräch per Freisprechanlage, während er seine Kilometer abläuft. Ich bin baff erstaunt. Männer sind doch in der Regel nur zu einer Sache fähig. Zu viele weibliche Hormone?

30 Minuten, 320 Kalorien und vor sich hin dampfenden Füßen später, schleppe ich mich zum Papiertuchabroller, sprühe Desinfektionsmittel auf den Fetzen und wische damit meinen Schweiß von den Handläufen des Laufbands. Gedanken wie: "Ob CSI Wanne-Eickel trotzdem noch meine DNA auf dem Gerät entdecken würde? Sollte ich nicht für das nächste Mal einen Schrubber und einen Putzeimer mitbringen, um auch die Trittfläche zu säubern?" schleichen durch die aufgeputschten Synapsen. Dabei stelle ich mir die Reaktionen in den Gesichtern der restlichen Grobmotoriker vor und arbeite wieder an meinem Sixpack. LACH!
 



 
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