Schatten-Monologe II

cara

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Heute fiel dein Schatten wieder auf mich. Schwer lastet er nun auf meinem Gemüt, sein Dunst schwärzt meine Scheiben. Dumpfe Gedanken schwingen sich auf und sinken alsbald kraftlos zu Boden, bezwungen von deiner brüllenden Absenz. Dem Schmerz warf ich ein dunkles Laken über, seinen grellen Schein zu dämpfen. Doch dein dröhnendes Schweigen durchkreischt meine Schatten und den Deinen, der mich deckt. Meine Luft wird knapp, verzweiflungsvoll ist mein letztes Aufbegehren. Ich bin so müde, so erschöpft; meine Kraft erlahmt - und dennoch muss ich weitergehn.Denn ich habe dich wieder erkannt.
Seit du mich fortschicktest, seitdem du mich verließest, kannst du dich nicht mehr verlassen - selbst nun, da wir uns wieder wahr nehmen könnten. Du merztest mich tapfer aus, meine kläglichen, widerspenstigen Reste drängtest du in die dunkelsten Ecken; von dort ihre Klage noch immer stumm widerhallt, ungehört verklingt. So bin ich noch immer gänzlich entäußert und des Trostes beraubt, der du mir stets warst. Und wohin ist die Labe deiner Seele, weshalb findest du sie nicht mehr?
Du traust dich nicht, wagst es nicht, dein Innerstes zu erproben - mir vertraust du schon lange nicht mehr. Noch immer frage ich mich, was ich dir tat, dass du nicht mehr an mich glauben kannst, mich nicht mehr siehst und auch nicht erblicken willst, was meine Substanz ist - jenseits meines Schattens. Ihn kennst du wieder, meiner selbst jedoch entsagtest du. Dein Schatten wohnt nun dem Meinen bei, und dennoch sind beide voll Furcht. Den Deinen ängstigt, was der Meine birgt; der Meine fürchtet um dich.

Ich bitte dich,
erkenne mich -
noch ist es nicht zu spät!
Lass meinen Schatten ruhn.
 



 
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