Rohrbruch? Kein Problem!

sailor

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Ballade vom Heimwerker

Es war am Montag, gegen sieben,
ein Mann wär gern im Bett geblieben,
doch hat er ein Geräusch gehört,
das hatte ihn im Schlaf gestört.
Nun saß er still imBett und lauschte,
vernahm, daß unter ihm es rauschte.
Er stand auf, ging in den Keller
und sein Herz schlug etwas schneller,
doch dann erschrak er, wurde blass:
der ganze Keller war klatschnass.
Der Mann nahm einen Rohrbruch an,
beschloß deshalb ziemlich spontan:
“Will ich mich nicht total blamieren,
muß ich das selber reparieren.”

Ein Mann in seinem Zimmer saß,
und still in einem Büchlein las.
Der Grund warum er dieses tat:
er suchte in dem Büchlein Rat.
Das Buch,es hieß »Do it yourself,
Heimwerkerlexikon Band 11«

Ging dann ins untere Geschoss,
wo immer noch das Wasser floss.
Er hatte, denn man kann nie wissen,
Gummistiefel an den Füßen.
Es rauschte immer noch ganz mächtig.
Der Wasserspiegel stieg verdächtig
Der Mann verlor jetzt jede Hemmung,
ging mitten in die Überschwemmung.

“Den Hauptwasserhahn zu finden,
um den Fluß zu unterbinden,”

schlug er nach im Schlauen Buche,
“begebe man sich auf die Suche.
Besagten Wasserhahn gesehen,
muss man ihn nur links ‘rum drehen,
worauf hin besagter Fluss
unterbrochen seien muss.”

Den Hahn zu finden, war nicht schwer,
ihn zu bewegen aber sehr.
Er war wohl schon ein wenig alt.
Ihn zu drehen, rief nach Gewalt.
»Do it yourself« rät: “Keine Bange,
man nehme eine große Zange.”


Etwa ´ne halbe Stunde später,
geschafft war nicht ein Millimeter,
der Hahn erwies sich als sehr stur.
Inzwischen war es schon zehn Uhr.
Der Mann sprach: “Fünf Minuten ruh´n,
dann zeig ich´s dir, du Wasserhuhn!”
Dann sammelte er seine Kraft,
drehte den Hahn,- es war geschafft!
Jedoch das Rauschen, das er hörte,
jenes Geräusch, das ihn so störte,
es war noch immer nicht verklungen,
es zu beenden, nicht gelungen.
Der Mann sah sich ganz ratlos um,
dann sprach er: “Mein Gott, bin ich dumm!”

Ein off’nes Fenster, nicht zu fassen,
dort stürzten rein die Wassermassen.
Er watete durch diesen Tümpel,
vorbei an schwimmenden Gerümpel.
Er schloß das Fenster und - vorbei
war die verwünschte Rauscherei.
Es interessierte ihn jetzt sehr,
wem er verdankte dies Malheur.
Und so begab er sich nach oben,
nicht ohne sich noch mal zu loben:
“Den Wasserhahn hab ich geschafft,
ich habe doch noch ganz schön Kraft.”
Um zehn Uhr dreißig ging er raus,
vor sein kleines Reihenhaus.

Den Tag im Keller zugebracht,
das Radio nicht angemacht,
nicht mal zum Fenster rausgeblickt,
gewissermaßen ungeschickt,
hatte er gar nichts mitbekommen.
Er sah es jetzt,- ziemlich benommen.
Der Bach, nur hundert Meter weiter,
war seit heut morgen sehr viel breiter.
Die ganze Straße unter Wasser,
d’rum wurd der Keller immer nasser.
“Land unter”, rief der Nachbar laut.
Jetzt war der ganze Tag versaut.
Er begann vor Wut zu schäumen,
wünschte sich, er würde träumen.

Die Feuerwehr war auch schon da
und machte ihre Pumpen klar.
Nachbarn, Helfer, Polizei
war´n schon stundenlang dabei,
den Deich mit Säcken abzudichten,
es fehlten nur noch ein paar Schichten.
Der Mann ging in sein Haus zurück.
“Das fehlt mir noch an meinem Glück”,
er war schon kurz vor’m resignieren,
“so was kann auch nur mir passieren.”
Jetzt war ihm langsam alles Wurst,
er hatte Hunger, hatte Durst.
Doch Kaffee kochen ging ja nicht,
Der Wasserhahn war ja noch dicht!

“Also, die Stiefel wieder an,
die Zange in die Hand, und dann
runter in den Keller gehn,
und den Haupthahn rechts ‘rum drehn.”
Gesagt, getan, er ging hinab.
Doch leider brach der Haupthahn ab!
Ein dicker Strahl schoss aus dem Rohr
worauf der Mann den Halt verlor.
Er stürzte und brach sich das Bein,
konnte vor Schmerzen nicht mal schrei’n.
Das Schicksal nahm jetzt seinen Lauf.
Das Wasser stieg und bald darauf
sah er erst Sterne und dann Rot
und dann ertrank er. Er war tot!

Der Mann erwachte, schreckensbleich,
Schweiß auf der Stirn, die Knie weich.
“Ein Albtraum”, dachte er, “ein schlimmer.”
Er schlich sich langsam aus dem Zimmer,
ging in die Küche, trank Kaffee,
ihm taten alle Knochen weh,
sah aus dem Fenster - Wolkenbruch.
Er schnappte sich das Schlaue Buch,
riss es in Fetzen, kurz und klein
“Das soll dir eine Lehre sein!
Alles erlogen und erstunken,
fast wäre ich heut Nacht ertrunken.
Lass mich von dir nicht mehr verleiten,
schau lieber in die Gelben Seiten.”

Und die Moral von dem Gedicht?
»Do it yourself«, mach’s lieber nicht.
Hast Du wie er zwei linke Hände,
dann nützen keine zwanzig Bände
Ratgeber oder Lexikon,
am Ende heißt’s “Das kommt davon!”
Sei etwas schlauer als der Mann
ruf lieber einen Klempner an.
Der kennt sich aus mit solchen Sachen,
die Dir nur Kopfzerbrechen machen.
Du musst den Klempner zwar bezahlen,
doch leidest keine Höllenqualen.
Mach’s wie der Mann und sieh es ein:
Was Du nicht kannst, das lasse sein!

ahoi
sailor
 



 
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