Rose in Fisch
Mein Name ist Rose, ich pflanzte mich fort. Nicht, dass ich Ausläufer gebildet hätte wie die Erdbeeren in unserem Garten. Meine Sprösslinge entstanden durch klassische Befruchtung. Trotzdem ähneln sie in keinster Weise jenem Edelgewächs, auch wenn der mütterliche Name dies zunächst als nicht gänzlich abwegig erscheinen lassen mag. Ich bin eine Menschin und es liegt an der Eigenart meiner Sprache, dass Menschen sich nicht fortmenschen. Zumindest in dieser Hinsicht haben die Veganer gewonnen.
So gerne ich aktiv an der Weitergabe meines Erbguts mitgewirkt habe, so sehr missfällt mir seine Entwendung durch heimtückische, blutsaugend-räuberische Angriffe aus der Luft. Noch dazu werden diese Attacken stets mit peinigend hochfrequenten Alarmsignalen eingeleitet, die meinerseits leider unzulängliche Abwehrreaktionen auslösen. In der Folge schweben meine Gene – bevorzugt an lauen Sommerabenden - in Richtung Gartenteich, wo sie sich in den Reigen über lauernden Fröschen, trügerisch tänzelnden Libellen und schnappfreudigen Goldfischen eingliedern, um alsbald die Brut zu ernähren.
Einer der erfolgreichen Fische genießt „mich“ als willkommenes Häppchen zwischendurch. Ihn verlangt nach mehr, weshalb er seine ganze Aufmerksamkeit der über ihm schwebenden Moskitowolke widmet. Den herangeschlichenen Kater am Teichrand nimmt er nicht wahr. Fatal, denn dessen Anglerpfotengeschick beendet kurz darauf abrupt sein Dasein.
„Hau ab, du Miststück!“ „Er hat schon wieder einen erwischt!“, schimpft mein Mann, der seine Goldfische liebevoll als Familienmitglieder betrachtet.
Erschrocken flieht der Kater mit seiner Beute im Maul durch den Garten hinaus auf die Straße. Zu seinem Pech rast ein Cabrio in diesem Moment mit gefühlter Schallgeschwindigkeit, sowie gehörschädigend dröhnenden Bässen durch die verkehrsberuhigte Zone – und über ihn hinweg. Fahrer flucht. Ihn irritiert das lästige Hindernis auf der Fahrbahn jedoch nur einen unbedeutenden Augenblick lang. Der Kater ist sofort tot.
Infolge des Aufpralls wird der Goldfisch auf den Asphalt geschleudert, ich in ihm. Eine Elster beobachtet das Geschehen von ihrem Hochsitz auf einem Kirschbaum in Nachbars Vorgarten aus. Keine Konkurrenten in Sicht. Sie stürzt sich auf uns, packt zu und macht sich daran, uns in ihrem Versteck zu verzehren. Der natürliche Verdauungsprozess zerlegt uns, so dass ich bald eins werde mit dem Goldfisch. Nach geraumer Zeit landen wir in einer Ackerfurche – hingekleckst zwischen Weizenkörner. Sonne, Regen und Bodenbakterien tun ihr Übriges, um die Saat zu nähren.
So kommt es, dass sich später im Sommerwind wiegt, was einst Rose in Fisch war.
Mein Name ist Rose, ich pflanzte mich fort. Nicht, dass ich Ausläufer gebildet hätte wie die Erdbeeren in unserem Garten. Meine Sprösslinge entstanden durch klassische Befruchtung. Trotzdem ähneln sie in keinster Weise jenem Edelgewächs, auch wenn der mütterliche Name dies zunächst als nicht gänzlich abwegig erscheinen lassen mag. Ich bin eine Menschin und es liegt an der Eigenart meiner Sprache, dass Menschen sich nicht fortmenschen. Zumindest in dieser Hinsicht haben die Veganer gewonnen.
So gerne ich aktiv an der Weitergabe meines Erbguts mitgewirkt habe, so sehr missfällt mir seine Entwendung durch heimtückische, blutsaugend-räuberische Angriffe aus der Luft. Noch dazu werden diese Attacken stets mit peinigend hochfrequenten Alarmsignalen eingeleitet, die meinerseits leider unzulängliche Abwehrreaktionen auslösen. In der Folge schweben meine Gene – bevorzugt an lauen Sommerabenden - in Richtung Gartenteich, wo sie sich in den Reigen über lauernden Fröschen, trügerisch tänzelnden Libellen und schnappfreudigen Goldfischen eingliedern, um alsbald die Brut zu ernähren.
Einer der erfolgreichen Fische genießt „mich“ als willkommenes Häppchen zwischendurch. Ihn verlangt nach mehr, weshalb er seine ganze Aufmerksamkeit der über ihm schwebenden Moskitowolke widmet. Den herangeschlichenen Kater am Teichrand nimmt er nicht wahr. Fatal, denn dessen Anglerpfotengeschick beendet kurz darauf abrupt sein Dasein.
„Hau ab, du Miststück!“ „Er hat schon wieder einen erwischt!“, schimpft mein Mann, der seine Goldfische liebevoll als Familienmitglieder betrachtet.
Erschrocken flieht der Kater mit seiner Beute im Maul durch den Garten hinaus auf die Straße. Zu seinem Pech rast ein Cabrio in diesem Moment mit gefühlter Schallgeschwindigkeit, sowie gehörschädigend dröhnenden Bässen durch die verkehrsberuhigte Zone – und über ihn hinweg. Fahrer flucht. Ihn irritiert das lästige Hindernis auf der Fahrbahn jedoch nur einen unbedeutenden Augenblick lang. Der Kater ist sofort tot.
Infolge des Aufpralls wird der Goldfisch auf den Asphalt geschleudert, ich in ihm. Eine Elster beobachtet das Geschehen von ihrem Hochsitz auf einem Kirschbaum in Nachbars Vorgarten aus. Keine Konkurrenten in Sicht. Sie stürzt sich auf uns, packt zu und macht sich daran, uns in ihrem Versteck zu verzehren. Der natürliche Verdauungsprozess zerlegt uns, so dass ich bald eins werde mit dem Goldfisch. Nach geraumer Zeit landen wir in einer Ackerfurche – hingekleckst zwischen Weizenkörner. Sonne, Regen und Bodenbakterien tun ihr Übriges, um die Saat zu nähren.
So kommt es, dass sich später im Sommerwind wiegt, was einst Rose in Fisch war.