Romantik

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Shinji-chan

Mitglied
Rock Band Assistant

„Neue Rockband sucht Assistenten für Sommer-Tour“, las ich in der Zeitung. Interessant! Ich überflog schnell den Artikel. Sofort stand für mich fest: Diesen Job musste ich haben! Schnell schrieb ich die Nummer des Managers ab und lief in mein Zimmer. Dort schnappte ich mir mein Telefon und wählte die Nummer.
„Guten Tag. Hier ist Dorothy Edmonds. Ich rufe wegen des Jobs an.“, meldete ich mich.
„Hallo. Du bist die Erste die anruft. Meinetwegen kannst du den Job haben“, hörte ich eine gleichgültige Männerstimme aus dem Telefonhörer. Innerlich machte ich einen Freudensprung.
Wir klärten noch ein Paar Dinge bezüglich des Fluges. Die Tour startete nämlich in London und ich wohnte ziemlich weit entfernt. Also nannte ich dem Manager, der sich inzwischen als Mr. Collins vorgestellt hatte, meine Adresse und er versprach, mir innerhalb der nächsten Woche das Ticket zu schicken. Mit klopfendem Herzen legte ich auf. Zwei Wochen mit einer Rockband! Was meine Eltern wohl dazu sagen würden?
Sie freuten sich riesig darüber, als ich ihnen davon erzählte. Sie meinten, ich würde bestimmt viel Spaß haben und beschlossen, auch in Urlaub zu fahren. Sie hatten sowieso schon immer nach Amerika fliegen wollen, aber da ich nie Lust dazu gehabt hatte, hatten sie bis jetzt nicht die Gelegenheit dazu gehabt. Das war also kein Problem. Jetzt musste ich nur noch bis zum ersten Juli warten...

Am dreißigsten Juni packte ich alle Sachen, die ich brauchte, in eine Tasche. Meine Gitarre musste ich leider zu Hause lassen. Sie war einfach zu groß.
Ich spielte schon seit fast fünf Jahren Gitarre. Und wenn die Bandmitglieder einverstanden wären, und das wären sie ganz bestimmt, würde ich die Gitarrenspielerin in der Band werden. Davon hatte Mr. Collins zwar nichts gesagt, aber wahrscheinlich hatte er es einfach vergessen oder sonst irgendwas.

