Sabberdichter

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viktor

Mitglied
Sabberdichter

Es nahet nun die Zeit der Sabberdichter,
die stets erwachen, wenn der Vorhang fällt.
Im Dunkeln leuchten auch die kleinsten Lichter,
je dunkler - desto heller ihre Welt.

Sie spüren jenes Jucken in den Eiern
das ihresgleichen nun verstärkt bedrängt,
die hustend jedes bunte Herbstblatt feiern,
das noch mit letzter Kraft am Aste hängt.

Das Sterben der Natur erst macht sie munter,
wenn alles welkt, erblühet ihr Talent.
Und frierend holen sie sich einen runter,
denn Frust und Sterben ist ihr Element.
 

presque_rien

Mitglied
Boah, wie gemein! Wie kannst du nur sowas schreiben. ;)

(P.S.: Viele Leute denken, dass ich aus Süddeutschland oder Österreich komme... aber deshalb, weil sie meinen Akzent hören! Ich wusste gar nicht, dass ich mit Akzent schreibe. Wie unheimlich ;))
 
H

Heidrun D.

Gast
Ich bin auch total entsetzt, lieber Viktor,

das ist geradezu skandalös!:D

Liebe Grüße
Heidrun
 

erbsenrot

Mitglied
Himmel! Schande über mich!

Ich zerreiße jetzt sofort mein trauriges Sabbergedicht vom vorvorvorletzten Jahr - mitsamten sterbenden Hortensien :(
 

Joh

Mitglied
Und wohin nun mit meinen wunderbar traurigen Gedichten - und worüber soll ich bis zum Frühjahr schreiben. Ich geh dann mal :D
 

viktor

Mitglied
oh entschuldigt diesentrivialen ausrutscher!
tja, der humor ist härter, zynischer - es hat mit der realen sterberei in meiner familie zu tun, da neigt man mal zum derben zynismus und findet die eskapistische herbstromantik einfach nur lächerlich und verlogen - aber es kommen vllt wieder versöhnlichere tage...
euch allen liebe grüße
viktor
 
M

Marlene M.

Gast
auch wenn mir die obszöneren Ausdrücke nich so gefallen- der Inhalt heiligt die Mittel.
Ab und zu braucht ein Forum solch einen Rüttler
GG von Marlene
 
Hallo Viktor

ein ganz ordentliches, aber kein wirklich gutes Gedicht. Warum?...das will ich dir gerne aufzeigen:

[blue]Es nahet nun die Zeit der Sabberdichter,[/blue]
[blue]wenn alles welkt, erblühet ihr Talent.[/blue]

nahet und erblühet passt da nicht rein, konterkariert Begriffe
wie "Sabberdichter" oder Aussagen wie "Sie spüren jenes Jucken in den Eiern".

Wenn man eine archaisch anmutende Sprache wählt, dann sollte man sie auch konsequent durchziehen. Oder eben ganz darauf verzichten. Zu letzterem würde ich dir raten.

[blue]Es nahet nun die Zeit der Sabberdichter,[/blue]
Es naht die Zeit der seichten Sabberdichter

[blue]wenn alles welkt, erblühet ihr Talent.[/blue]
wenn alles welkt, erblüht auch ihr Talent.


Viele Grüße
A.D.
 

presque_rien

Mitglied
Die Vorschlaege von Andere Dimension - meine Fresse!
[blue]Es nahet nun die Zeit der Sabberdichter[/blue],
Es naht die Zeit der seichten Sabberdichter
Ja, und ausserdem naht auch die Zeit des nassen Regens und des kalten Frosts. Und der daemlichen Adjektive.
[blue]wenn alles welkt, erblühet ihr Talent.[/blue]wenn alles welkt, erblüht auch ihr Talent.
Das "auch" ist an dieser Stelle voellig sinnfrei.

An diesem Gedicht gibt's nix zu verbessern, es ist perfekt.
 
C

cellllo

Gast
Zen-Meditierende brauchen und kriegen
von Zeit zu Zeit einen knallenden Hieb
mit einer stattlichen Holzbritsche über.....
Dichter brauchen und kriegen
von Zeit zu Zeit.....

Das direkte Zusammentreffen der Wörter "welkt" und "erblühet" ist ein zündender clou, ebenso wie die Wörter "nahet", "stets", "Aste", "erblühet" genau den altväterlich geschwollnen "Sabberstil" aufgreifen, der simultan so bitterstbös aufs Korn genommen wird : wenn dies nivelliert würde, wäre viel Biss dahin...
Raffiniert, wie der Gedicht-Titel als Singular und Plural lesbar ist. Da das Gedicht aber nur den Plural verwendet, ist es über jeden versteckten fiesen Direktangriff erhaben.

Harte Kost, superscharf gepfeffert zubereitet !

cellllo
 



 
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