S T A B I LI T Ä T

STABILITÄT

Endlich ist der Euro da
Wir riefen alle brav Hurra!

Eine Währung hart und stark
Viel besser als die alte Mark.

Nur für (W)Eichel lief es schief
Es drohte ihm ein blauer Brief.

Was hat denn Brüssel da gemacht
Das war doch nicht für uns gedacht.

Politisch versiert und ungeniert
Wurde das Brieflein wegdiskutiert.

Keine Mahnung wird uns erreichen
Wir können den Teuro weiter erweichen.

Zur Erhaltung der (In)Stabilität
Kriegt ein Minister die hohe Diät.

Keine Sorge um die Mark, die ihr so verehrt
In Kürze ist der Euro ebenso viel wert.

Günter Kirstein
 
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Filou

Gast
Der Euro wird eine Erfolgsgeschichte werden, so wie es die letzte Strophe deines durchaus lesbaren Gedichtes ankündigt.
Doch nein! Wir sind ja hier im Forum "Poesie und Ironie" und vielleicht ist die besagte Strophe im verkehrten Sinne zu verstehen, so dass Du plötzlich zum Satiriker mutierst. Doch nein! Ist denn unser Leben und damit der tägliche Umgang nicht schon durch scheinbare Ironie verpestet? Nämlich durch jene Lügen, die sich tausendfach gegenseitig verschlingen, um eine oberflächliche Wahrheit zustande zu bringen, die das stinkige Gären der selbstverständlichen Lügen in der Tiefe mühsam verbergt? Wahre Ironien sind die inflationären Lügen von heute und deshalb: weg mit diesem Forum, her mit der Wahrheit, der uneingeschränkten und damit wieder Atemluft für die Wiederkehr der richtigen, wahren Ironie.
 
STABILITÄT

Hallo Filou,
Deine tiefschürfenden nahezu philosophischen Ausführungen sind mir ehrlich gesagt ein wenig zu hoch. Über die Grenze zwischen Ironie und Satire haben schon noch klügere Geister recht heftig gestritten! Was Du unter einer "ehrlichen Ironie" verstehst, müßtest Du wohl erklären. Warum Du dieses Forum abschaffen willst wird auch nicht deutlich. Ach so, vielleicht verstehe ich DEINE Ironie nicht. Dann wäre ja fast alles klar, oder? Na, vielleicht klärst Du mich auf?
Mit freundlichen Grüßen

Günter Kirstein
 

Stefan_Senn

Mitglied
sehr geehrter herr kirstein
meine meinung muss revidiert werden, künstler sind sie keiner, das zeigt sich schon an ihrem gedicht, dass nicht einmal ansatzweise spuren eines metrums zeigt. mir drängt sich der verdacht auf, hier sollte einfach diffamiert werden und zwar übelst und zwar die bundesregierung. nun, ich bin nicht unbedingt ein freund der regirungskoalition aber wer so plump, versucht wirre politische ansichten als gedicht zu verkaufen, der gehört meiner ansicht nach als redakteur zur bildzeitung oder in die csu, dort hat man für solche geistigen tiefflieger hoffentlich mehr verwendung
 
F

Filou

Gast
Re: STABILITÄT

Ursprünglich veröffentlicht von Günter Kirstein
Hallo Filou,
Deine tiefschürfenden nahezu philosophischen Ausführungen sind mir ehrlich gesagt ein wenig zu hoch. Über die Grenze zwischen Ironie und Satire haben schon noch klügere Geister recht heftig gestritten! Was Du unter einer "ehrlichen Ironie" verstehst, müßtest Du wohl erklären. Warum Du dieses Forum abschaffen willst wird auch nicht deutlich. Ach so, vielleicht verstehe ich DEINE Ironie nicht. Dann wäre ja fast alles klar, oder? Na, vielleicht klärst Du mich auf?
Mit freundlichen Grüßen

Günter Kirstein
 
STABILITÄT

Hallo Filou,
es ist ja äußerst aufmerksam von Ihnen, daß Sie meinen Beitrag im Fettdruck wiederholen. Eine wirklich sehr originelle Jdee. Darauf muß man erst einmal kommen. Ob es Sinn macht, ist ja völlig ohne Bedeutung. Eine ironische Variante von Ironie.
Günter Kirstein
 
F

Filou

Gast
Re: STABILITÄT

Entschuldigen Sie Herr Kirstein! Ich hatte Ihnen eine lange Antwort geschrieben, die wohl all ihre offenen Fragen beantwotet hätte. Leider ist beim Befehl "Ausführen" etwas schief gelaufen. Ich sollte daher meine Reaktionen künftig besser off-line vorbereiten, sie abspeichern, um sie dann hier sicher kopieren zu können. Das ist eine Binsenweisheit, die ich nicht befolgt habe. Wissen Sie wie ich mich gestern aufgeregt habe? Ich habe Ihnen so viel geschrieben! Ich werde mich morgen Sonntag hinsetzten und Ihr Gedicht rezensieren, das bin ich Ihnen schuldig.