Ich verließ das Flugzeug und sah mich um. Plötzlich hörte ich eine Stimme hinter mir. „Dorothy?“ Ich drehte mich um und sagte: „Guten Tag. Sind Sie Mr. Collins?“ Der Mann lächelte und sagte: „Ja, der bin ich.“
Er sah verdammt gut aus. Seine dunkelblonden Haare fielen im widerspenstig ins Gesicht und seine Augen waren blau wie der Ozean. Sein Outfit sah ziemlich gesittet und erwachsen aus, aber durch seine Augen, die verwuschelten Haare und das Grinsen wirkte er trotzdem draufgängerisch. Es war kaum zu glauben, dass dieser Typ Manager war. Brauchte er etwa eine Assistentin, weil er alleine nichts hinbekam?
„Gehen wir zu meinem Auto?“ Ich nickte und folgte ihm zum Parkplatz. Was er wohl für ein Auto hatte? Bestimmt irgendein cooles Sportauto.
Mr. Collins ging schnurstracks auf einen verbeulten und zerkratzten Wagen zu. Enttäuscht fragte ich: „Das ist Ihr Auto?“ Er nickte beschämt und sagte: „Na ja, bis jetzt hat das Geld noch nicht für ein neues gereicht. Aber wenn die Jungs erstmal richtig erfolgreich sind, wird sich das bestimmt ändern.“
Wir stiegen in das Auto und fuhren zu einem kleinen Hotel in der Innenstadt von London. Ich hatte die ganze Zeit Angst, das Auto würde unter uns zusammen brechen, denn es gab sehr merkwürdige Laute von sich.
In dem Hotel fuhren wir zuerst mit dem Fahrstuhl in die zweite Etage. Vor Zimmer fünfundzwanzig blieben wir stehen. Mr. Collins klopfte an und rief: „Ich bin\'s, Jungs.“ Sofort wurde die Tür geöffnet. Vor Schreck stolperte ich ein paar Schritte zurück. Der junge Mann, der dort stand, hatte unordentliche schwarze Haare und trug einen silbernen Ohrring im rechten Ohr. Er trug eine schwarze Lederhose und ein weißes T-Shirt. In seinem Mundwinkel hatte er eine rauchende Zigarette.
Er sah abschätzend auf mich hinab und fragte grimmig: „Bist du diese Dorothy?“ Ich schluckte einmal. Doch dann nickte ich. Der Typ sah bestimmt nur so unfreundlich aus. Das würde sich bestimmt ändern.
„Ich bin Arthur“, sagte der Mann. Dann ging er in die Wohnung zurück. Zögernd folgte ich ihm. Mr. Collins sagte: „Nicht so schüchtern. Die Jungs werden dir schon nichts tun. Du bist viel zu jung für sie.“ Dann knallte er die Tür zu. Zu jung? Was erlaubte der sich, immerhin war ich schon fünfzehn!
Ich folgte Arthur in das Wohnzimmer. Auf den beiden Sofas, die in der Mitte des Raumes standen, saßen drei weitere Jungen. Als ich sie sah, blieb ich wie angewurzelt stehen. Neben denen sah Arthur ja aus wie der nette Junge von nebenan. Die drei hatten alle blonde Haare, doch ihre Frisuren waren echt krass. Auch ihr Klamottenstil wirkte sehr ausgefallen. Und mit denen musste ich jetzt zwei Wochen verbringen? Hoffentlich benahmen sie sich nicht so, wie sie aussahen!
„Hey, Kleine! Was glotzt du so? Hast du was gegen uns?“, fragte Arthur. „N-nein“, stotterte ich. Als ich mich wieder einigermaßen gefasst hatte, sagte ich: „Ich heiße Dorothy und bin eure Assistentin.“ Die Jungs grinsten sich an. Dann sagte einer von ihnen: „Ich bin Michael.“ Jetzt stellten auch die anderen beiden sich vor. Sie hießen Henry und Jeff.
Vorsichtig fragte ich: „Wo soll ich meinen Koffer hinstellen?“ „Das ist uns doch wurscht, solange er nicht im Weg steht.“ „Wo soll ich denn schlafen?“, fragte ich, nun schon ein wenig gereizt. Henry grinste noch breiter und sagte: „Wir haben nur vier Betten. Entweder du schläfst bei einem von uns im Bett... “ „wo wir natürlich nichts gegen hätten“, warf Arthur ein. „...oder auf dem Sofa.“ Das gab es doch wohl nicht! Diese Typen bestellten eine Assistentin und sorgten noch nicht einmal dafür, dass sie auch ein Bett bekam. Unglaublich! Und was hatte Mr. Collins noch mal gesagt? Zu jung? Das schien die vier überhaupt nicht zu stören.
„Ich hab Durst. Mach mir mal Kaffee, Kleine“, sagte Michael. „Ich?“, fragte ich ungläubig. „Ja, klar! Wen sollte ich denn sonst meinen? Ist hier noch jemand klein?“ Er schien es wirklich ernst zu meinen, also ging ich in die Küche, suchte schnell alles was ich brauchte und machte Kaffee.
Am nächsten Tag erwachte ich mit schrecklichen Rückenschmerzen. Dieses Sofa war aber auch so was von ungemütlich! Außerdem hatte ich die ganze Zeit Angst gehabt, herunterzufallen.

An diesem Tag brachten mir die vier Jungen auf unsanfte Weise bei, dass ich sie nicht nur bedienen musste, sondern auch abwaschen und putzen. Auf dem ersten Konzert fragte ich gar nicht erst, ob ich Gitarre spielen durfte, denn erstens spielten Jeff und Michael schon Gitarre und zweitens hatte ich viel zu viel zu tun.
Nach dem Konzert, die Jungen waren schon ins Bett gegangen, schrieb ich in mein Tagebuch:
Ich hasse diesen verdammten Job und ich hasse Arthur, Michael, Henry und Jeff! Die vier sind echt total unfreundlich. Warum wollte ich nur diesen Job machen? Ich wünschte, ich könnte einfach nach Hause fahren. Aber wer weiß, was sie dann mit mir anstellen& Und warum lässt Mr. Collins sich eigentlich nur bei den Konzerten blicken? Ich würde doch so gerne mit ihm sprechen& Vielleicht sollte ich ihm sagen, wie unzufrieden ich bin. Vielleicht macht er dann ja was dagegen. Vielleicht hält er mich dann aber auch für ein Weichei. Und das will ich auf keinen Fall! Ich werde es schon irgendwie überstehen!

