Rotamint

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Kalle

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Rotamint

Es war ein schöner kalter Tag, der Schnee fiel in dicken Flocken der schon weißen Erde entgegen. Ein Tag, an dem die Melancholie geboren sein konnte.

Horst war am Samstag vor dem zweiten Advent nach Geschenken Ausschau halten. Es war jede Menge los, Studenten rannten als Weihnachtsmänner durch die Gegend, Weihnachtsbäume blinkten und blitzten von allen Seiten. Kinder schrieen "Haben".

Gut, dass es eine Erfindung wie den Weihnachtsmarkt gab, da konnte man zwischendurch das ein oder andere wärmende Getränk zu sich nehmen. Die Mädels waren bestens gelaunt, weil sie legitimiert Schuhe, Taschen und allen möglichen Kram kaufen konnten. Schade nur, daß dieser Winter klirrend kalt war, da war sexuell nicht viel los mit den Damen. Diejenigen, die Bereitschaft zu wüstem Sex signalisierten, hatten um die 10 Gühwein mit Schuss intus, danach war Horst heute nicht.

Er beschloss, nach mehreren Einkaufsrunden den Abend auf dem Weihnachtsmarkt einzuläuten. Ein paar Glühwein, dann ab in "die Ecke". Er suchte nach einem adäquaten Stand, wo man noch nicht von volltrunkenen mit Glühwein übergossen wurde. Da erspähte er ein kleines, mit goldenen Sternen und weissen Engeln verziertes Zelt, das irgendwie anziehend aussah.

Das Zelt betrat man durch einen mit rotem Teppich ausgeschlagenen Eingang. Innen, war es eng, es gab eine kurze Theke (das kam Horst sehr angenehm vor) auf der goldene Kerzen in gelbem Licht den Raum nur ein wenig beleuchteten. Die Barhocker schienen irgendwie im Raum zu stehen.

Die Dame hinter der Theke sah aus, wie die Puffmutter aus Detroit, die Horst letzte Woche in Kappstadt getroffen hat. Eine gütige Frau, die nur das Beste für die Männer will.

Horst traute zunächst seinen Ohren, dann seinen Augen nicht. Links neben der Theke stand ein guter alter Rotamint. Er war früher aus keiner Kneipe wegzudenken, heute dürfte er ein Sammlerstück sein. Horst bestellt sich drei Glühwein und beschloss, ein paar Cent in die gute alte Zeit zu investieren. Wenn schon Melancholie, dann richtig.

Er stellte sich professionell vor den Rotamint, voller Freude auf ein paar Spiele. Es schien alles noch zu funktionieren, obwohl der Stecker nicht eingesteckt war.

"Horst, entspann Dich, komm rein"

"Hey, wo soll ich rein?"

Im Zelt regte sich niemand und die Stimmen, die er hörte, schienen nicht gerade zu den Gestalten hier zu passen.

"Deck die Scheiben mit Hand ab, wenn Du Dich traust"

"Wenn ich mich traue?" Horst war an dem Experiment interessiert, es schien spannend zu sein. Er deckte die rotierenden Scheiben des Rotamint mit der Hand ab. Dann gab es eine Art Sog in dem Zelt und irgendetwas riss an Horst neuer Hose.

Es tat einen sanften Schlag und Horst fand sich in einer interessanten Umgebung wieder. An einer silbernen Theke mit rotem Plüschbezug als Umrandung, neben ihm, er traute seinen Augen nicht, sein Schutzengel, den er letztes Jahr kurz vor Weihnachten in seiner Stammkneipe ordentlich gepoppt hat. Davon träumt er noch oft, das war ziemlich gut.

"Horst, ich habe Dir letztes Jahr gesagt, daß ich auf Dich aufpassen werde. Damit Du das nicht vergisst, obwohl Du ein ziemlich hoffnungsloser Fall bist, der keinen Schutzengel wirklich braucht, wollt ich mit Dir ein Heißgetränk trinken. Du wirst immer in Sicherheit sein, dafür werde ich Sorgen"

"Engel, ich kann's kaum glauben! Du hast mir letztes Jahr den zweitbesten Tag im Leben beschert. Schön Dich zu sehen. Ficken wir?"

"Wieso den zweitbesten?"

Es war zwar Horsts bester Tag, das gab er aber zur Sicherheit nicht zu.

"Geht Dich nichts an"

"Horst, also, natürlich freu ich mich Dich zu sehen. Ich wollt nicht fragen. Klar ficken wir!!"

Sie gingen von der Theke aus an einem Strand entlang an dem ein paar Freaks Good Vibrations hatten. Sie lauschten entspannt einer Musik, die himmlisch Bob interpretierte und rauchten lustige Pfeiffen.

Hinter dem Strand erschien ein gigantisches Himmelbett, das mitten im Sternenhimmel schwebte, nachdem die zwei es belegten. Horst war fasziniert, der Engel ebenso, sie spulten das volle Programm ab, so dass der Äthna ausbrach und Buschfeuer in Australien wüteten.

"Horst, Du machst mich glücklich wie kein anderer"

"Klar"

"Du bist bestimmt durstig, hier ich habe Dir eine Dose Hans kalt gestellt"

"Das ist gut. Du denkst wirklich an alles. Du ich müsste weiter, wie komm ich zurück in meine Welt?"

"Klar musst Du weiter, ich will Dich den irdischen Frauen nicht vorenthalten, auch wenn's mir schwer fällt."

Sie küsste Horst auf den kleinen Horst, dann begann wieder der Wirbel und Horst fand sich auf dem Hocker vor dem Rotamint wieder. Die Hose war nun etwas lädiert.

Horst zahlte seine Rechnung, verabschiedete sich vom Rotamint (der nicht antwortete, war anscheinend doch etwas eifersüchtig) und schlenderte bestens gelaunt durch die Winternacht nach Hause. Hause.

Es gibt sie doch!
 

Rainer

Mitglied
hallo kalle,

da habe ich aber schon bessere horste von dir gelesen. du wiederholst dich bei den prägnantesten sachen, und was neues ist diesmal kaum dabei.

in jahreszeitgemäßer vorfreude auf den nächsten horst,

gruß

rainer
 



 
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