Schatten

2,50 Stern(e) 2 Bewertungen

asterisk

Mitglied
Schatten

Seit zwei Tagen lief er nun schon hinter ihm her,
und seit zwei Tagen lief Noah vor ihm weg.
Er hatte ihn nicht wirklich gesehen,
aber er wusste dass er hinter ihm her war,
er spürte den Schatten, der ihn nicht einholen durfte.
Einen Moment hielt er inne,
lehnte sich an eine Hauswand und schnappte nach Luft.
Sein Gesicht war zu einer Maske aus Angst und Anstrengung geworden, aber er hatte keine Zeit sich auszuruhen,
schon seit zwei Tagen nicht mehr,
konnte auch nicht nachdenken, dazu fehlte die Kraft,
aber vielleicht war das ganz gut so, denn Noah war sicher, dass er dann vor Panik verrückt werden würde.
Manchmal glaubte er seine Stimme zu hören,
immer wieder sah er seine Gestalt um eine Ecke verschwinden, schattenhaft, nicht wirklich definierbar, aber eindeutig ihn beobachtend.
Noah ließ sich keine Zeit genauer hinzusehen,
seine Angst trieb ihn umbarmherzig weiter.
Ziellos hetzte er durch die Straßen,
sich immer wieder nach allen Seiten umsehend lief er eine alte Frau um, hatte aber keine Zeit sich zu entschuldigen, ihr aufzuhelfen, er musste weiter, nur weg hier,
fing an zu laufen.
Vielleicht gab es nur einen Weg ihm zu entkommen ahnte Noah, aber noch verschloss er sich diesem Wissen,
auch wenn er kaum noch Kraft hatte.
Da war er wieder, nur ganz kurz hatte Noah ihn gesehen, aber dass reichte schon und seine Brust verengte sich vor Angst, jeder Atemzug tat weh und brachte nur noch wenig Sauerstoff. Trotzdem beschleunigte er das Tempo noch weiter und aus der Schwärze, die sich daraufhin vor Noahs Augen aufbaute, starrten ihn seine Augen grausam an.
Entsetzt schrie Noah auf,
ein Mann der ein paar Meter vor ihm ging drehte sich um, aber dass bemerkte Noah nicht,
er drohte vor Panik entgültig ohnmächtig zu werden. “Kann ich Ihnen helfen?“
Aus der Dunkelheit tauchte ein fremdes,
besorgtes guckendes Gesicht auf,
nein, nicht fremd, sein fieses Grinsen versteckte sich in den Mundwinkeln, sein Hass brannte in den Augen.
Noah stieß den Mann voller Panik zur Seite, taumelte weiter und beschloss einige Minuten und Straßen weiter, aufzugeben, während er kraftlos auf den Boden sank.
Ein paar Meter weiter presste er sich in einen Hauseingang, fuhr sich müde übers Gesicht und holte eine Rasierklinge aus seiner Tasche, schob seinen linken Ärmel hoch und schnitt mit konzentrierten Bewegungen die vernarbten Buchstaben auf seinem Arm nach: BASTARD. Und in seinem Gesicht war kein Schmerz zu sehen sondern nur die Erleichterung des Wissens, ihn nun endlich wieder einmal los zu sein.

asterisk
 



 
Oben Unten