Bei einem der nächsten Konzerte hatte ich nicht ganz so viel zu tun. Deshalb setzte ich mich auf den Boden und ruhte mich aus. „Was hast du?“, fragte plötzlich die Stimme von Mr. Collins. Ich sah auf - und erstarrte. Eine Frau hatte ihren Arm um den Manager gelegt. Sie hatte lange blonde Haare und trug einen ziemlich knappes Oberteil und einen viel zu kurzen Rock.
„Ich habe nichts. Ich ruhe mich nur aus, weil ich nichts zu tun habe. Aber mir fällt gerade etwas ein, was ich unbedingt noch tun muss.“ Ich stand auf und ging schnellen Schrittes davon, bloß weg von den beiden. Trotzdem hörte ich noch, wie die Frau sagte: „Wer war das, Dean?“ Mr. Collins antwortete: „Das ist bloß diese Assistentin, die ich den Jungs besorgt habe. Michael meint, sie nervt total, aber ich glaube, die Kleine bringt Ordnung in den Haushalt der vier. Henry hat erzählt, dass sie immer total gereizt ist, wenn man versucht mit ihr zu flirten. Tja, manche Leute wissen halt nicht, was gut für sie ist... “ Tränen stiegen mir in die Augen. Warum? Warum hassten mich nur alle? War ich wirklich so abweisend und unfreundlich?

Am Abend feierten die Jungs noch lange. Irgendwann sagte Arthur: „Hey, Kleine! Lass doch den Abwasch einfach liegen und feiere ein bisschen mit uns!“ Erst wollte ich ablehnen, doch dann erinnerte ich mich wieder an Mr. Collins\' Worte. Na warte! Denen würde ich schon noch zeigen, dass ich sehr wohl mit Jungs flirten konnte!
Also setzte ich mich neben Arthur aufs Sofa. Er hielt mir gleich ein Glas Bier hin und sagte: „Hier, trink!“ Ich nahm es und trank. Ich hatte noch nie Bier getrunken, und ehrlich gesagt fand ich es ziemlich eklig, aber das konnte ich ja schlecht sagen, deshalb trank ich schnell aus.
Arthur legte mir den Arm um die Hüfte und küsste mich auf der Wange, wobei er mit seiner brennenden Zigarette mein Ohr streifte. Ich konnte nicht anders und schrie auf. Arthur grinste und sagte: „Oh, das tut mir aber Leid.“ Dann nahm er die Zigarette aus dem Mund, schmiss sie auf den Boden und beugte sich wieder zu mir runter. Als er mit seiner Zunge die verbrannte Stelle an meinem Ohr berührte, konnte ich mich nicht mehr halten. Ich sprang auf und schrie: „Lass mich in Ruhe, du Mistkerl!“ Dann lief ich in Richtung der Toilette, wobei ich über Michaels Beine stolperte. Schnell stand ich wieder auf und verschanzte mich in der Toilette. Dort setzte ich mich auf den Boden, den Rücken zur Tür und begann zu weinen.
„Hey! Mach auf, du Spielverderberin!“, hörte ich Arthurs tiefe Stimme. Doch ich hörte nicht auf ihn, sondern blieb einfach auf den kalten Fliesen sitzen und weinte.
Die vier feierten noch lange weiter. Erst gegen ein oder zwei Uhr gingen sie in ihre Betten. Ich kam trotzdem nicht raus. Ich hatte Angst. Angst davor, im Schlaf von einem von ihnen überfallen zu werden. Da ich ziemlich müde war, schlief ich schon bald ein.