Es grüßt Sie ganz freundlich und mit

dichterkameradschaftlichen Grüssen

der Filou, der wo immer soviel kompliziert denken tut!
 
F

Filou

Gast
Interpretation

Untersuchen wir dieses amüsante, humorvolle Gedicht erst einmal hinsichtlich seiner Form und Struktur. Es besteht aus acht Strophen zu je zwei Versen, die jeweils paarweise gereimt sind. Das Metrum ist unregelmäßig und wird nicht eindeutig festgelegt, dennoch entpuppt sich beispielsweise Strophe vier als klassischer vierhebiger Jambus, dem sogenannten Knittel, was sich mit der Einprägsamkeit und Einfachheit dieses vielleicht auch volkstümlichen Gedichtes vereinbaren lässt. Der Titel „STABILITÄT“ kündet übrigens allein durch die Großbuchstaben von großer Kohärenz und Festigkeit. Dieser auf den ersten Blick freilich einfache Stil erweist sich als glücklich und daher funktional für den saloppen Charakter des, ich getraue es mir zu formulieren, satirischen Gedichtes, das zwei, aus wirtschaftlicher Sicht, zueinander konträre Themen behandelt, die hier auf höchst vergnügliche Weise zusammengewebt sind und mit einer, sagen wir mal, leidlich perfekten Pointe ihren Abschluss finden. Zum einen startet das Gedicht mit der Einführung der neuen Währung, nämlich des Euro, und spiegelt die starke Euphorie, die mit diesem neuen Jahrhundertereignis verknüpft ist. „Hurra“ ist dafür die richtig ausgewählte Exklamation, wobei das vorgeschaltete Adjektiv „brav“ einen faden Geschmack erhält, insofern es auf ein gesteuertes Muss verweist, welches unsere Einstellung zum Währungswandel auf Erfolg bestimmt. Dann heißt es ja auch in einer Absolutheit:

„Eine Währung hart und stark
Viel besser als die alte Mark“

und lässt kein Zweifel am künftigen Erfolg der neuen Währung.
Was nun folgt ist ein noch aktuellerer Bezug auf den gerade noch abgewendeten „blauen Brief“ aus Brüssel, der uns diese vorher zelebrierte und erfolgsversprechende Europhie gründlich vermasselt. Ja geradezu unerhört scheint eine einem Bankrott gleichkommenden Mahnung für das einstige Wirtschaftsvorbild der Welt zu sein. Was natürlich auffällig an der ganzen Sache war, war die Bemühungen der Politik, dieses offenkundige zur falschen Zeit kommende Ungemach zu verharmlosen und im Gedicht findet dieser nicht unübliche Prozess sein Pendant im Diminutiv „Brieflein.“ Bravo Herr Kirstein!
In Strophe sechs bündeln sich nun die zwei zuvor behandelte Themen, indem ausgesagt wird, was ja schon jeder weiß: wir werden unser neues liebstes Kind doch nicht von einem erhobenen Zeigefinger einschüchtern lassen. Natürlich ist das nun jetzt nicht wirtschaftlich korrekt oder gar logisch. Denn selbst ökonomische Depressionen oder Rezessionen bewirken nicht immer negative Wirkung auf die Währung. Das ist eine wirtschaftliche Binsenweisheit. Und selbst ein Rüffel von der EU, der er ja im Endeffekt keiner war, hat gar wenig Einfluss auf den Euro und seiner Wertung. Was jedoch hier zu Tage tritt ist die politische Unkorrektheit, ist da wieder der klischeebehaftete Seitenhieb auf die Politik und ihre Unzulänglichkeiten.
Diese hochbezahlten Politiker mal wieder mit ihren leeren Versprechungen!
Und vielleicht schließt das Gedicht auch mit einer solchen Versprechung ab, allerdings mit ungewissem Ausgang:

„Keine Sorge um die Mark, die ihr so verehrt
In Kürze ist der Euro ebenso viel wert.“

Zugegeben: eine einfältige, etwas simple Pointe des Gedichtes, aber warum sollte es, das Gedicht insgesamt, nicht einfältiger und unzulänglicher sein als das Politische schlechthin, welches es parodiert?
 
Stabilität

Hallo Filou,
zunächst einmal recht herzlichen Dank für die ausführliche und vor allem germanistisch fundierte Analyse. Ja, ein dichtender Naturwissenschaftler ist eben Amateur mit all seinen Schwäuchen und lyrischen "Unbekümmertheiten" wenn ich es einmal untertreibend so nennen darf.
Der letzte Satz ist übrigens so gemeint, wie geschrieben!
Bin eben ein unverbesserlicher Euro-Skeptiker. Völlig unberechtigt?
Verbringe im Alter die Hälfte meines Lebens in Spanien. Einem wird schwindlig, wenn man sieht, wie auch hier an der Destabilisierung der neuen Währung gearbeitet wird.
Für die nachfolgenden Generationen hoffe ich von ganzem Herzen, daß sich meine Skepsis als unberechtigt herausstellt.
In diesem Sinne
Mit freundlichen Grüßen

Günter Kirstein
 



 
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