Ich wachte davon auf, dass jemand gegen die Tür der Toilette klopfte. Dann hörte ich Jeff mit sanfter Stimme sagen: „Du kannst raus kommen. Die anderen schlafen schon.“ „Und was ist mit dir? Wer sagt mir, dass du mich in Ruhe lässt?“ Jeff sagte: „Ich verspreche es dir. Ich werde dich nicht anrühren. Bitte, komm raus. Wenn du möchtest, kannst du in meinem Bett schlafen.“ Hatte er mir nicht gerade versprochen, er würde mich nicht anrühren?
„Versteh das jetzt nicht falsch. Ich meinte, ich könnte auf dem Sofa schlafen und du könntest alleine in meinem Zimmer schlafen. Dann könntest du auch die Tür abschließen, wenn du möchtest.“ Ich seufzte erleichtert auf. Aber sollte ich wirklich raus kommen?
„Jetzt komm aber raus. Bitte... Dorothy.“ Wie er meinen Namen aussprach, so sanft. Ich musste ihm vertrauen! Er war nicht wie die anderen.
Ich stand auf und öffnete die Tür. Jeff lächelte mir entgegen und sagte: „Geht doch.“ Ich ging schweigend an ihm vorbei in sein Zimmer und wollte gerade die Tür schließen, als Jeff schüchtern fragte: „Äh... Dorothy? Wollen wir vielleicht spazieren gehen? Ich meine, du musst nicht, wenn du nicht möchtest, aber es ist Vollmond und die Themse ist bei Nacht wunderschön.“ Mir wurde ganz heiß, als ich mich langsam zu ihm umdrehte. Er lächelte mir schüchtern zu. Erst hatte ich gezweifelt, doch als ich jetzt in seine braunen Augen sah, wusste ich, dass ich mit ihm kommen musste, wenn ich nach so langer Zeit endlich wieder glücklich sein wollte.
Wir liefen gemeinsam durch die Stadt. Er hielt meine Hand. Links und rechts sahen wir die Neonschilder irgendwelcher Kneipen und Clubs. Ein paar Mal begegneten uns betrunkene Männer, doch Jeff beachtete sie gar nicht. Er zog mich einfach weiter.
Jeff war ganz anders als die anderen. Er war einfühlsam, nicht zu aufdringlich, nett und freundlich. Und er sah auch wirklich gut aus, wenn er seine Haare nicht mit Haargel voll schmierte. So ganz ohne Styling sah er sogar fast normal aus und es erkannte ihn auch niemand als den Leadsänger der „Rock Shooting Stars“. Warum hatte ich vorher bloß nie bemerkt, was Jeff für ein toller Typ war?
„Warum wolltest du diesen Job eigentlich haben?“, fragte Jeff mich irgendwann. „Nun ja“, begann ich, „eigentlich hatte ich mir etwas anderes darunter vorgestellt. Ich habe den Artikel nicht richtig gelesen.“ „Was wolltest du denn machen?“, fragte Jeff interessiert. „Ich wollte irgendwie bei eurer Band mitmachen. Weißt du, ich spiele seit fünf Jahren Gitarre und es war immer mein großer Traum, in einer Band zu spielen. Aber ich glaube, Rock wäre sowieso nicht das richtige für mich.“ Jeff seufzte und sagte: „Ich glaube, für mich es das auch nicht.“ Ich sah ihn erstaunt an. „Nicht? Du bist doch voll gut!“ Er lächelte und sagte: „Danke. Vielleicht bin ich gut, aber es macht mir keinen Spaß.“ Ich fragte: „Warum steigst du dann nicht aus?“ Er sah mich traurig an und sagte: „Das ist nicht so einfach. Mr. Collins würde mich wahrscheinlich gehen lassen, aber bei Henry, Michael und Arthur bin ich mir da nicht so sicher. Ohne mich als Sänger sind sie aufgeschmissen. Und ich glaube nicht, dass ich ihren Wutanfall dann überleben würde.“ Erschrocken sah ich ihn an. Doch dann sagte ich: „Du schaffst das schon. Irgendwie. Da bin ich mir sicher.“ „Danke“, flüsterte er.

Endlich waren wir an der Themse angekommen. Die Lichter der Stadt spiegelten sich im Wasser und der Vollmond strahlte vom Himmel. „Wow!“, staunte ich. „Gefällt es dir?“, fragte Jeff lächelnd. Ich nickte nur. „Wollen wir uns da vorne auf die Bank setzen?“, fragte ich. „Okay“, sagte Jeff. Wir setzten uns auf die Bank und sahen auf die Themse. Jeff legte zögernd seinen Arm um mich. Ich lächelte dankbar und lehnte mich an seine Schulter.
Ich begann zu frieren. Es war Sommer, aber so tief in der Nacht war es schon ziemlich frisch. Da legte Jeff mir seine Jacke über die Schultern. Ich sah ihn überrascht an. Doch er lächelte nur und sagte leise: „Damit du nicht frierst.“ „Danke“, flüsterte ich.
Nachdem wir eine Zeit lang einfach dort gesessen hatten, sagte ich: „Am liebsten würde ich nach Hause fahren.“ Jeff fragte: „Warum?“ „Ist doch klar, oder? Michael, Henry, Arthur und Mr. Collins haben was gegen mich. Ich halte es nicht mehr mit ihnen in einer Wohnung aus. Da ist es doch verständlich, dass ich nach Hause will.“ Als Jeff jetzt sprach, hörte ich eindeutig die Trauer, die in seiner Stimme mitklang: „Es sind doch nur noch drei Tage. Und es gibt jemanden, der dich sehr mag und nicht möchte, dass du ihn allein lässt.“ „Wen denn? Und woher weißt du das?“, fragte ich, obwohl das eigentlich ziemlich offensichtlich war. Er lächelte und sagte dann: „Ich muss es wissen, denn ich bin die Person.“ Dann schlang er seine Arme um mich und küsste mich sanft.
 

Gorgonski

Mitglied
Eine nette Geschichte, die die Klischees einer Rockband bedient

Kleine Änderungsanmerkung: Ich hatte die ganze Zeit Angst, das Auto würde unter uns zusammen brechen, denn es gab [strike]die ganze Zeit[/strike] merkwürdige Laute von sich.


MfG, Rocco
 



 
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